12.01.2016

Kunst mal anders

Kunst wo anders.

Yvonne Greitemann, Projektleiterin, KUNST RAUM KONZEPTE Dirk Monreal
Yvonne Greitemann

Ein Shoppingcenter ist ein lebhafter Ort, an dem die Zeit selten still steht. Sale-Aktionen, Sommerfeste und das Weihnachtsgeschäft sowie wechselnde Kollektionen in den Geschäften locken Besucher an. Ein Shoppingcenter ist heute mehr als nur ein Ort zum Shoppen, es ist ein Ausflugsziel, wo die Menschen stöbern, schlendern, kaufen aber auch eine Auszeit vom Alltag genießen. Das gastronomische Angebot ist ein Zusatzangebot, Aktionen in den Centern sind weitere Anziehungspunkte. Die Besucher erwarten aber heute in vielen Bereichen einfach mehr. Ein großzügiges Angebot, modernes Design, mehr Interaktivität, z.B. durch Apps, Individualität und Flair. Und hier kommt Kunst ist Spiel. Sie geht kreativ und vor allem flexibel auf den Zeitgeist ein und bietet großes Potenzial an Ideen und damit auch an Unterhaltung.

Das Besondere ist die Bandbreite und die Abwechslung die Kunst bietet. Zwischen Light Art und Street Art steht ein Potenzialpool zur Verfügung, der neue Facetten der Einbindung mit sich bringt und gleichwohl die Kritik der Beliebigkeit von Shoppingcentern vom Tisch fegt.Die moderne Technik im Bereich LEDs, Apps und Computerentwicklungen wird von den Künstlern großzügig ausgeschöpft und eingesetzt. Das klassische Bild an der Wand und die Skulptur vor der Tür sind ein verstaubtes und nicht zeitgemäßes Bild von Kunst am Bau. Heute bewegt Kunst mehr denn je, und das gelegentlich auch sprichwörtlich.


Mehrteilige Rauminstallation für das FORUM HANAU

LOLLIES & ROSENROT: Die Vorgabe und Vorstellung war anders, die Lösung genial.
Die HBB mbH ließ sich auf das „Experiment“ Kunst am Bau für das geplante Shoppingcenter Forum Hanau ein. Neugierig auf das Thema, wählten sie Künstler für den Wettbewerb aus und gaben die Lufträume des Shoppingcenters Mall als Ort vor. In der Erwartung von Konzepten für hängende Installationen, überraschte und überzeugte die Künstlerin Anke Eilergerhard die Entscheider mit einer stehenden, mehrteiligen Rauminstallation, die sich über die gesamte Höhe der Lufträume erstreckt. Ihre einzigartigen Silikonskulpturen, die bewusst mit süßem Naschwerk wie Torten oder Zuckergebäck aus Sahnehauben assoziieret werden, konzipierte sie zu LOLLIES und ergänzte dazu ROSENROT als Verbindung. Auf subtile Art sind so Bezüge zur Stadt und den Brüdern Grimm geschaffen, die Verbindung der einzelnen Gebäudeteile in Szenen gesetzt und gleichzeitig setzt die Künstlerin den Fokus auf das Feeling „Appetit auf mehr“ und „Lust am Leben“.



Die besondere Oberflächenstruktur und die Betrachtungsnähe zu den einzelnen „Skulpturen“ auf den einzelnen Ebenen regen die Fantasie an, das Material führt zu Spekulationen, ob es weich oder hart ist. Ganz pragmatisch dienen die sieben einzelnen „Skulpturen“ in unterschiedlichen Farben auch als Orientierungshilfe und Meetingpoints. Die Installation trifft so genau das Konzept des Forums Hanau und integriert sich fabelhaft ohne dabei gefällig zu sein. Als Eyecatcher wirkt es da wo es wirken soll, regt den Besucher an, verfällt aber nicht in eine Museumssituation der Andacht. Hier ist Kunst mittendrin und beinah sogar zum Anfassen.
Das klassische Bild von Kunst am Bau muss aus den Köpfen verschwinden, Kunst ist kreativ und innovativ und bei Bedarf auch interaktiv.

Die Vorstellungen von Kunst am Bau kursieren oft um das Reiterstandbild oder Werke wie die Fettecke von Beuys, „die ich nicht verstehe“. Die heutige Bandbreite an Künstlern zeigt aber ein kreatives Potenzial, das weit über diese Vorstellung hinaus geht. Mit einem anderen Blickwinkel schauen Künstler auf Immobilien und Ortssituationen, entwickeln eigene Interpretationen der Räume und schaffen innovative Lösungen. Dabei arbeiten sie nicht gegen die Immobilienkonzepte und Architektur an, sondern nehmen diese Vorgaben als Ansatz für ihre künstlerischen Konzepte.

Viele Immobilienentwickler verzichten aus Kostengründen auf Kunst am Bau und verschenken damit Potenzial.
LOLLIES & ROSENROT zeigt wunderbar das Potenzial von Kunst am Bau in Shoppingcentern. Sowohl dauerhafte Kunstinstallationen, aber gerade auch temporäre Kunstevents in den Centern bieten Entertainment der besonderen und individuellen Art. Medial eingesetzt sind temporäre Aktionen effektiv und bleiben in Erinnerung. Dauerhafte Kunstinstallationen werden zum Gesicht der Immobilie.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Kunst Raum Konzepte
Erstveröffentlichung: The Property Post, Januar 2016