09.12.2015

Chance für Geschlossene Fonds

Kapitalanlagegesetzbuch reguliert erstmals Geschlossene Fonds

C. Dietrich Zanger, Geschäftsführer, EastMerchant GmbH
C. Dietrich Zanger

Geschlossene Fonds waren bei Privatanlegern und im Bankvertrieb lange populär. In der Finanzkrise kam die Fondsart in Verruf. Mit dem Kapitalanlagegesetzbuch unterliegt die Branche nun der Aufsicht durch die BaFin. Nach anfänglicher Skepsis wird dies inzwischen überwiegend als Chance für einen Neuanfang gesehen, zumal die Niedrigzinsen Sachwertinvestments begünstigen. Mit Fonds der neuen Generation sollte das Vertrauen zurückzugewinnen sein.

Vor der Finanzkrise wurden jährlich Geschlossene Fonds mit mehr als 10Mrd. Euro Eigenkapital von bis zu 500 Emissionshäusern platziert. Die Palette umfasste Immobilien im In- und Ausland, Wind- und Solarparks, Schiffe, Flugzeuge, Filme, Private Equity und manche Exoten. Solche Anlagen waren bei Privatanlegern beliebt, und dieVertriebsprovisionen waren wichtiger Ertragsbestandteil im Privatkundengeschäft. Viele Fonds haben auch in der Krise Solidität bewiesen. Aber auch Fonds von Emittenten mit ehemals untadeligen Leistungsbilanzen gerieten in arge Bedrängnis – allen voran die Schiffsfonds. Den in ihrer Reputation ohnehin angeschlagenen Banken wurde Eigennutz vor Kundeninteresse vorgehalten und sie wurden von Gerichten reihenweise wegen Falschberatung oder nicht offengelegter Provisionen („Kickbacks“) zu Schadensersatz an Anleger verurteilt. Anlegerschutzkanzleien erhielten großen Zulauf. Dies alles und Fälle wie S & K taten ihr Übriges, die Politik aufzuschrecken und den Ruf nach einem Verbot des Vertriebs geschlossener Fonds an Privatanleger oder zumindest nach einer umfangreichen Regulierung laut werden zu lassen. Die Verunsicherung bei allen Beteiligten war entsprechend groß. Nur wenige Emissionshäuser bekamen noch Zwischenfinanzierungen zum Objekterwerb für neue Fonds. Fondsvertriebe und Privatkundenbetreuer waren fast nur noch mit Problemfonds beschäftigt. Das Neugeschäft brach zusammen. Und dann auch noch die Aussicht auf Verbote oder weitere Regulierungen? In der Branche ging die Existenzangst um.

Nach einer recht kurzen Vorlaufzeit trat im Juli 2013 das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) in Kraft. Bisherige Regelungen des Investmentgesetzes und europarechtliche Vorgaben über die Verwaltung sog. Alternativer Investmentfonds (AIF) werden darin integriert und umgesetzt. Erstmals werden damit nicht nur Wertpapier- und Offene Immobilienfonds, sondern auch Geschlossene Fonds umfassend reguliert.
Zunächst benötigen Anbieter geschlossener AIFs eine Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) von der BaFin, für die fachliche Eignung der Verantwortlichen und einschlägige Risiko- und Liquiditätsmanagementsysteme nachzuweisen sind. Aber auch jeder einzelne Fonds benötigt eine Freigabe der BaFin und muss über eine unabhängige Verwahrstelle als Kontrollinstanz verfügen. Daneben bestehen Anforderungen an die Struktur der Fonds (z.B. Risikostreuung, maximal 60 Prozent Fremdfinanzierung) und an den laufenden Betrieb (z.B. jährliche Bewertungen, Meldungen und Berichte). Unsicherheiten bei der praktischen Auslegung und Umsetzung der neuen Regularien versucht die Branche z.B. durch abgestimmte Textmuster und Anforderungen an Prospektinhalte zu begrenzen. So sollen Gestaltungs- und Genehmigungsprozesse verlässlicher und das Risiko zukünftiger ggf. abweichender Auslegungen z.B. durch die Gerichte reduziert werden.

Die Kombination aus Mangel an Zwischenfinanzierungen, Käuferzurückhaltung und neuen Regularien hat jedoch zu einer Konsolidierung in der Branche geführt. Bislang haben eher die großenEmissionshäuser eine Zulassung als KVG und es gibt erst wenige neue Produktangebote. Einige Anbieter ziehen sich ganz aus dem Publikumsgeschäft zurück oder lagern Teilfunktionen aus. Angesichts der erhöhten Anforderungen auch an den Vertrieb geben zudem freie Vertriebe auf.

Eine gemeinsame Studie von der Beratungsgesellschaft PwC, dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und dem bsi Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen e.V. hat ergeben, dass inzwischen allerdings die meisten Manager von AIFs in den neuen Regularien eher eine Chance für einen Neuanfang als ein Hindernis ansehen.
An dieser Stelle ein Ausblick: Privatanleger halten derzeit gewaltige Beträge als Liquidität. Es bleibt spannend, ob es gelingt, verlorenes Terrain für geschlossene AIF zurückzugewinnen. Der Verweis auf mehr Kontrolle ist da ganz sicher nicht hinreichend.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von EastMerchant GmbH
Erstveröffentlichung: International bankers forum, 2015