28.09.2016

Lohnende Wohninvestments

Investoren setzen verstärkt auf Wohninvestments in B- und C-Städten

Kai Wolfram, Geschäftsführender Gesellschafter, Engel & Völkers Investment Consulting GmbH
Kai Wolfram

Kai Wolfram, Geschäftsführender Gesellschafter der Engel & Völkers Investment Consulting Gmbh, erläutert im Interview die Ergebnisse der neuen EVIC-Umfrage unter institutionellen Anlegern in Deutschland: Wie investieren Anleger in Zeiten der Niedrigzinsen? Lohnen sich Investments in A-Standorten noch?

The Property Post (TPP): Herr Wolfram, zu Beginn des Jahres hieß es noch, dass die Party auf dem Wohninvestmentmarkt mangels zurückgehender Angebote vorbei sei. Ist die Prognose eingetroffen?

Kai Wolfram (KW): Nein, das genaue Gegenteil ist der Fall. Institutionelle Anleger setzen verstärkt auf Wohnimmobilieninvestments. Mittlerweile macht das Segment Wohnen mehrheitlich bereits die Hälfte des Immobilienportfolios bei professionellen Investoren aus, wie unsere neueste Investorenumfrage belegt. Und über die Hälfte der von uns befragten Investoren will den Wohnimmobilienanteil in den nächsten zwölf bis 18 Monaten sogar weiter erhöhen. Trotz allem oder gerade deswegen bleibt das Produkt Wohnen rar, wenngleich wir deutlich mehr Angebot am Markt gesehen und Transaktionen realisiert haben, als geplant. Dies ist darauf zurückzuführen, dass viele Bestandshalter wohnungswirtschaftlich ausoptimierte Produkte aufgrund der Marktphase veräußern.

TPP: Wie sieht es mit den Renditen aus? Gibt es überhaupt noch lohnenswerte Investments bei den rasant steigenden Kaufpreisen?

KW: Die Mehrheit der Experten kalkuliert mit einem Renditeniveau von vier bis fünf Prozent jährlich. Insbesondere Objekte in A-Städten und den weiteren Ballungsregionen sind mit rund 68 Prozent stark nachgefragt: Hier werden mit 3,4 Prozent jährlich die höchsten Mietsteigerungen erwartet. Trotz der immer weiter steigenden Kaufpreise lassen sich offenkundig immer noch attraktive Renditen erzielen. Daher werden die Investoren auch mittelfristig ihr Wohnimmobilienportfolio ausbauen. Denn die für Investoren wichtigsten Kriterien – Werterhalt, Sicherheit und hohe Ausschüttungsrenditen – werden am besten mit Wohnimmobilien erreicht.

TPP: Aber teilweise sind die Preise in den A-Standorten doch mittlerweile “überhitzt“?

KW: Grundsätzlich können in allen Märkten noch sinnvolle Investitionen in Wohnimmobilien getätigt werden. In einzelnen Top-Standorten wie München sind die Preise jedoch in Größenordnungen vorgedrungen, die langfristig rentable Investitionen fraglich erscheinen lassen. Daher rücken B- und C-Standorte sowie die Ballungszentren außerhalb der Metropolen immer stärker in den Fokus von Immobilieninvestoren. Ein wichtiger Grund dafür ist – neben den zum Teil überteuerten Preisen in den Top-Standorten – auch die Tatsache, dass an den A-Städten kaum noch attraktive Portfolien zum Kauf angeboten werden, der Investitionsdruck aber angesichts der niedrigen Zinsen und fehlender Anlagealternativen nicht nachlässt.

TPP: Was sind denn mögliche Alternativen für Investoren, die an der Preisrally nicht teilnehmen möchten?

KW: Viele Investoren weichen bereits auf Spezialimmobilien wie „Studentisches Wohnen“, Pflegeimmobilien, oder andere, der Nutzung „Wohnen“ nahe Objektarten aus oder denken vermehrt auch über Neubauentwicklungen nach. Denn in beiden Fällen können Investoren noch relativ hohe Renditen erzielen. Zudem ist das Risiko bei der Assetklasse „Studentisches Wohnen“ vergleichbar gering wie im klassischen Wohnsegment. Bei Projektentwicklungen, die bei Anlegern hoch im Kurs stehen, lässt sich das Risiko durch Finanzierungsmodelle wie Forward-Funding ebenfalls reduzieren.

Zur EVIC-Investorenumfrage 2016: An der Online-Umfrage zu den Anlegekriterien von institutionellen Investoren und Family Offices haben sich insgesamt rund 160 Unternehmen beteiligt. Deutsche Family Offices und Stiftungen stellten dabei mit einem Anteil von 45 Prozent die größte Gruppe. Danach folgen deutsche Versicherungen mit einem Anteil von 22 Prozent und Pensionsfonds/-kassen sowie Versorgungswerke mit 14 Prozent. Rund 13 Prozent der Antworten stammen von Depot-A Managern deutscher Banken und Sparkassen. Alle Ergebnisse der „Investorenumfrage 2016 – Investitionsstrategien institutioneller Investoren am deutschen Wohnimmobilienmarkt“ können Sie hier downloaden: EVIC – Investorenumfrage 2016

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Engel & Völkers Investment Consulting
Erstveröffentlichung: The Property Post, September 2016