02.05.2016

"Gesund, smart - und renditestark"

Peter Tzeschlock über nachhaltige Immobilien

Peter Tzeschlock, Vorsitzender des Vorstands, Drees & Sommer SE
Peter Tzeschlock

Vier Fragen an Peter Tzeschlock

Im Property-Post-Interview spricht Peter Tzeschlock, Vorstand der Drees & Sommer AG, über das sich wandelnde Verständnis von Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft und die Anforderungen, die sich daraus für Planer, Entwickler, Bauherren und Investoren ergeben.


„Deutschland ist als Standort für Immobilieninvestoren sehr attraktiv, und deshalb haben wir es immer häufiger mit ausländischen Investoren oder internationalen Konsortien zu tun. Zum anderen ist das Thema Nachhaltigkeit für viele Entwickler und Investoren ein ganz zentraler Punkt, – aber nicht mehr nur in Bezug auf Emissionen und Energieeffizienz, sondern in einem viel umfassenderen Sinne.“
Peter Tzeschlock, Vorsitzender des Vorstandes der Drees & Sommer AG

Wie reagieren Sie als Unternehmen auf den Trend zur Internationalisierung?

Peter Tzeschlock: Unsere Erfahrung ist, dass man die ausländischen Partner in ihrem eigenen Land abholen sollte. Vertrauen spielt im internationalen Geschäft eine ganz besonders wichtige Rolle, und dieses Vertrauen wird am ehesten in den jeweiligen Heimatmärkten aufgebaut. Wenn wir Kunden bei Projekten in ihren eigenen Ländern erfolgreich begleitet haben, dann sind sie in der Regel gern bereit, sich auch bei ihren Aktivitäten in Deutschland von uns beraten zu lassen.

Sie sagten, dass das Thema Nachhaltigkeit für viele Entwickler und Investoren ein ganz zentraler Punkt sei. Ist das nicht schon seit etlichen Jahren so?

Peter Tzeschlock: Das kommt darauf an, wie eng oder wie weit man den Begriff Nachhaltigkeit fasst. Es stimmt, dass in der Immobilienwirtschaft schon lange über Nachhaltigkeit gesprochen wird, aber dabei ging es zunächst fast immer nur um Energieeffizienz, reduzierte Emissionen und ökologische Aspekte. Diese Themen sind auch weiterhin wichtig, aber für Investoren ist neben der Ökologie auch immer der Renditeaspekt entscheidend. Heute sind Gebäude gefragt, die nicht nur energiesparend und kostengünstig sind, sondern auch gesund, flexibel nutzbar, smart – und natürlich auch renditestark sind. Mieter fragen nicht nur nach den Betriebskosten, sondern wollen auch wissen, welche Baustoffe verwendet wurden und wie es um die Luftqualität steht.

Was bedeutet das konkret für die Branche?

Peter Tzeschlock: Wir kommen vom Green Building und entwickeln uns immer mehr in Richtung Blue Building. Das sind Gebäude, die sich an dem von Michael Braungart entwickelten Cradle-to-Cradle-Konzept orientieren und auf Kreislaufwirtschaft setzen. Natürlich wird es kurzfristig nicht möglich sein, alle Bestandteile eines Gebäudes nach dem Abriss wieder auf Rohstoff-Ebene wiederzuverwerten. Aber bei einer Reihe wichtiger Gebäudekomponenten kann man diesem Ideal zumindest schon ziemlich nahe kommen. Nachhaltig und renditestark zu bauen, bedeutet aber nicht nur, innovative Gebäude zu schaffen. Auch im Planungs- und Bauprozess müssen wir uns weiterentwickeln, um kostengünstiger produzieren und die Qualität verbessern zu können.

Auf welchem Wege und mit welchen Methoden lassen sich diese Ziele erreichen?

Peter Tzeschlock: Bauprojekte werden zunehmend komplexer und sind damit auch störanfälliger. Um die Projektsteuerung im Griff zu behalten und Termin- oder Baukostenüberschreitungen zu vermeiden, müssen deshalb Methoden angewandt werden, mit denen man die steigende Komplexität in der Praxis bewältigen kann. Ein innovativer, IT-gestützter Lösungsansatz ist in diesem Zusammenhang das Building Information Modeling (BIM). Dabei wird das Gebäude zunächst als digitaler Prototyp „gebaut“, um eventuelle Fehler noch in der Planungsphase erkennen zu können – und nicht erst, wenn sie schon auf der Baustelle in Beton gegossen worden sind. So können mögliche Risikostellen aufgedeckt und Schnittstellen zwischen den verschiedenen beteiligten Gewerken optimiert werden. Auch Lean Construction Management ist ein Ansatz, der in ähnlicher Weise in anderen Branchen schon etabliert ist und nun auch in der Immobilienwirtschaft stark an Bedeutung gewinnt. Anders als bei den energetischen Aspekten hat Deutschland hier aber im internationalen Vergleich noch Nachholbedarf.

Herr Tzeschlock, herzlichen Dank für das Interview!

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von The Property Post
Erstveröffentlichung: The Property Post, 12. März 2015