05.07.2016

Baubranche braucht Kulturwandel

Die deutsche Baubranche leidet unter strukturellen Defiziten

Thorsten Krauß, CEO, UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Thorsten Krauß

Die deutsche Baubranche hat strukturelle Probleme, die zu höchst unangenehmen Folgen für alle Beteiligten führen: Geschäftsschädigende Verzögerungen, Baumängel, Insolvenzen von Bauunternehmen und im Nachgang endlose teure Rechtsstreitigkeiten zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern. Im Wesentlichen ist dieser Missstand auf zwei Gründe zurückzuführen: Auf die Trennung von Planung und Ausführung und den scharfen Verdrängungswettbewerb, der mit hohem Margendruck einhergeht. Von der aktuell vorherrschenden Praxis profitieren nur zwei Gruppen: Gutachter und Rechtsberater.

Die strukturellen Probleme der deutschen Baubranche können nur durch einenKulturwandel in der gesamten Baubranche überwunden werden – hinzu einer Kultur des Vertrauens und der Kooperation. Wichtige Impulse hierzu kamen bereits vor knapp 20 Jahren aus Großbritannien: Im Egan-Report von 1998 unter dem programmatischen Titel „Rethinking Construction“ sind alle wesentlichen Punkte für eine neue Baupraxis enthalten. Im Wesentlichen sind dies zwei Grundforderungen: Erstens, Schluss mit der katastrophalen Trennung von Planung und Ausführung. Zweitens, langfristige Partnerschaften zwischen Bauherrn und Auftragnehmer statt ständig neuer Ausschreibungen.

Wie kann dies erreicht werden? Feste Bauteams aus den bislang getrennt arbeitenden Akteuren Auftraggeber, Planer und Ausführende sollten zur Regel werden. Denn nur so ergibt sich eine von Beginn an realistische Preiskalkulation, die auch für alle Beteiligten transparent ist. Außerdem sollten diese Teams aus einer Vielfalt an Vertragsmodellen schöpfen können, die den Einzelausschreibungen ein Ende bereiten. Vor allem durch längerfristige Kooperationen können die Folgen des ruinösen Wettbewerbs abgemildert werden.Es ist bezeichnend, dass die deutsche Reaktion auf den Egan-Report außer ein paar Positionspapieren bis heute betroffenes Schweigen ist. Dies ist kaum akzeptabel, denn das wichtigste Argument für partnerschaftliches Bauen ist die höhere Effizienz. Unsere Erfahrung zeigt, dass bei der Umsetzung der genannten Modelle 20 Prozent Kosten- und 30 Prozent Zeitreduzierungen zu erreichen sind.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, Mai 2016

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