The Property Post Institutional Magazin NR 03 - April 2025
NR 03 - APRIL 2025 13 12 Dr. Wolfgang Bauer war einer der ersten, der auf die Finanzpläne der vermutlich neuen Bundes- regierung reagierte: Kaum hatten CDU/CSU und SPD verkündet, faktisch die Schuldenbremse zu- gunsten eines höheren Wehretats auszuhebeln und ein 500 Milliarden Euro schweres Sonderver- mögen zur Finanzierung von Infrastrukturinvesti- tionen auf den Weg zu bringen, meldete sich der Anleihefondsmanager von M&G Investments in der Fachpresse zu Wort. Seine Sorge: Massive In- frastrukturinvestitionen könnten die Preisinflation hochhalten und die Zinssenkungen der EZB verzö- gern. Höhere Anleihebeträge würden den Finan- zierungsvorteil Deutschlands schmälern und die Renditen von Bundesanleihen in die Höhe treiben. Und für die Eurozone bestünde die Möglichkeit eines Präzedenzfalles: andere Länder könnten sich weiter verschulden, was die systemischen Risiken erhöhen würde. Anleihefondsmanager Bauer kam zu dem Schluss: Die geplanten Maßnahmen sind nicht nur der Abschied von der Haushaltsdisziplin, sondern „ein Gamechanger für Investoren“. Die mutmaßliche Abkehr von der lange Zeit ge- übten deutschen Sparsamkeit stößt indes nicht überall auf Skepsis. ImGegenteil. Bei vielen auslän- dischen Investoren habe die Aussicht auf mehr In- vestitionswillen der Deutschen positive Reaktionen ausgelöst, berichtete etwa Dr. Ulrich von Creytz, Investmentchef (Chief Investment Officer) für das europäische Immobiliengeschäft der Fondsgesell- schaft DWS, von der diesjährigen internationalen Immobilienmesse MIPIM. „Allein die Aussicht, dass die Deutschen künftig Milliarden in Infrastruktur und Digitalisierung investieren wollen, hat die Branche als starken Impuls empfunden, der für die Zukunftsfähigkeit des Landes spricht“, so von Creytz. „Deutschland wird als Investitionsstandort wieder in einem ganz anderen Licht gesehen, weil es Aufbruchcharakter signalisiert. Endlich passiert wieder etwas.“ Der DWS-Investmentchef vermutet, dass dieses Signal auch das Wiederanspringen der Immobi- lienmärkte verstärken wird. Grundsätzlich geht er für die kommenden zwei bis drei Jahre von guten Einstiegschancen für institutionelle Investoren in Susanne Osadnik arbeitet als freie Immobilienjournalistin Die Stimmung an den Transak- tionsmärkten verbessert sich deutlich. Zinssenkungen, ab- gewertete Portfolios und nicht zuletzt die Anpassungsleistung der Immobilienwirtschaft haben den freien Fall gestoppt und sor- gen wieder für besseres Investi- tionsklima. Von Euphorie ist die Branche aber noch weit entfernt. Immobilien aus. „Trotz vielfältiger Investitionsmög- lichkeiten bleiben Immobilien ein fester Bestand- teil eines jeden professionellen Portfolios – wenn auch vielleicht nicht mehr in dem bislang ge- kannten Umfang“, sagt von Creytz. „Als langfristige Wachstumsinvestments etwa in Wohnimmobilien werden sie immer einen wichtigen Platz im Anla- gemarkt einnehmen und sind auch gesellschafts- politisch enorm wichtig.“ Das spiegelt auch das Ergebnis des jüngstenTrend- barometers Immobilien-Investmentmarkt 2025 von Ernst & Young (EY) Real Estate wider: Die Immobi- lienmärkte stabilisieren sich nach zwei Jahren mit deutlichen Rückgängen des Transaktionsvolumens (2022: -40 Prozent; 2023: -56 Prozent) und zeigen erstmals seit 2021 wieder Wachstumstendenzen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr wieder Objekte im Wert von 34,9 Milliarden Euro gehan- delt. Abwärtstrend gestoppt? Bei EY ist man vorsichtig optimistisch: „Die Abwer- tungen der Bestände, die erfolgten Zinssenkungen und nicht zuletzt auch die Anpassungsleistungen der Immobilienwirtschaft zeigen Wirkung“, erklärt Florian Schwalm, Managing Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. „Der freie Fall ist ge- stoppt und das Investitionsklima dreht sich lang- sam, wenn auch trotz zahlreicher weiterhin be- stehender Herausforderungen noch lange keine Euphorie angebracht ist.“ Foto: Mlenny@istock Aufbruch in einen neuen Zyklus “ Dr. Ulrich von Creytz Chief Investment Officer DWS Allein die Aus- sicht, dass die Deutschen künf- tig Milliarden in Infrastruktur und Digi- talisierung investieren wollen, hat die Branche als starken Impuls emp- funden.
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