The Property Post Institutional | Nr 04 - November 2025

NR 04 - NOVEMBER 2025 9 8 Erinnern Sie sich noch an das „Deutschland-Tem- po“? Den Begriff prägte Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz, damals im Zusammenhang mit der raschen Bereitstellung von LNG-Terminals, um russisches Gas zu ersetzen. Das hat sogar funktioniert. Sei- nerzeit schrieben drei schwäbische Oberbürger- meister einen Brief an den Bundeskanzler. Darin listeten Boris Palmer, Tübingen, Richard Arnold, Schwäbisch Gmünd, und Matthias Klopfer, Esslin- gen, absurde Auswüchse des bürokratischen Über- schwangs auf und mahnten an, dass „Deutschland- Tempo“ überall walten zu lassen. Scholz hat darauf nicht reagiert. Nun, zwei Jahre später, haben die drei tapferen Bürgermeister den Brief noch einmal abgeschickt, diesmal an den neuen Bundeskanzler Friedrich Merz. Der hat immerhin geantwortet. Leider spricht der Vorgang Bände: Die rasche Realisierung der LNG-Terminals gehörte zu den Ausnahmen. Das reale Verwaltungs- und Umsetzungstempo in Deutschland ist und bleibt oft genug das Schne- ckentempo. Alle, die Gebäude und Quartiere pla- nen, entwickeln und bauen, wissen das nur allzu gut. Genehmigungen ziehen sich über Jahre, Auf- lagen aller Art verteuern den Bau deutlich. Wer mit dem Finger nur auf Politik und Verwal- tung zeigt, macht es sich allerdings zu bequem. Alle Beteiligten haben Gründe genug, sich selbst an der Nase zu fassen. Im Vergleich zu anderen großen Wirtschaftszweigen fällt eines besonders auf: Das Planen, Entwickeln und Bauen verzichtet Christof Hardebusch Herausgeber The Property Post Foto: Lungkhaek@shutterstock Besser Gemeinsam “ Tim-Oliver Müller Hauptgeschäftsführer Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Die Diskussion um das Partner- schaftliche Bauen gewinnt in Zeiten angespannter Haushalte, steigender Bau- kosten und wachsender Investitionsbedarfe erneut an Dynamik. Aus Sicht der Bauindustrie zeigt sich: Ohne flexible Ver- gabestrukturen, ohne die Möglichkeit, Projekte auch in größeren Einheiten zu realisieren, und ohne ech- te Kooperation entlang der Wertschöpfungskette wer- den wir die Herausforde- rungen nicht bewältigen. Fragmentiert, zu wenig digitalisiert, von einer überbor- denden Bürokratie und Regulierungswut drangsaliert – Planen, Entwickeln und Bauen in Deutschland ist zu lang- wierig und zu teuer. Leidtragende sind die Nutzer auf den Wohnungs- und Gewerbemärkten. Lösungen lassen sich nur im Schulterschluss aller Beteiligten finden: Politik, Verwaltung, Immobilien- und Bauwirtschaft, Architekten und Planer, Energiewirtschaft und Baustoffhersteller.

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