The Property Post Institutional | Nr 04 - November 2025
The Property Post Institutional NR 04 - NOVEMBER 2025 17 16 gen zu neuen hochwertigen Baustoffen. In der Re- gel sind Aufbereitungs- und Verarbeitungsstand- orte für Sekundärrohstoffe überregional orientiert, was zu langen Transportwegen und damit zu ei- nem erheblichen CO 2 -Ausstoß führt. Wir streben die regionale Verarbeitung von regional anfallen- den Sekundärrohstoffen an. Eine solche dezentra- le Struktur kann ich dann wirtschaftlich betreiben, wenn ich KI-Applikationen zur Verfügung habe, die auf Baustellen ermitteln, welche Baustoffe in welcher Qualität benötigt werden. Für den Auf- bau der Prozesse, aber natürlich auch für die Pro- duktentwicklung investieren wir seit vielen Jahren erheblich in Forschung und Entwicklung und ko- operieren dabei mit führenden Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Wie setzt Sievert Zirkularität in der Praxis um? Wir haben eine Reihe von Pilotprojekten, die sehr gute Ergebnisse erzielen. Zum Beispiel der neue JED Campus, ein Zentrum für Wissenstransfer, In- novation und Unternehmertum in Schlieren, das komplett recycelbar ist. Dazu kommen weitere Nachhaltigkeitsfeatures wie die intelligente Klima- architektur, natürliche Kühlung und Heizung und vieles mehr. Auf welche Hemmnisse stößt die Implementie- rung der Kreislaufwirtschaft im Bausektor? Kurzfristig hemmendwirkt diewirtschaftlicheMach- barkeit angesichts der häufig noch recht hohen Kosten für kreislauffähige Baustoffe. Hinzu kommt die Materialverfügbarkeit: Der Wettbewerb um Se- Lineare Wertschöpfungskette Die lineare Wertschöpfungskette ist eine Sackgasse für die Bauwirtschaft Quelle: Sievert SE, September 2025 Steigende Kosten für Rohstoffe weil keine neuen Abbaugenehmi- gungen Steigende Kosten für Entsorgung weil keine Genehmigun- gen für neue Deponien Rohstoffe Herstellung Errichtung Versorgung durch Recycling Nutzung Abriss Entsorgung Umbau zu einer zirkulären Wertschöpfungskette: aus Entsorgung muss Versorgung werden, indem aus Abbruchmaterialien durch Recycling wieder Rohstoffe gewonnen werden Zirkuläre Wertschöpfungskette (Kreislaufwirtschaft) Status quo Zukunft Im Interview: Timke Precht Herr Precht, warum geht Sievert Baustoffe das Thema Kreislaufwirtschaft so entschlossen an? Sievert ist ein Familienunternehmen mit langer Tra- dition und entsprechend langfristig ausgerichtet. Hinzu kommt ein hohes gesellschaftliches Verant- wortungsbewusstsein. Natürlich wollen wir auch unternehmerisch erfolgreich sein. Die Kombina- tion aus Verantwortungsbewusstsein, langfristigem Denken und Erfolg führt direkt zu unserer Nachhal- tigkeitsstrategie. Wie gehen Sie konkret vor? Primärrohstoffe wie Sand oder Kies werden immer knapper und damit auch teurer. Wir ersetzen „fri- sche“ Rohstoffe durch sekundäre, das heißt wieder aufbereitete Rohstoffe. Klassischerweise liegen die Errichtung und der Abriss eines Gebäudes zeitlich weit auseinander und werden von nicht miteinan- der in Verbindung stehenden Unternehmen durch- geführt. Unser Ziel ist es aber, vom Rohstoff bis zur Wiederverwertung jeden einzelnen Prozessschritt so weit wie möglich zu beeinflussen. Wir arbeiten mit Partnerunternehmen zusammen, die gemäß unserer Spezifikationen Gebäude abbauen und zerlegen. Diese Vorselektion ermöglicht uns, aus Abrissmaterial Premium-Baustoffe herzustellen. Das klingt einfach. Warum agiert die Baustoff- industrie nicht längst überall so? Zur Verarbeitung von Sekundärrohstoffen müs- sen die vorhandenen Fertigungsprozesse ange- passt werden. Das geht nicht per Knopfdruck. Im nächsten Schritt müssen die Herstellungsprozesse auf große Mengen bei hoher Qualität ausgerich- tet werden. Nur so lassen sich marktfähige Preise erreichen. Um einen vollständigen Kreislauf zu implementieren, verwandeln wir auch die auf der Baustelle anfallenden, teils erheblichen Abfallmen- Timke Precht Geschäftsführer Sievert Baustoffe SE Machen und nicht warten Die Errichtung von Gebäuden ist von immer knapper wer- denden Rohstoffen, großen Abfallmengen und hohen CO2-Emissionen geprägt. Die Implementierung von kreislauf- wirtschaftlichen Elementen bietet einen Ausweg.
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