The Property Post Institutional | Nr 04 - November 2025
The Property Post Institutional NR 04 - NOVEMBER 2025 27 26 Foto: Victor (auf Unsplash) Herr Dr. Mösle, seit vielen Jahren sind Green Buildings, also Gebäude, die die Nachhaltigkeit ins Zentrum rücken, auch wirtschaftlich erfolg- reich. In der Zwischenzeit scheint sich der Kli- mawandel immer weiter zu beschleunigen. Wie hat diese Entwicklung Einfluss auf Green Buil- dings und auf Gebäude allgemein – und was tut sich hier in der Zukunft? In den vergangenen Jahren ist die CO 2 -Bilanz über den Gebäudelebenszyklus zur wichtigsten Umweltkennzahl geworden. Und die weiter stei- genden Abgaben pro ausgestoßener Tonne CO 2 sollten diesen Trend in Zukunft noch verstärken. Aus meiner Sicht wird diese Kenngröße spätestens mit der Aufnahme der Gebäude in den EU-Emissi- onshandel ab 2027 und der Umsetzung der neuen Gebäude-Energierichtlinie ab 2028 für öffentliche und 2030 für private Gebäude in Bauprojekten ge- nauso wichtig werden wie die Baukosten. Was genau fällt denn in die CO 2 -Bilanz eines Gebäudes? Die CO 2 -Bilanz umfasst nicht nur den Betrieb, also die während der Nutzung durch Elektrizität, Heizen, Kühlen etc. anfallenden Emissionen. Dazu zählen vielmehr schon die Emissionen aus der Her- stellung des Gebäudes. Und natürlich auch dieje- nigen, die bei einem späteren Rückbau oder dem alternativen Bestandserhalt anfallen. Betrachtet wird eben der gesamte Lebenszyklus – und der kann sich unter Umständen über viele Jahrzehnte und Zustandsphasen erstrecken. Das heißt, dass auch die Stoffe und Baumate- rialien selbst immer schon einen CO 2 -Rucksack mitbringen? Ja, genau. Und hier kommt eine weitere zentrale Frage ins Spiel, die zunehmend wichtig wird: Wie designen wir unsere Gebäude künftig von Anfang an nicht nur möglichst CO 2 -neutral, sondern auch kreislauffähig? Dabei geht es grundlegend um eine zirkuläre Neugestaltung der Stoffströme. Die- se muss in Zukunft ein elementarer Baustein der Bauwirtschaft werden. Das hilft uns – wie gesagt – dabei, CO 2 -Emissionen zu vermeiden. Gleichzeitig schonen wir dadurch vor allem unsere Primärres- sourcen, also Rohstoffe, die wir wie Erze, Holz oder Wasser direkt aus der Natur gewinnen. Aber stellt das nicht eine weitere, schwierige Herausforderung für die Bauwirtschaft in einer ohnehin unsicheren Zeit dar? Einerseits ja. Andererseits eröffnet uns das Prin- zip des Urban Mining gerade die Chance, die wir brauchen, um die heute vorhandenen Baustoffe im Bestand so gut als möglich in eine hohe Wieder- verwertung und -verwendung zu bringen. Daraus Neues Bauen braucht neue Maßstäbe: CO₂-Bilanz, Zirkularität und Einfachheit Im Interview: Dr. Peter Mösle Dr. Peter Mösle Senior Executive Drees & Sommer
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