The Property Post Institutional | Nr 04 - November 2025
The Property Post Institutional NR 04 - NOVEMBER 2025 41 40 werke – gern ausgewählt anhand des jeweils güns- tigsten Angebots. Zugleich wissen sie, dass dieses Vor- gehen eine Rechnung mit vielen Unbekannten ist und versuchen, daraus resultierende Risiken mit Vollständigkeitsklauseln auf ihre Auftragnehmer abzuwälzen. Die wehren sich dann im Projektverlauf mit Nachträgen – ein konfliktreiches und unnötig kostspieliges und zeit- aufwändiges Verfahren. Wir empfehlen eine Pre- construction-Phase mit gründlicher technischer Due Diligence, um Altlasten und andere bauliche Risiken zu identifizieren. Den Rahmen für die Um- setzung setzen wir vorzugsweise mit Open-Book- Verfahren und garantiertem Maximalpreis (GMP). Damit ist gewährleistet, dass das Projekt jederzeit im Vordergrund steht. Viele Bauherren entscheiden sich aus Kosten- druck für den günstigsten Anbieter. Welche Er- fahrungen machen Sie mit Auftraggebern, die diesen Weg später bereuen? Das ist leider häufig so. Aber wer nach dem ersten Versuch zu uns kommt, hat ja bereits einen Schritt getan. Um es in Fußballdeutsch zu übersetzen – wir sind die Experten für den zweiten Ball. Das A und O ist wirklich die frühzeitige Bestandsaufnahme. Planer allein können das nicht leisten. Bauherren sollten deshalb mehr in die Preconstruction-Phase investieren. Sind die Risiken identifiziert, lässt sich die Revitalisierung im Vorhinein relativ genau kal- kulieren. Auf der Basis kann die Umsetzung viel präziser ausgeschrieben werden. Hat sich der Bau- herr aufgrund falscher Annahmen erst einmal an einen Generalunternehmer gebunden, ist er im weiteren Verlauf von diesem abhängig. Das lässt sich vermeiden. Nachhaltigkeit wird oft aus Kostengründen ver- mieden. Warum ist das aus Ihrer Sicht ein Trug- schluss? Nachvollziehbar ja, aber trotzdem falsch. Klug ge- plante und umgesetzte Maßnahmen sind auch wirtschaftlich von Vorteil. Zertifizierungen, ob LEED, DGNB oder andere, sind ein werttreibendes Element. Vor allem Investmentgesellschaften und große Konzerne, die als Bauherren auftreten, ver- stehen das auch. ESG-Konformität ist für sie ein hohes Gut. Aber auch mittelständische Unterneh- men sollten nicht nur auf die Ad-hoc-Kosten, son- dern auch auf die Betriebskosten im Lebenszyklus und auf die Zukunftsfähigkeit ihrer Gebäude Wert legen. Nachhaltigkeit zahlt sich doppelt aus – öko- logisch und wirtschaftlich – zum Beispiel bei den Betriebskosten und beim Gebäudewert. Als großes Fernziel schwebt der Baubranche die Kreislaufwirtschaft vor, in der Baustoffe neu verwendet werden können. In der Praxis eher schwierig, oder? Keineswegs, wenn man Schritt für Schritt vorgeht. Einige große Baustoffhersteller nehmen ausge- diente Bauteile zurück, um sie zu überarbeiten und dann erneut anzubieten. Man muss nur fragen und ein Zwischenlager vorhalten. Geschäftsführer Schwitzke Project Timon P. Koch Foto: Schwitzke Project Offen und transparent Im Interview: Timon P. Koch Ältere Gebäude entpuppen sich oft als Wundertüte, sobald man sie anfasst. Vor allem dann, wenn Bauherren ausführende Unternehmen und technische Experten erst ins Projekt holen, wenn die Planung schon weitgehend steht. Timon P. Koch, Geschäftsführer bei Schwitzke Project, erläutert, wie es besser geht. Ihr beruflicher Werdegang vereint Bankwesen, Bauingenieurwesen und Unternehmensfüh- rung. Wie prägt diese Kombination Ihre Sicht auf wirtschaftlich tragfähige Bauprojekte? Mein Großvater und mein Vater waren in der Bau- branche tätig. `Jedes Projekt beginnt und endet mit einer Bank´ war eine ihrer wichtigen Erkenntnisse. Jede Facette und jeder Prozessschritt müssen auch aus der Perspektive ihrer Wirtschaftlichkeit heraus beurteilt werden, wenn Projekte für alle Beteiligten zum Erfolg werden sollen. Das gilt auch und be- sonders für Nachhaltigkeits-Aspekte. Dieses Wis- sen hilft mir sehr, und ich gebe es als Lehrkraft an einigen Hochschulen auch gern weiter. Revitalisierungen im Bestand gelten als beson- ders anspruchsvoll. Wie gelingt es Ihnen, unter Zeit- und Kostendruck sowie divergierenden In- teressen stabile Prozesse zu etablieren? Das kommt darauf an, wie Bauherren ein Projekt aufsetzen. Häufig lassen sie von Architekten die Planung erstellen und suchen dann erst einen Ge- neralübernehmer oder einzelne ausführende Ge-
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