02.02.2018

Hybrid ist das neue Schwarz

Dynamik in der Serviced-Apartment-Welt

Anett Gregorius, Gründerin und Inhaberin, Apartmentservice
Anett Gregorius

Immer größere Projekte, immer kleinere Einheiten und alles im Mix and Match. Die Serviced-Apartment-Welt erlebt derzeit mit dem Trend zu gemischten Zielgruppen und der großen Community-Lust ihre größte Dynamik. Pate stehen dafür zum Beispiel Häuser wie das The Student Hotel, das demnächst erstmals in Deutschland startet, oder das Lebendige Haus in Dresden. Denn es geht um das Ineinanderfließen von Serviced Apartments, studentischem und Mikro-Wohnen, Co-Working und Co-Living, Gastronomie und Einzelhandel. Es geht um Menschen jeden Alters, in verschiedenen Lebenssituationen, für eine Nacht oder Monate. Um neue Wohnformen. Und nicht mehr nur um temporäre Unterkünfte für Businessgäste, die projektbezogen in einer anderen Stadt arbeiten.

Die neue hybride Apartmentwelt hat sich vor allem mit dem Markteintritt vieler neuer Investoren und Developer aus anderen Bereichen entwickelt. Beflügelt vom großen Erfolg der klassischen Serviced Apartments. Denn allein in den letzten fünf Jahren ist in Deutschland die Zahl der Serviced Apartments um 64 Prozent gestiegen bei konstant hohen Auslastungszahlen von 77 Prozent und bei 61,5 Prozent der Betreiber, die 2016 ihre Preise um bis zu zehn Prozent erhöhten. Bis 2019 wird das Segment um 40 Prozent gewachsen sein. Und der Hotelberater Prof. Stephan Gerhard geht noch weiter: Er prophezeit dem Segment bis 2030 eine Verdreifachung auf 100.000 Einheiten und damit einen Marktanteil von zehn Prozent innerhalb der Hotellerie.

Schlaraffenland ähnliche Verhältnisse also, von denen alle profitieren wollen: Von der Hotelkette über die Wohnwirtschaft bis hin zu Großbanken. Und gerade der Wohnwirtschaft ist es gelungen, in den letzten vier Jahren neue Nutzungskonzepte zu etablieren. Seien es möblierte (Mikro-)Apartmentkonzepte in Großstädten mit begrenztem Wohnraumangebot als auch private Apartments, die über Peer-to-Peer-Plattformen professionell zeitlich begrenzt vermietet werden. Und die neuen Konzepte haben Folgen: Denn Berater, Investoren und Betreiber müssen nun in Klausur gehen, inwiefern bisherige Standards von Serviced Apartment neu gedacht werden müssen. Die Küchenzeile, die bisher ein Muss war, ist hier im Gemeinschaftsküchen-Hype nur ein Beispiel.

Aktuell zählt der deutsche Markt rund 588 Häuser mit mindestens 15 Einheiten, was insgesamt ca. 32.500 Apartments entspricht (Stand: Dezember 2017). Das Segment generierte 2017 rund 12,8 Mio. Übernachtungen und damit 4,2 Mio. Übernachtungen mehr als im Vorjahr – vor allem mit Geschäftsreisenden. Berlin und München sind mit Blick auf die Zahl der Häuser beziehungsweise die Zahl der Einheiten die größten Anbieter. Kleinere B-Agglomerationen haben sich in Dresden, Bremen und Potsdam sowie in den Regionen Mannheim/Heidelberg und Hannover/Braunschweig/Wolfsburg entwickelt. Und auch an C-Standorten mit einer starken Wirtschaft wie Aachen oder Trier sind inzwischen vermehrt Serviced Apartments angesiedelt.

Der Anteil der Kettenbetriebe liegt in Deutschland bei derzeit 25 Prozent. Blickt man nur auf die Anzahl der Einheiten sind es bereits 37 Prozent - allen voran die Derag Livinghotels, Adina Apartment Hotel sowie Aparthotel Adagio und Aparthotel Adagio Access. Mit der steigenden Zahl an Marken und Einheiten betreten tendenziell mehr Apartmenthotels im Vergleich zu klassischen Apartmenthäusern den Markt. Dabei werden in den A-Destinationen und im wohnwirtschaftlichen Bereich immer größere Objekte mit zum Beispiel 580 Einheiten statt nur 150 anvisiert werden. Das liegt auch an den Investoren, die sich vor allem eher an große Objekte und Aparthotels herantrauen, weil sie die Immobilie Hotel kennen und verstehen. Dabei sind auch kleinere, individuelle Apartmenthäuser vielerorts weiterhin eine lohnende Investition. Zugleich nimmt der Trend der Mikroapartments weiter Fahrt auf. Indem die Initiatoren gleichermaßen einen Bedarf und ein Angebot nach immer kleineren Studios schon ab ca. 18 Quadratmetern erzeugt haben. SMARTments zum Beispiel hat Ende 2017 ein SMARTments business in Wien und kurz davor ein weiteres Haus in Berlin eröffnet. In Berlin entsteht bis 2019 der Tower „The Fritz“ mit über 1.000 Wohnungen – etwa ein Viertel soll als Mikroapartments vermietet werden.

Man könnte sich bei all den Mega- und Mikro-Projekten fragen, ob dem Segment allmählich der eigentliche USP – der Charme der Individualität und Wohnlichkeit – verloren geht. Aber das muss man noch nicht. Der Markt sorgt derzeit intuitiv für den „Ausgleich“ durch das Mischen der Zielgruppen und die Community-Möglichkeiten. Eine große, multi-spannende Reise für die gesamte Welt des Temporären Wohnens.

Mehr aktuelle Zahlen? Im April erscheint der Marktreport Serviced Apartments 2018, erhältlich bei www.apartmentservice-consulting.de.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Apartmentservice
Erstveröffentlichung: The Property Post, Januar 2018

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