Von der Absichtserklärung bis zur Umsetzung - eine Handlungsempfehlung.
Nachhaltigkeit ist zum Wettbewerbsfaktor geworden. Sie ist längst nicht mehr auf die ökologische Dimension beschränkt, sondern beinhaltet auch die Übernahme breiter gesellschaftlicher Verantwortung. Diese geht über das reine Einhalten von Gesetzen deutlich hinaus. Unternehmen, die sich dieser Verantwortung nicht stellen, verlieren die Akzeptanz bei Investoren, Kunden und Mitarbeitern. Für die Immobilienwirtschaft hat der ZIA nun den ersten Nachhaltigkeitskodex erstellt. Er enthält Handlungsempfehlungen, die aus der Praxis heraus entwickelt wurden, internationalen Best-Practice- Standards entsprechen und dazu beitragen sollen, Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Blickt man auf die Entstehungsgeschichte des Nachhaltigkeitskodexes für die Immobilienwirtschaft zurück, so standen am Anfang vereinzelte Absichtserklärungen von Vorreiterunternehmen. Diese integrierten schließlich Nachhaltigkeitsziele in ihre Unternehmensführung und wurden dafür vom Markt honoriert.
Gleichzeitig zum stärkeren Wettbewerbsdruck erhöhte sich auch der Druck aus der Politik. Schließlich verständigte sich die Immobilienwirtschaft unter dem Dach des ZIA auf eine gemeinsame Zugrichtung bei einer nachhaltigen Unternehmensführung. Diese bildete die Grundlage für die Entwicklung des Nachhaltigkeitskodex der Immobilienwirtschaft. Nach dreijähriger Entwicklungszeit wurde der Kodex schließlich auf der Expo Real 2011 als Bestandteil des ZIA-Nachhaltigkeitsleitfadens vorgestellt.
Die Implementierung des Nachhaltigkeitskodex erfolgt durch Selbstverpflichtung in zwei Stufen: Die erste Stufe enthält übergeordnete Nachhaltigkeitsaspekte, die für alle Immobilienunternehmen gelten. Die zweite Stufe besteht aus spezifischen zusätzlichen Leitlinien, die für bestimmte Unternehmenstypen der Immobilienwirtschaft entwickelt wurden. Diese Unterscheidung ist durch die Vielfalt der Branche erforderlich. Für einen Immobilienentwickler spielen beispielsweise andere Nachhaltigkeitsüberlegungen eine Rolle als für einen Immobilienfinanzierer oder einen Nutzer. Neben der Selbstverpflichtung auf den Kodex legt der ZIA immobilienwirtschaftlichen Unternehmen nahe, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Erst eine verbindliche Reportingstruktur ermöglicht Transparenz und Vergleichbarkeit. Für die verschiedenen Aspekte werden Benchmark-Kennzahlen vorgestellt, die aus der Sicht der erfahrenen Praktiker für die Immobilienwirtschaft sinnvoll sind und mit einem angemessenen Aufwand ermittelt werden können.
Der Nachhaltigkeitsleitfaden und der Nachhaltigkeitskodex werden dynamisch fortgeschrieben und weiterentwickelt. Das gilt vor allem für die zweite, branchenspezifische Stufe des Kodex. Zertifizierungssysteme, Praxisberichte, Nachhaltigkeitskennzahlen (Benchmarks), Instrumente zur Umsetzung und Empfehlungen zur Corporate Social Responsibility werden ebenfalls in die Neuauflagen integriert. Der ZIA ist dazu in engem Kontakt mit den Mitgliedsunternehmen und anderen Verbänden, um neue Entwicklungen aufzugreifen. Gleichzeitig beobachtet er die staatlichen bzw. politischen Aktivitäten, die Nachhaltigkeitsaspekte der Immobilienwirtschaft berühren.
Die immobilienrelevanten Benchmarks haben in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung. Die Politik neigte in jüngster Zeit dazu, vorschnell Zielgrößen festzulegen, die für die Immobilienwirtschaft unangemessen nachteilig oder unrealistisch sind. Mit geeigneten Benchmarks soll die Branche dazu in die Lage versetzt werden, frühzeitig fundierte Vorschläge in die politische Diskussion einzubringen und bei Bedarf zügig gegenzusteuern. Der ZIA-Nachhaltigkeitsrat intensiviert an dieser Stelle die Zusammenarbeit mit dem ZIA-Ausschuss Nachhaltigkeit Energie Umwelt (NEU), der unter Leitung von Matthias Böning (mfi) geeignete Kennzahlen bereitstellt.
Ebenfalls vorangetrieben werden die Themen Corporate Governance und Corporate Social Responsibility (CSR). Um die Immobilienwirtschaft für die Bedeutung der CSR zu sensibilisieren, stellt der ZIA einen CSR-Bericht zusammen – eine Bestandsaufnahme über durchgeführte Maßnahmen, deren Aufwand- Nutzen-Verhältnis und Best-Practice- Beispiele. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen hier auch die führungsrelevanten Nachhaltigkeitskennzahlen, die CSR erst messbar machen. Der ZIA empfiehlt hier die Anwendung der Standards der Global Reporting Initiative (GRI). Innerhalb des ZIA-Nachhaltigkeitsrats koordiniert Werner Knips (Heidrick & Struggles) die CSR-Themen. Bärbel Schomberg (Schomberg & Co. Real Estate Consulting) ist als Vorstandsvorsitzende der Initiative Corporate Governance der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) innerhalb des Nachhaltigkeitsrats für alle Corporate Governance-Themen zuständig.
Das Thema Nachhaltigkeit hat die anfänglichen Akzeptanzprobleme überwunden. Nachhaltige Unternehmensführung ist zur Voraussetzung geworden, ein Unternehmen langfristig auf der Erfolgsspur zu halten. Das stimmt zuversichtlich, aber bis zur breiten Implementierung in der Immobilienwirtschaft bleibt dennoch viel zu tun.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
Erstveröffentlichung: ZIA Geschäftsbericht 2011/2012