Warum integrierte Planung der Schlüssel zur urbanen Transformation ist
Frühzeitiger Dialog, echte Kooperation und wechselseitiges Vertrauen – was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, entscheidet in der Praxis über Erfolg oder Stillstand großer Stadtentwicklungsprojekte. Die Erfahrungen aus der Entwicklung des Behrens-Ufer in Berlin-Oberschöneweide zeigen, wie integrierte Planung gelingen kann – und warum sie zur neuen Norm werden sollte.
Stadtentwicklung beginnt nicht mit dem ersten Baukran – sondern mit Vertrauen. Diese Erkenntnis hat uns bei der DIEAG durch viele Jahre und Projekte begleitet. Besonders deutlich wurde sie bei der Quartiersentwicklung des Behrens-Ufer in Berlin-Oberschöneweide: ein geschichtsträchtiges Areal mit 280.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche, direkt an der Spree – und ein beispielhaft komplexes Verfahren zwischen Investor, Behörden, Politik und Stadtgesellschaft.
Dass wir am Ende mit breiter Zustimmung und einem zukunftsfähigen Masterplan aus dem Prozess gegangen sind, war kein Zufall. Es war das Ergebnis einer integrierten Planungskultur – geprägt durch offenen Austausch, gemeinsame Zielbildung und eine kompromissfähige Haltung auf allen Seiten. Diese Erfahrung zeigt: Wer ernsthaft urbane Transformation gestalten will, braucht mehr als Expertise und Kapital. Er braucht den Mut zur ehrlichen Partnerschaft.
Der entscheidende Engpass: nicht Technik, sondern Vertrauen
Oft wird beklagt, dass Großvorhaben an überbordender Regulierung, Fachkräftemangel oder technischen Herausforderungen scheitern. Unsere Realität: Die größten Hürden entstehen an der Schnittstelle zwischen öffentlicher Planungshoheit und privatem Entwicklungswillen. Misstrauen, Missverständnisse, verspätete Abstimmungen – all das führt zu langen Verfahren, unklaren Zielbildern und im schlimmsten Fall zum Stillstand.
Dabei wäre der Schlüssel so einfach: frühzeitiger Dialog, iterative Abstimmung, transparente Kommunikation. Genau das haben wir beim Behrens-Ufer praktiziert. Von Beginn an saßen Verwaltung, Denkmalpflege, Politik und Bürgerinitiativen mit am Tisch. Der Masterplan entstand nicht hinter verschlossenen Türen, sondern in einem offenen Prozess. Auch scheinbare Gegensätze – Wirtschaftlichkeit auf der einen, Gemeinwohlorientierung auf der anderen Seite – wurden nicht gegeneinander ausgespielt, sondern in ein gemeinsames Planungskonzept überführt.
Integrierte Planung heißt auch: Haltung zeigen
Natürlich erfordert dieser Weg mehr Energie als das klassische Pingpong zwischen Antrag und Bescheid. Er erfordert Vorleistung – konzeptionell, kommunikativ und personell. Aber er zahlt sich aus. Nicht nur durch schnellere Verfahren, sondern auch durch höhere Akzeptanz, bessere Qualität und langfristige Tragfähigkeit.
Bei der Quartiersentwicklung Behrens-Ufer konnten wir zeigen, dass integrierte Planung mehr ist als ein Modewort. Sie ist eine strategische Haltung: Die Denkmalpflege wurde früh eingebunden, Hochpunkte im Konsens mit der Verwaltung entwickelt, Bürgerbedenken ernst genommen und in architektonische Konzepte übersetzt. In der Spitze haben wir wöchentliche Jour Fixes mit den Fachämtern durchgeführt – ein intensiver, aber sehr produktiver Austausch, der Rückfragen minimierte und Planungssicherheit maximierte.
Stadtentwicklung ganzheitlich betrachten
Ein Quartier wie das Behrens-Ufer ist nie nur ein Grundstück. Es ist ein Teil der Stadt, ein Ort für Arbeit, Leben, Begegnung. Und damit auch ein Ort gesellschaftlicher Aushandlung. Wer Stadtentwicklung allein aus der Renditeperspektive betrachtet, wird an dieser Realität scheitern. Genauso wie derjenige, der wirtschaftliche Zwänge ignoriert. Gelingen kann Stadt nur im Gleichklang – zwischen Behörde, Politik und Projektträger, zwischen Stadtbild und Nutzungskonzept, zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Bei der DIEAG haben wir diesen Gleichklang über Jahre kultiviert. Wenngleich wir die Anteile des Behrens-Ufer inzwischen an den Investor übergeben haben, bleibt es ein Leuchtturmprojekt – für die Haltung, mit der wir an unsere Projektentwicklungen herangehen: verbindlich, verlässlich und auf Augenhöhe. Denn am Ende geht es nicht nur um Gebäude – sondern um das große Ganze. Und das entsteht im Miteinander.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von DIEAG
Erstveröffentlichung: BerlinBoxx, Juni 2025