10.10.2017

Auktion statt Bieterverfahren

Normierter Verkaufsprozess bietet hohe Transparenz

Michael Plettner, Vorstandsvorsitzender, DEUTSCHE GRUNDSTÜCKSAUKTIONEN AG
Michael Plettner

Viele Verkäufer von Immobilien wählen traditionell den Weg über ein Bieterverfahren oder beauftragen einen Makler mit dem Verkauf ihrer Immobilie. Doch seit einigen Jahren nutzen immer mehr Immobilienverkäufer die Möglichkeit, ihr Objekt versteigern zu lassen. The Property Post sprach mit Michael Plettner, Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Grundstücksauktionen AG, über die Hintergründe.

The Property Post: Herr Plettner, Sie versteigern regelmäßig Immobilien im Auftrag von Verkäufern, doch viele Menschen denken beim Stichwort Immobilienauktion zuerst an Zwangsversteigerungen, geplatzte Kredite und „Problemimmobilien“. Wo liegen die Unterschiede?

Michael Plettner: Wir sind keine Behörde und keine Einrichtung der Justiz, sondern ein Dienstleister im Immobilienvertrieb. Das heißt, wir handeln stets im Auftrag des Eigentümers, einer zum Verkauf stehenden Immobilie, der in Abteilung 1 des Grundbuches eingetragen ist. Versteigerungen gegen den Willen des Eigentümers sind bei uns nicht möglich. Im Unterschied dazu erfolgen Zwangsversteigerungen stets zur Befriedigung der Ansprüche von Gläubigern, die im Grundbuch in Abteilung 3 eingetragen sind.


TPP: Warum kommen Verkäufer zu Ihnen, statt ihr Objekt selbst oder über einen Makler zu verkaufen?

M. P.: Der Verkauf einer Immobilie im Wege einer Auktion bietet bestimmte Vorteile. Dieses Verfahren ist in Deutschland zwar noch nicht das verbreitetste, aber es hat sich als probates Mittel bewährt, und das erkennen immer mehr verkaufswillige Eigentümer. Die wichtigsten Motive sind dabei zum einen die Möglichkeit, eine vergleichsweise große Zahl potenzieller Käufer zu erreichen, und die Chance, im Rahmen eines sehr transparenten Verfahrens den bestmöglichen Preis zu erzielen.


TPP: Auktionen finden aber nicht jeden Tag statt, während ein der Verkauf über einen Makler oder direkt vom Eigentümer im Prinzip jederzeit erfolgen kann. Ist der Weg über die Auktion daher nicht zeitaufwendiger?

M. P.: Natürlich ist der Weg über die Auktion mit einem bestimmten Zeitaufwand verbunden. Dieser ist aber überschaubar, denn die Chancen, dass die Immobilie zum geplanten Auktionstermin auch wirklich einen Käufer findet, stehen sehr gut. Wer selbst oder über einen Makler verkauft, kann – gerade in nachfragestarken Phasen wie jetzt – durchaus Glück haben und schnell einen Käufer finden. Dann stellt sich aber die Frage, ob dieser Käufer den bestmöglichen Preis zahlt oder ob jemand anders einige Tage später vielleicht deutlich mehr für dasselbe Objekt gezahlt hätte. In vielen Fällen – und besonders auch in nachfragschwächeren Phasen oder Regionen – dauert der Verkaufsprozess jedoch relativ lange und es ist schwer absehbar, wann tatsächlich ein Kaufvertrag unterschrieben werden kann.


TPP: Institutionelle Investoren, die öffentliche Hand und andere professionelle Akteure entscheiden sich anstelle der Direktvermarktung oder der Einschaltung eines Maklers häufig für ein klassisches Bieterverfahren. Ist das nicht ein einfacherer und schnellerer Weg als eine Auktion?

M. P.: Das Hauptproblem bei einem Bieterverfahren ist, dass es jeder Eigentümer so gestalten kann, wie er will. Daraus resultiert eine vergleichsweise geringe Transparenz. Am Ende erhält dann vielleicht der Interessent den Zuschlag, der das für die Verkäuferseite sympathischste Konzept verfolgt, aber nicht unbedingt den besten Preis zahlt. Zudem zeigt die Erfahrung, dass die Abwicklung eines Bieterverfahrens sich oft über relativ lange Zeiträume erstreckt. Nicht selten fallen Käufer am Ende auch aus oder scheiden in relativ späten Phasen aus dem Verfahrens aus, was dann zu zusätzlichen Verzögerungen führt. Demgegenüber ist eine Auktion meist schneller und vor allem transparenter. Wir versteigern alle drei Monate, und Einlieferungen sind bis zu sechs Wochen vorher möglich. Alle Interessenten – oft mehrere Hundert Personen – sind im selben Auktionssaal. Sie sehen und hören sich gegenseitig. So bekommt man schnell ein Gefühl dafür, wie begehrt ein Objekt ist und wo man selbst mit seinen individuellen Preisvorstellungen im Vergleich zum Markt liegt. Und der Verkäufer kann immer sicher sein, an den Meistbietenden zu verkaufen.


TPP: Wie setzt sich Ihr Kundenkreis zusammen? Wer sind die Auftraggeber Ihrer Auktionen?

M. P.: Der Kreis unserer Verkäufer ist relativ groß und vielfältig. Private Anleger und Eigentümer gehören ebenso dazu wie große Unternehmen oder staatliche Institutionen. Insgesamt würde ich schätzen, dass rund 60 Prozent unserer Objekte von privaten und kommerziellen Auftraggebern stammen, während etwa 40 Prozent von Behörden oder öffentlichen Institutionen angeboten werden.

TPP: Herr Plettner, vielen Dank für das Gespräch!

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Deutsche Grundstücksauktionen AG
Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2017

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