22.06.2020

Data-driven Real Estate

Dr. Volker Meise, neue Kraft für das Innovationsmanagement bei Eucon, im Interview

Dr. Volker Meise, Director Portfoliomanagement & New Products, Eucon Digital GmbH
Dr. Volker Meise

Innovation haben sich alle Unternehmen auf die Agenda geschrieben. Denn die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien, Trends und Bedürfnisse heute den Markt verändern, erfordert, sich kontinuierlich neu zu erfinden. Während viele momentan eher abwartend agieren, investiert Eucon Digital gerade jetzt und überträgt dem promovierten Ökonomen und Datenexperten Volker Meise die Verantwortung für den Bereich Portfoliomanagement und neue Produkte. Was sich hinter der Position verbirgt und welch zentrale Rolle Daten in der Immobilienwirtschaft spielen, erklärt Dr. Volker Meise im Interview mit The Property Post.

The Property Post: Herr Dr. Meise, welche digitalen Prozesse zeichnen Eucon aus? Was hat Sie speziell an der neu geschaffenen Position gereizt?
Volker Meise:
Eucon lebt den Dreiklang aus Daten, Technologie und Experten. In Zukunft werden die Unternehmen erfolgreich sein, die Künstliche Intelligenz (KI) und Analytics nahtlos mit menschlicher Expertise und Urteilsvermögen verbinden und anhand von Echtzeit-Daten individuell auf die persönlichen Bedürfnisse der Kunden abgestimmte Prozesse und Geschäftsmodelle liefern. Bei Eucon ist Digitalisierung nicht einfach nur eine Möglichkeit, um bestehende Prozesse zu verbessern, sie wird nicht einfach als „Job“ gesehen. Es geht weniger um die Effizienzsteigerung durch Daten als vielmehr darum, Datenschätze zu heben und für neue Geschäftsmodelle zu nutzen. Das hat Eucon erkannt und hier zeigt sich unser Pioniergeist.

TPP: Wie hat sich Ihr Job in den letzten fünf Jahren verändert?
VM:
Der Reifegrad unserer Kunden hinsichtlich datenbasierter Entscheidungsprozesse ist deutlich gestiegen. Tatsächlich muss man nicht mehr erklären, wofür die Technologie überhaupt gut ist, sondern kann konkret gemeinsam überlegen, was man damit alles anstellen kann. Dabei hat natürlich geholfen, dass die Masse und der Detailgrad an Daten in den letzten Jahren noch einmal zugenommen hat und Künstliche Intelligenz & Co. neue Möglichkeiten eröffnen, Insights zu generieren. Doch obwohl alle über Daten reden, stehen wir beim Einsatz intelligenter Datenanalyse zur Unterstützung von Managemententscheidungen erst am Anfang.

TPP: Wie bewerten Sie die Bedeutung von KI für die Immobilienwirtschaft?
VM:
Es geht um das Zusammenspiel von Big Data, Künstlicher Intelligenz und Vernetzung. KI ist immer dort besonders stark, wo viele Daten anfallen und die Analyse komplexer Zusammenhänge bessere Entscheidungen oder effizientere Prozesse verspricht. Das ist in der Immobilienwirtschaft der Fall. Darüber hinaus hilft KI, unstrukturierte Daten für die Weiterverarbeitung zu extrahieren und aufzubereiten. Dank KI und unserem enorm hohen Datenvolumen lernen unsere Programme ständig dazu und die Informationen lassen sich auf diese Weise nicht nur analysieren, sondern auch interpretieren.

Die Nutzung der Daten für Analyse und Benchmarking erschließt dann häufig ungeahnte Potenziale. Gerade die Immobilienwirtschaft, die viele vergleichbare Leistungen und Entitäten wie z.B. Wirtschaftseinheiten hat, eignet sich für ein Benchmarking mit Realdaten sehr gut. Datenbasierte Erkenntnisse aus dem Management einer Immobilie lassen sich auch auf andere Standorte übertragen und so erhebliche Kosteneinsparungen erzielen. Wichtig ist, dass sich die Branche miteinander vernetzt und Daten intelligent austauscht: Je mehr Daten wir haben, desto effizienter können wir diese auswerten und faktenbasierte Entscheidungen treffen.

TPP: In welchen Bereichen der Immobilienwirtschaft kann man KI Ihrer Meinung nach besonders gut einsetzen? Welches ist ein geeigneter Startpunkt für Unternehmen, die in ihrem Digitalisierungsprozess noch nicht so weit fortgeschritten sind?
VM:
Künstliche Intelligenz braucht strukturierte Daten. Wenn diese noch nicht vorliegen, kann man sie aus Datensätzen generieren, deren Struktur man kennt. Ein guter Ausgangspunkt sind Rechnungen, die in der Regel sehr ähnlich aufgebaut sind. Sie haben auch den Vorteil, über alle Bereiche des Unternehmens anzufallen und daher viele interessante Informationen zu enthalten.

Hat man Rechnungen erst einmal digitalisiert, die Inhalte strukturiert und kategorisiert, kann man sie nicht nur automatisch kontieren und damit schon einmal viel Arbeit sparen, sondern durch die Auswertung wichtige Erkenntnisse sammeln.

Die Daten aus dem immensen und sehr heterogenen Rechnungsvolumen der Immobilienwirtschaft beschreiben das operative Geschäft sehr genau und sind extrem wertvoll. Wir visualisieren sie in einem BI-System und schaffen so Transparenz. Damit kann man die Verwaltung der Immobilien sehr viel genauer steuern und somit Ertragspotenziale realisieren, die man vorher nicht gesehen hat.

TPP: Die Corona-Krise hat die Immobilienwirtschaft inmitten einer Hochphase getroffen. Wie sehen Sie die Auswirkungen der Krise auf die Branche? Welche Chancen ergeben sich für den Digitalisierungsprozess?
VM:
Wie genau die Arbeitswelt nach Corona aussehen wird, weiß noch keiner. Aber das Modell, morgens an den eigenen Schreibtisch im Büro zu pendeln und abends wieder zurück, wird vielleicht nicht ganz zum Auslaufmodell, aber doch zumindest weniger relevant. Das hat Auswirkungen auf die Nutzung von Büroflächen. Auch Mobilitätskonzepte müssen sich anpassen, was wieder Rückkopplungen auf die Immobilien hat. Diese Veränderungen werden alle Daten hinterlassen. Genau diese Datenspuren gilt es zu erfassen und zu bewerten, um Chancen zu erkennen und darauf reagieren zu können.

Eines ist sicher: Die Digitalisierung fast aller Bereiche unseres Lebens hat die Erwartungen der Kunden verändert. Die immobilienwirtschaftlichen Geschäftsprozesse werden vernetzter und transparenter. Für die Immobilienunternehmen eröffnen sich damit neue Wertschöpfungspotenziale und Wege der Interaktion mit Kunden, Partnern, Mitarbeitern und Dienstleistern.

TPP: Welche Entwicklungen sehen Sie mit Blick in die Zukunft im Bereich KI und RPA-basierten Lösungen?
VM:
KI und RPA haben sich in den letzten Jahren von High-Tech Versprechen zu normalen Werkzeugen entwickelt. Sie sind aber erst am Anfang ihrer Einsatzmöglichkeiten. Je mehr Prozesse digitalisiert werden, desto sinnvoller und einfacher wird ihr Einsatz.

Wir werden es sehr bald für selbstverständlich halten, dass Funktionen in Unternehmenssoftware bestimmte Dinge können, die auf KI oder RPA basieren – ohne zu wissen, dass diese Technologien dahinterstecken. Das erleben wir heute bei den Fotobearbeitungsfunktionen von Google, Apple & Co. KI kann Zusammenhänge in Daten finden und visualisieren, die wir bisher nicht sehen. In Zukunft werden wir uns wundern, wie wir früher Entscheidungen getroffen haben, ohne die Daten dazu gekannt zu haben.

Herr Dr. Meise, wir bedanken uns für das Gespräch.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Eucon Digital GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Juni 2020

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