<p><a href="https://www.dabkon.de/">Design&amp;Build Konferenz Deutschland</a><a href="https://dabkon.de">&nbsp;Design &amp; Build-Modell</a> Design &amp; Build: Antwort auf immer anspruchsvollere Anforderungen am Bau? Design &amp; Build-Modell</p>
22.03.2021

Design & Build

Antwort auf immer anspruchsvollere Anforderungen am Bau?

Jana Mester, Teamleiterin und Innenarchitektin, UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Sebastian Sack, Regionalleiter Nord und Associate Partner, UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Jana Mester

BER, Stuttgart 21 oder Elbphilharmonie – Großprojekte haben in Deutschland einen schlechten Ruf und rütteln auch international am Image der Pünktlichkeit und Genauigkeit deutscher Baumeister. Und die Bauvorhaben laufen nicht nur zeitlich aus dem Ufer, auch die Kosten explodieren in aller Regelmäßigkeit verglichen mit den anfänglichen Kalkulationen. Wenn dann noch Baumängel hinzukommen ist der Schlamassel perfekt. Im schlimmsten Fall enden solche Projekte in der Privatwirtschaft dann vor Gericht oder in wirtschaftlicher Schieflage. Man könnte annehmen, das Unvermögen der handelnden Akteure stecke hinter diesen Problemfällen. Vielleicht liegt es aber auch an einem strukturellen Defizit, das anhand eines alternativen Vergabemodells behoben werden könnte.

In den USA gibt es ein seit Jahrzehnten etabliertes Vergabemodell, das die üblicherweise getrennten Phasen der Planung und Ausführung eines Bauprojektes zusammenführt, das Design & Build-Modell. Können Sie das kurz erläutern?
Sebastian Sack
: Die Idee hinter dem Design & Build-Modell ist es, die Expertise und das Know-how der Bauausführung bereits im Planungsprozess zu berücksichtigen. Der Bauunternehmer steuert inhouse die Planung mit ganzheitlichem Blick auf das Projekt und gibt Prioritäten für den Planungsprozess vor, welche mit dem Bauablauf synchronisiert sind. Sämtliche Prozessphasen eines Bauprojektes werden in der Hand eines Auftragnehmers zusammengeführt. Interdisziplinäre, miteinander koordinierte Bauteams begleiten ein Bauvorhaben von der ersten Idee bis zur schlüsselfertigen Übergabe.
Jana Mester: Die Herausforderungen für Bauherren liegen in den gestiegenen Anforderungen an eine Immobilie, insbesondere in den vergangenen gut zehn Jahren. Bauen muss stetig energieeffizienter werden, Baumaterialien werden mehr und mehr unter nachhaltigen und ökologischen Gesichtspunkten ausgewählt und auch die Integration digitaler Techniken, wie BIM, führen zu einem hohen Grad an Spezialisierung von Planungsleistungen. Ebenso werden Inhalte von Ausschreibungen für den Bauherren zunehmend komplexer. Mit dieser Unübersichtlichkeit steigt auch die Gefahr, die Kontrolle über Zeit und Budget zu verlieren. Das Design & Build-Modell führt hingegen einzelne Leistungsabschnitte in einer zentralen Projektplanung und Projektabwicklung zusammen.

In Deutschland und auch in Europa steckt das Design & Build-Modell noch in den Kinderschuhen. UNDKRAUSS ist eines der ersten Unternehmen der deutschen Bauwirtschaft, das Projekte nach diesem Vergabeverfahren durchgeführt hat. Was sind die Vorteile dieser Herangehensweise?
Sebastian Sack:
Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass durch die Zusammenlegung und Überlagerung von Planung und Ausführung bis zu 30 Prozent Zeitersparnis und 20 Prozent Kostenreduzierung zu erzielen sind. Durch die frühe Einbindung eines Bauunternehmens in den Gesamtprozess können darüber hinaus Kapazitäten gesichert werden. Das sind wohl die drei gewichtigsten Vorteile.
Jana Mester: Aber es gibt noch weitere Pluspunkte, die für dieses Modell sprechen. So erfolgt die Kommunikation für den Bauherren über einen Hauptansprechpartner entlang des gesamten Prozesses. Er muss also keine Schnittstellenkommunikation zwischen Planer und Bauausführung organisieren. Durch die enge Verzahnung kommt es auch nicht zu Reibungsverlusten bei der Weitergabe von Projektwissen. Die frühzeitige Einbindung der Bauausführung ermöglicht überdies eine genaue Materialabschätzung und im Endeffekt eine höhere Budgetkontrolle durch realistische Kostenaufstellungen.

Trotz dieser vielen Vorteile ist das Design & Build-Modell in Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie in angelsächsischen Ländern, in denen es seinen Ursprung hat. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Jana Mester:
Die Trennung von Planung und Ausführung ist die traditionelle Herangehensweise in Deutschland und es gestaltet sich in der Regel schwierig, mit Traditionen zu brechen. Dazu benötigt es immer jemanden, der den Mut aufbringt, etwas Neues auszuprobieren, voranzugehen und vorhandene Strukturen aufzubrechen.
Sebastian Sack: Wir haben 2013 unser erstes Projekt nach dem Design & Build-Verfahren durchgeführt. 2020 haben Projekte nach dem Design & Build-Verfahren bereits rund 40 Prozent unseres Jahresumsatzes ausgemacht. Wir sind also ziemlich überzeugt von dem Modell. So sehr, dass wir es anderen Immobilienmarktakteuren im Rahmen der von uns mitinitiierten Design & Build-Konferenz näherbringen möchten. In diesem Jahr findet erst die fünfte DABKON statt. Es braucht also sicherlich noch etwas Zeit, bis sich das Modell in der von traditionellen Strukturen geprägten Bauwirtschaft etablieren wird.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von UNDKRAUSS Bauaktiengesellschaft
Erstveröffentlichung: UNDKRAUSS Blog vom 10.02.2021

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