Ein kaum zu überschätzendes Thema
Die TAG Immobilien AG hat 2018 ihren ersten separaten, von der GRI zertifizierten, Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Im Interview sprechen Claudia Hoyer (COO), Martin Thiel (CFO) und Dr. Harboe Vaagt (CLO) über die Bedeutung des Themas für die TAG Immobilien AG und den Ausbau des Nachhaltigkeitsmanagements.
Die TAG legt ihren ersten separaten Nachhaltigkeitsbericht vor. Wie ist dieses Ereignis aus der Unternehmensperspektive zu bewerten?
Claudia Hoyer: „Nachhaltigkeit war und ist immer ein wichtiges Thema für die TAG. Vor allem im sozialen Bereich sind wir Vorbild für die Branche und haben darüber in verschiedenen Publikationen berichtet. Der erste Report nach GRI-Standard ist gleichwohl ein Meilenstein, weil die Systematik ein Anreiz zur kontinuierlichen Konkretisierung ist. Was wir früher bereits exemplarisch und für einige Projekte realisiert haben, ist nun der Maßstab für das ganze Unternehmen.“
Martin Thiel: „Gerade weil wir als börsennotiertes Unternehmen Quartal für Quartal vom Kapitalmarkt beobachtet und bewertet werden, sind wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltiges Handeln für uns kein Gegensatz. Zwar scheint der kurzfristige Gewinn manchmal verlockend, aber letztendlich sind wir als Bestandshalter von Wohnimmobilien gegenüber unseren Stakeholdern zu Entscheidungen verpflichtet, die sich langfristig bewähren. Finanzielle Ziele lassen sich über einen längeren Zeitraum nun einmal nicht erreichen, wenn soziale und ökologische Zwecke oder Mitarbeiterinteressen nicht beachtet werden.“
Welche der drei Nachhaltigkeitssäulen ist für Sie die wichtigste?
Claudia Hoyer: „Soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sind bei einem Wohnungsunternehmen untrennbar miteinander verbunden. Sie können einen Kieztreff nur finanzieren, wenn Sie zuvor das Geld dafür verdient haben. Stabile Einnahmen gibt es aber nur, wenn die Mieter zufrieden sind. Und Mieter sind nun einmal nicht nur die berufstätigen Leistungsträger, sondern ebenso ältere Menschen und Transferempfänger. Auch für diese Gruppen schaffen wir ein attraktives Wohnumfeld.“
Dr. Harboe Vaagt: „Die soziale Nachhaltigkeit ist auch unternehmensintern ein kaum zu überschätzendes Thema. Zufriedene Kunden setzen gute Leistungen voraus und diese werden kontinuierlich und in der erforderlichen Breite nur von engagierten und motivierten Mitarbeitern erbracht. Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren stark in die Qualifikation und die Ausbildung unserer Mitarbeiter investiert.“
Welche Rolle spielt die ökologische Nachhaltigkeit?
Martin Thiel: „Der Klimawandel betrifft uns alle. Für ein Wohnungsunternehmen stellt sich die Frage, wie es die für eine CO2-Reduktion erforderlichen Energieeinsparungen in sinnvolle Investitionen umsetzt. Das beginnt bei der Modernisierung der Gebäudesubstanz und endet bei der Motivation der Mieter. Denn nur ein geringer Teil der Energieverbräuche in unserem Portfolio wird unmittelbar von uns verantwortet. Hier versuchen wir dennoch, mit effektivem Ressourcenmanagement, der Ausweitung des Energiemanagements durch unsere Tochtergesellschaft EWS sowie durch gezielte technische Maßnahmen einen positiven Einfluss zu nehmen. Zur Reduzierung des Eigenverbrauchs unserer Geschäftsstellen haben wir beispielsweise den Energiebedarf unserer Datenverarbeitung durch den Einsatz sogenannter Green IT deutlich reduziert.“
Die TAG möchte ihr Nachhaltigkeitsmanagement weiter ausbauen. Welche Maßstäbe wollen Sie dafür anlegen?
Claudia Hoyer: „Bezahlbares Wohnen ist derzeit eine der großen Herausforderungen in Deutschland. Wir wollen in den kommenden Jahren unsere Bestände weiter mit Augenmaß entwickeln und beispielsweise durch weitere Modernisierungen einen wirksamen Beitrag für den Klimaschutz leisten, ohne jedoch die Budgets der ansässigen Mieter zu überschreiten.“
Dr. Harboe Vaagt: „In Anbetracht des sich abzeichnenden Fachkräftemangels, werden wir in den kommenden Jahren weiter verstärkt in Mitarbeiterbindung, Rekrutierung und in eine moderne Gestaltung der Arbeitsbedingungen investieren. Denn wie jede andere Branche befindet sich die Wohnungswirtschaft im Wettbewerb um die besten Köpfe und es zeichnet sich ab, dass das Gehalt dabei nicht die einzig überzeugende Währung ist.“
Martin Thiel: „In der Vergangenheit war Nachhaltigkeitsberichterstattung in vielen Unternehmen noch eine Kür, nun wird es für alle größeren börsennotierten Gesellschaften zur Pflicht. Eine gesetzeskonforme Berichterstattung ist jedoch das eine, noch wichtiger ist ein tatsächliches nachhaltiges Handeln und Wirtschaften. Das hat uns als TAG schon immer angetrieben und wird nun transparent und ausführlich dokumentiert.“
Bildquelle: @Marlene Gawrisch, Berlin
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von TAG Immobilien AG
Erstveröffentlichung: TAG Nachhaltigkeitsbericht 2017, März 2018