29.10.2018

Wohnungsbau unter Druck

Bezahlbares Wohnen zur Realität machen

Kruno Crepulja, CEO, Instone Real Estate Group AG
Kruno Crepulja

Der deutsche Wohnimmobilienmarkt erlebt einen regelrechten Boom, angetrieben durch einen deutlichen Nachfrageüberhang. Um den Wohnungsmarkt zu entspannen, muss mehr Bauland zur Verfügung gestellt und das Baurecht vereinfacht werden.

Herr Crepulja, der deutsche Wohnungsmarkt boomt, gleichzeitig wird Wohnen immer teurer und knapper. Was sind die wesentlichen Gründe hierfür?
Der deutsche Wohnungsmarkt zeichnet sich momentan dadurch aus, dass die Nachfrage nach Wohnraum in den deutschen Metropolregionen vor allem durch das anhaltendende Bevölkerungswachstum und die sehr guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin steigt. Gleichzeitig reicht das vorhandene Angebot an Wohnungen nicht aus, um die hohe Nachfrage zu decken. Somit geht die Schere zwischen Angebot und Nachfrage immer weiter auseinander, und das lässt die Preise steigen. Eine Änderung ist nicht in Sicht, wenn man einen Blick auf die prognostizierten Einwohnerzahlen für die deutschen Großstädte und die prosperierenden Mittelstädte wirft. Wohnen wird zudem immer teurer, weil auch das Bauen teurer wird.

Wo sehen Sie die Kostentreiber beim Bauen?
An erster Stelle ist hier das fehlende Bauland zu nennen. Ein weiterer Punkt ist, dass Bauen länger dauert und auch komplizierter geworden ist. Das hat verschiedene Ursachen. Einerseits sind die Baubehörden nicht mit ausreichend qualifiziertem Personal ausgestattet, so dass sich Baugenehmigungsprozesse aufschieben. Andererseits haben auch die zunehmenden behördlichen Auflagen, etwa zur Energieeinsparverordnung (EnEV), Brandschutz- oder Stellplatzverordnungen, ihren Anteil daran, dass es bei der Bauplanung länger dauert. Nur einmal zum Vergleich: Im Jahr 1990 gab es in Deutschland rund 5.000 Bauvorschriften, heute sind es dagegen über 20.000. Verzögerungen im Bau ergeben sich aber auch durch mangelnde personelle Kapazitäten in den Baufirmen. Das führt dazu, dass es nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2017 einen Überhang von rund 650.000 Wohnungen gab, die zwar genehmigt, aber noch nicht fertiggestellt waren – die größte Differenz seit 1999. Natürlich tragen auch die gestiegenen Baulandpreise und Erwerbsnebenkosten dazu bei, dass das Bauen teurer geworden ist.

Auch die Politik nimmt das Thema nun verstärkt in Angriff und hat auf dem jüngsten Wohngipfel ein Maßnahmenpaket präsentiert. Was muss aus Ihrer Sicht getan werden, um den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen?
Wir begrüßen es sehr, dass sich die Bundesregierung dieses Themas annimmt. Aber um ihr angestrebtes Ziel von 1,5 Millionen Wohnungen bis Ende der laufenden Legislaturperiode im Jahr 2021 zu erreichen, müssen alle Beteiligten jetzt Gas geben. Sinnvoll wäre es aus unserer Sicht, die Voraussetzungen für schnellere Planungs- und Baugenehmigungsverfahren zu schaffen. Dazu gehört auch, dass man die unterschiedlichen Landesbauordnungen der 16 Bundesländer entschlackt und in einer Bundesbauordnung vereinheitlicht. Das ist unter anderem eine wesentliche Voraussetzung, wenn man über serielles und modulares Bauen nachdenkt, mit dem Ziel kosteneffizienter zu planen und zu bauen. Das Kernthema jedoch ist und bleibt die Aktivierung von zusätzlichem Bauland in den Städten, denn erst ein wachsendes Angebot an Neubauten wird dafür sorgen, dass sich die Preise am Wohnungsmarkt langfristig stabilisieren.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Instone Real Estate Group
Erstveröffentlichung: Immobilienmanager online, Oktober 218

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