13.04.2023

Agrarmarktbericht Deutschland

Flächenverbrauch für Siedlungen und Industrie verknappen Angebot und führt zu steigenden Grundstückspreisen

Erscheinungstermin: November 2022

Herausgeber: Colliers

Investitionsgut Agrarfläche? Bisher ist dazu am Markt wenig bekannt. Colliers hat mit dem Agrar-Marktbericht die erste umfassende Publikation in diesem Bereich herausgebracht und gibt einen Überblick über die deutsche Agrarwirtschaft, analysiert den Eigentumsflächen- und Pachtflächenmarkt und bietet einen Vergleich der konventionellen mit der ökologischen Landwirtschaft.

Die aktuelle Situation auf dem Weltmarkt und das Konsumentenverhalten schlagen sich stark auf die Preise der Erntegüter nieder und führen zu einer Veränderung in der Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen. Die Bedeutung von Nutzpflanzen zur Energiegewinnung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Beispielsweise hat sich die Anbaufläche für Mais, der zur Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt werden kann, in Deutschland von 2010 bis 2021 um 22 Prozent vergrößert. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine führte zuletzt zu historischen Preissteigerungen bei konventionellem Brotweizen, der im Mai 2022 zwischenzeitlich mit circa 440 Euro pro Tonne gehandelt wurde. Dies entspricht einer Preissteigerung im Vergleich zum Anfang des Jahres 2022 um gut 66 Prozent.

Das Transaktionsvolumen wie auch die Preise sind in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Das Spektrum reicht von 11.000 Euro pro Hektar für schwache Böden in der Lausitz über 30.000 Euro pro Hektar für Ackerland mittlerer Güte in Mecklenburg-Vorpommern bis über 100.000 Euro pro Hektar Ackerland in Bayern oder am Niederrhein. Der durchschnittliche Kaufpreis lag bei 32.000 Euro pro Hektar für Ackerland und 22.000 Euro für Grünland. Die regionalen Preisunterschiede sind nicht immer ökonomisch begründbar. Das liegt auch daran, dass der Markt sehr kleinteilig ist. Die durchschnittlich gehandelte Fläche pro Transaktion betrug lediglich 2,1 Hektar bei Acker und 1,1 Hektar bei Grünland.

Ökologische Landwirtschaft wird immer wichtiger

Der Anteil der ökologischen Agrarbetriebe hat sich in den vergangenen zehn Jahren von 7,5 Prozent auf 14 Prozent fast verdoppelt. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland stieg im gleichen Zeitraum um 70 Prozent auf 1,7 Millionen Hektar. Dies entspricht rund einem Zehntel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche und ordnet Deutschland im europäischen Mittelfeld ein. Spitzenreiter im Anteil ökologischer Anbaufläche sind in Europa Estland (22 Prozent), Schweden (20 Prozent) und die Schweiz (17 Prozent). Die Erträge in der Öko-Landwirtschaft liegen dabei im Schnitt immer noch circa 50 Prozent unter dem Niveau konventionell wirtschaftender Betriebe.

Mit 60 Prozent wird mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands zur Erzeugung von Futtermitteln verwendet. Der Fleischkonsum in Deutschland ist zwar rückläufig, dafür wird heute mehr exportiert. Der Trend bei der Fleischproduktion geht von Schwein und Rind hin zu Geflügel.

Deutschland ist Pachtland

Rund 16,7 Millionen Hektar werden in Deutschland landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt Deutschland hinter Frankreich (29 Millionen Hektar) und Spanien (24,4 Millionen Hektar) trotz vergleichbarer Gesamtfläche auf dem dritten Platz in Europa. Rund 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland waren 2020 gepachtet. Die gesamten Pachtausgaben beliefen sich 2020 auf circa 3,3 Milliarden Euro. Die Pachtpreise liegen aktuell im Schnitt bei circa 375 Euro pro Hektar Ackerland und bei 198 Euro pro Hektar Grünland.

Im EU-Vergleich ist die Landwirtschaft in Deutschland eher groß strukturiert. Zwar bewirtschaften nur 0,5 Prozent der knapp 260.000 Betriebe in Deutschland über 1.000 Hektar Fläche, jedoch liegt die durchschnittliche Betriebsgröße mit knapp 61 Hektar weit über dem EU-Durchschnitt von nur ca. 15,6 Hektar pro Betrieb.

Die Landwirtschaft bildet die Grundlage der Lebensmittelsicherheit. Zudem sichert sie Investitionswerte durch regelmäßige Erträge und durch eine im Vergleich zu Aktien deutlich niedrigere Renditevolatilität, die aus der beständigen Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten herrührt. Nachhaltige operative Renditen von zwei bis fünf Prozent im konventionellen Ackerbau sind hierbei möglich. Der tägliche Flächenverbrauch in Deutschland von über 50 Hektar für Siedlungs- und Industrieflächen führt zu einer weiteren Verknappung des Flächenangebots und zu steigenden Grundstückspreisen.

#