Stromverfügbarkeit stellt enorme Herausforderung dar
Erscheinungstermin: Mai 2025
Herausgeber: JLL
Mit dem weltweiten Siegeszug datengetriebener Technologien und insbesondere Künstlicher Intelligenz nimmt die Bedeutung von Rechenzentren für Wirtschaft und Gesellschaft rasant zu. Diese Entwicklung stellt die Energieversorgung vor enorme Herausforderungen – insbesondere in Industrieländern wie Deutschland, wo ambitionierte Klimaziele mit wachsendem Energiebedarf in Einklang gebracht werden sollen. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Fokus zunehmend auf die Frage, wie eine nachhaltige und stabile Stromversorgung für Rechenzentren gewährleistet werden kann – sowohl national als auch international. Die aktuelle Studie „Energieversorgung für Rechenzentren – Ausblick 2025 für Deutschland und Global“ von JLL analysiert den zukünftigen Energiebedarf von Rechenzentren, regulatorische Rahmenbedingungen, technologische Entwicklungen und Investitionschancen. Im Zentrum stehen Fragen wie: Welche Energiequellen sind zukunftsfähig? Wie lassen sich Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit kombinieren? Und welche infrastrukturellen Hürden bestehen beim Ausbau?
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:
Energiebedarf der Rechenzentren steigt weltweit stark an
Rechenzentren werden im Jahr 2025 voraussichtlich rund 2 % des globalen Stromverbrauchs ausmachen, mit einem prognostizierten Gesamtbedarf von etwa 800 TWh. Besonders wachstumsstark ist der Energiebedarf durch KI-Anwendungen, wobei der weltweite Energiebedarf bis 2029 auf schätzungsweise mehr als 100 GW ansteigen könnte. In Ländern wie Irland oder dem US-Bundesstaat Virginia liegt der Anteil am nationalen Stromverbrauch bereits bei über 20 %.
GPU-Technologien treiben Energieverbrauch weiter nach oben
KI-Anwendungen, die auf leistungsstarken GPU-Chips basieren, erhöhen den Strombedarf signifikant – aktuelle Chips von NVIDIA benötigen bis zu 300 % mehr Energie als Vorgängermodelle. Daher wird Flüssigkeitskühlung zum neuen Standard bei Rechenzentrums-Neubauten. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf den Energiebedarf pro m² Rechenzentrumsfläche und somit auf Standortwahl, Kostenkalkulation und ESG-Bewertungen.
Atomenergie als Option – aber nicht für Deutschland
International wird Kernkraft – insbesondere durch den Einsatz kleiner modularer Reaktoren (SMR) – als kohlenstoffarme Lösung diskutiert, um den Energiehunger der Rechenzentren zu decken. In Deutschland wird dieser Weg aufgrund politischer Rahmenbedingungen jedoch voraussichtlich keine Rolle spielen.
Der deutsche Rechenzentrumsmarkt wächst kräftig
Bis 2025 wird ein Marktvolumen von 15,5 Mrd. Euro erwartet, das sich bis 2030 verdoppeln könnte. Gleichzeitig wird der Stromverbrauch in Deutschland durch Rechenzentren bis 2030 auf 6–7 % des Gesamtverbrauchs steigen. Vor allem Frankfurt bleibt Hotspot, aber neue Regionen wie das Rheinische Revier gewinnen an Bedeutung.
Gesetzliche Anforderungen nehmen stark zu
Das neue Energieeffizienzgesetz (EnEfG) verpflichtet Betreiber, ab 2027 bilanziell 100 % erneuerbaren Strom zu verwenden und steigende Quoten bei der Abwärmenutzung zu erfüllen (20 % ab 2028). Diese Anforderungen erhöhen den Druck auf Entwickler, geeignete Infrastrukturen zu schaffen und erneuerbare Stromquellen lokal verfügbar zu machen.
Infrastrukturengpässe bremsen Ausbau
Neben begrenzter Netzkapazität sind vor allem lange Genehmigungsverfahren und Flächenkonkurrenz mit anderen Energie- und Nutzungsformen (PV, Wärmepumpen, Landwirtschaft) eine Herausforderungen. Investoren müssen zunehmend in Regionen mit schwächerer Infrastruktur ausweichen, was zu erhöhtem Koordinationsaufwand führt.
Fossile Energieträger bleiben kurzfristig notwendig
Trotz Ausbauplänen für erneuerbare Energien wird Deutschland bis 2030 zusätzliche 17–25 GW Gaskraftwerkskapazität benötigen, um Versorgungssicherheit in Dunkelflauten sicherzustellen. Der Ausstieg aus Kern- und Kohlekraftwerken führt zu höheren Importabhängigkeiten, insbesondere von französischem Atomstrom.
Langfristige Strompreisentwicklung bleibt volatil
Kurzfristig wird mit steigenden Preisen gerechnet (bis 93,4 €/MWh in Q1 2026). Erst ab 2030 wird eine spürbare Entlastung erwartet. Standortentscheidungen für Rechenzentren müssen daher zunehmend auf langfristigen Stromkostenprojektionen basieren.
Deutschlands Attraktivität im internationalen Vergleich rückläufig
Im „Data Centre Location Index 2023“ liegt Deutschland nur auf Platz 26 – weit hinter Ländern wie den USA, Schweden oder Dänemark. Hauptgründe sind hohe Energiepreise, lange Genehmigungsprozesse und unklare Förderlandschaft.