Institutionelle wollen wieder mehr investieren,studentisches Wohnen wird immer wichtiger
Erscheinungstermin: April 2025
Herausgeber: Cushman & Wakefield
Angesichts des allmählich sinkenden Zinsniveaus und der sich stabilisierenden Konjunktur blicken viele Akteure in der europäischen Immobilienwirtschaft vorsichtig optimistisch auf das laufende Jahr. Besonders im Bereich Wohnen könnte sich eine Trendwende abzeichnen: Nachdem 2024 noch von Investitionszurückhaltung und hoher Kostenbelastung geprägt war, mehren sich die Anzeichen für eine allmähliche Erholung. Vor diesem Hintergrund beleuchtet das „European Living Investor Survey 2025“ von Cushman & Wakefield, wie institutionelle Investoren aktuell auf das Wohnsegment blicken, welche Märkte attraktiv für Investitionen sind, wo aktuell die größten Herausforderungen liegen und welche Dealstrukturen bevorzugt werden? Auch das Thema Nachhaltigkeit wird ausgiebig beleuchtet.
Die zentralen Erkenntnisse:
Erhöhte Investitionsbereitschaft
Trotz des schwierigen Marktumfelds 2024 plant eine klare Mehrheit der befragten Investoren, ihre Engagements im Wohnsektor auszubauen. Rund 80 % rechnen mit steigenden Investitionen in den kommenden fünf Jahren, obwohl das vergangene Jahr durch hohe Zinsen und Baukosten geprägt war. Die Assetklasse hat sich in der Dekade davor als stabilisierend und diversifizierend bewährt und ist inzwischen fester Bestandteil vieler Portfolios.
Freifinanzierte Wohnobjekte bleiben führend – Studentisches Wohnen gewinnt an Dynamik
Der freifinanzierte Mietwohnungsmarkt bleibt das dominierende Subsegment, jedoch zeigt sich ein starker Trend zu studentischen Wohnanlagen. Drei Viertel der Befragten planen, in den kommenden drei Jahren ihre Allokation in diesem Segment zu erhöhen. Wachstumsstarke Mieten, geringere Regulierung und kurze Vertragslaufzeiten machen studetnisches Wohnen besonders attraktiv. Auch Co-Living gewinnt an Relevanz und wird vermehrt als Lösung für urbane Wohnraumengpässe betrachtet.
UK, Spanien und Deutschland im Fokus
Großbritannien bleibt unangefochten an der Spitze der wichtigsten Zielmarkt, gefolgt von Spanien, das erstmals Deutschland von Platz zwei verdrängt. Auch Frankreich, Italien und Portugal gewinnen an Attraktivität, während das Interesse an Skandinavien und Irland leicht zurückgeht. Die geografische Selektion erfolgt vor allem vor dem Hintergrund regulatorischer Stabilität, Markttiefe und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen.
Beliebteste Dealstrukturen: Forward Commitments und Joint Ventures
Forward Commitments und Joint Ventures sind die bevorzugten Dealstrukturen für die kommenden Jahre. Der Anteil der Investoren, die auf Forward Commitments setzen, ist deutlich gestiegen – ein Hinweis auf gestiegenes Vertrauen in die Preisstabilität. Auch die Umwandlung bestehender Objekte in Wohnimmobilien wird häufiger in Betracht gezogen, insbesondere als Antwort auf den Strukturwandel im Büromarkt.
Zins- und Renditeerwartungen stimmen optimistisch
Eine knappe Mehrheit der Investoren erwartet für 2025 Zinssenkungen von bis zu 0,5 %, weitere 46 % rechnen sogar mit Rückgängen von bis zu 1,5 %. Damit einhergehend gehen 54 % der Befragten von sinkenden Spitzenrenditen im Bereich Wohnen aus. Diese Erwartungshaltung lässt auf eine vorsichtige Marktbelebung und zunehmende Transaktionstätigkeit hoffen.
Top-Performer Studentenwohnen
Fast die Hälfte der Befragten rechnet mit der besten Marktentwicklung bei Studentenwohnanlagen. Als Gründe werden stabile Nachfrage, geringere Regulierungen und inflationsangepasste Mieten genannt. Freifinanzierte Mietwohnungen folgen auf Platz zwei. Segmente wie gefördertes Wohnen oder Seniorenwohnen bleiben zwar relevant, erreichen jedoch nicht das gleiche Vertrauen bezüglich der kurzfristigen Renditeerwartungen.
Größte Herausforderung: Preisvorstellungen gehen auseinander
Der größte Hemmschuh für Investitionen ist aktuell die Lücke zwischen den Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern. Viele Eigentümer halten weiterhin an überhöhten Preisniveaus fest, was zu einer Blockade im Transaktionsgeschehen führt. Auch politische Risiken und Projektunwirtschaftlichkeit – etwa durch gestiegene Baukosten – werden als relevante Herausforderungen genannt.
Nachhaltigkeit bleibt strategisches Ziel
Über 70 % der Investoren betrachten Nachhaltigkeit als zentrales Investitionskriterium und mehr als die Hälfte ist bereit, für ESG-konforme Objekte einen Preisaufschlag zu zahlen. Überraschend ist jedoch, dass lediglich 46 % Nachhaltigkeit auch als entscheidenden Faktor aus Sicht der Mieter einordnen. Diese Diskrepanz dürfte für Projektentwickler und Asset Manager von strategischer Bedeutung sein.