12.04.2016

Barrierefrei durch Technik

Smart-Home-Systeme für Senioren

Tim Lange, Vorstand, casenio AG
Tim Lange

Die Menschen werden immer älter. Gleichzeitig wollen sie möglichst lange selbstbestimmt, am liebsten in gewohnter Umgebung leben. Durch den Einsatz von Smart-Home-Systemen, die speziell auf Senioren zugeschnitten sind, haben Vermieter die Möglichkeit, Leerstand zu reduzieren und die Abwanderung von Mietern zu verhindern, indem sie Mietern mehr Sicherheit, mehr Komfort und somit einen höheren Wohnungsnutzen bieten.

Die gute Nachricht: Mittlerweile gibt es im Bereich der Ambient-Assisted-Living-Technologien (AAL) – so heißen fachlich korrekt Smart-Home-Systeme, die auf Ältere zugeschnitten sind – Lösungen, die Senioren beim Zuhause-Wohnen sehr gut unterstützen. Die schlechte Nachricht: Nicht nur im AAL-Bereich, sondern im Smart-Home-Bereich insgesamt gibt es zu wenig Produkte, die sowohl von der Bedienbarkeit als auch von den Kosten her für den Massenmarkt tauglich sind.

Fragt man auf Zielgruppen-Messen wie der Rehacare, dem AAL-Kongress, der Altenpflege etc., zeigt sich, dass Senioren und Angehörige sehr genaue Vorstellungen dazu haben, was ein intelligentes Hilfe- und Komfortsystem für zuhause können sollte und unter welchen Voraussetzungen sie dafür bezahlen würden. Die wichtigsten Ansprüche: Das System sollte einfach zu bedienen, diskret und nicht zu teuer sein.

Immer mehr Vermieter erkennen hier eine Marktlücke: Mit AAL-Systemen können sie ihren älteren Mietern in Bestandswohnungen mehr Sicherheit, mehr Komfort und somit einen höheren Wohnungsnutzen bieten. Ein solches Zusatzangebot lässt sich als optionale Dienstleistung abrechnen. Viele Maßnahmen, die Wohnungen seniorenfreundlicher gestalten würden, sind jedoch sehr teuer – insbesondere, wenn sie bauliche Veränderungen erfordern. Gerade in klassischen Mietermärkten – beispielsweise im ländlichen Kleinstadtbereich – lohnen sich entsprechend teure Umbauten für Vermieter in der Regel nicht, da sie die Kosten nicht erfolgreich auf die Mieter würden umlegen können.

Doch während sich in Vermietermärkten wie Hamburg oder Berlin Leerstand allein aufgrund des Nachfrageüberhangs vermeiden lässt, müssen Eigentümer gerade in Mietermärkten potenziellen Mietern einen Mehrwert gegenüber den Wettbewerbern bieten, um sie zum Einzug zu bewegen oder vom Umzug abzuhalten. Für diese Vermieter und Verwalter dürften AAL-Systeme sein, die sich kabellos und ohne bauliche Veränderungen – also entsprechend preisgünstig – montieren lassen, die beste Lösung sein.

Mittlerweile gibt es moderne Systeme, die deutlich mehr bieten als ein einfacher Notrufknopf. Anders als dieser merken intelligente Hilfe- und Komfortsysteme selbstständig, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Positiv dabei ist: Dazu ist der Einsatz von Kameras oder anderen Überwachungstechniken nicht notwendig – zumindest nicht bei AAL-Systemen, die über verschiedene Sensoren registrieren, ob Aktivität in der Wohnung stattfindet – zum Beispiel über einen Türöffner am Kühlschrank oder einen Bewegungsmelder im Bad. Wird hier lange keine Aktivität festgestellt, kann ein modernes AAL-System – zum Beispiel über Email, App, Anruf oder SMS – Angehörige oder einen Pflegedienst informieren.

Besonders weit entwickelte Hilfe- und Komfortsysteme auf AAL-Basis können auch feststellen, welche per se harmlosen Situationen in Kombination eine Gefahr darstellen – zum Beispiel, wenn ein Alleinlebender ins Bett geht, während der Herd noch an ist – und können bei Bedarf eigenständig den Herd abschalten. Idealerweise bieten sie auch Assistenzfunktionen, indem sie beispielsweise an die pünktliche Einnahme von Medikamenten oder die regelmäßige Messung des Blutdrucks erinnern und die gemessenen Werte vorlesen und sammeln.

Eine Deloitte-Studie von 2015 verdeutlicht „die enorme Bedeutung funkbasierter Nachrüstlösungen“. Diese sprächen gleichermaßen Eigentümer wie Mieter an und erreichten damit eine besonders breite Zielgruppe. Die Wohnungswirtschaft, so die Autoren der Studie, könne vom Kundeninteresse an Smart Home profitieren: „Sie sollte entsprechende Angebote nicht nur bei Neubauprojekten bereithalten, sondern Smart Home auch bei hochwertigen Bestandsimmobilien als Alleinstellungsmerkmal vermarkten.“

Das klingt vielversprechend. Dennoch: Von heute auf morgen wird sich der Markt nicht wandeln. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Intelligenz sukzessive in Häuser und Wohnungen einzieht – mit den wachsenden Fähigkeiten der Geräte und mit den steigenden Ansprüchen der Benutzer. Bereits jetzt zeigt sich aber zunehmend, was solche intelligenten Technologien leisten können.

Ein Markt - drei Segmente

Quelle: casenio AG

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von casenio AG
Erstveröffentlichung: The Property Post, April 2016

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Quelle: TNS Emnid, Wohnwünsche im Alter, 2011