24.01.2018

Deutsche Immobilienaktien

Auf dem Weg an Europas Spitze?

Alexander Dexne, Vorsitzender des ZIA-Ausschusses Bilanzierung und Bewertung und Finanzvorstand, alstria office REIT AG
Alexander Dexne

Deutsche Immobilienaktien sind weiter auf dem Vormarsch und nehmen die Spitzenposition in Europa ins Visier. Gegenüber dem Vorjahr stieg nicht nur die Marktkapitalisierung des Sektors um 26 Prozent auf nunmehr 73 Milliarden Euro. Auch das Immobilienvermögen der börsennotierten Unternehmen legte um weitere 26 Prozent zu und hat mit nunmehr 114 Milliarden Euro die Schallmauer von 100 Milliarden Euro durchbrochen. Dies geht aus der fünften Gemeinschaftsstudie von ZIA & Barkow Consulting hervor.

Damit spielen deutsche Immobilien AGs auch international eine immer bedeutendere Rolle und zeichnen aktuell für einen Anteil von 23 Prozent am europäischen Sektor verantwortlich. Noch im Jahr 2013 betrug der entsprechende Anteil lediglich zehn Prozent. Deutschland konnte entsprechend seine Position als zweitwichtigstes Land im europäischen EPRA-Index ausbauen und den Abstand zum bis dato führenden Immobilienaktienland Großbritannien weiter reduzieren. Der Abstand verringerte sich von 17 Milliarden Euro im Vorjahr auf aktuell zwölf Milliarden Euro. Dabei hat der deutsche Sektor insbesondere von der britischen Brexit-Entscheidung profitiert. Der Anteil des britischen Sektors hat sich über den gesunkenen Wechselkurs reduziert, während der Anteil des deutschen Sektors aufgrund seines Charakters als sicherer Hafen und der überdurchschnittlichen Kursperformance weiter anstieg. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich weiter fortsetzen, da sich die Wachstumsaussichten Großbritanniens zusehends eintrüben und damit auch die Börse nachhaltig belasten.

Nachholbedarf bei IPOs und Wirtschaftsimmobilien

Der Anstieg der Marktkapitalisierung ist allerdings erneut im Wesentlichen auf steigende Kurse zurückzuführen. Der EPRA Germany Index legte über die vergangenen zwölf Monate um 19 Prozent und liegt damit in der Spitzengruppe der europäischen Länder. Letztere haben im Durchschnitt 13 Prozent zulegen können. Größere Börsengänge gab es jedoch nicht und auch die Emission von neuem Eigenkapital über die Börse ist im ersten Halbjahr mit 1,5 Milliarden Euro auf relativ niedrigem Niveau verblieben. Die Anzahl der Immobilien AGs ist im Zuge von Fusionen sogar weiter zurückgegangen. Aktuell sind nur noch 55 Gesellschaften notiert, gegenüber 2011 ein Rückgang um 29 Prozent.

Will der deutsche Markt langfristig weiter wachsen und Großbritannien überholen, braucht es allerdings weitere Börsengänge. Die Hoffnungen ruhen hier insbesondere auf dem Sektor der Wirtschaftsimmobilien. Sie repräsentieren bisher nur 24 Prozent des Immobilienvermögens, während Wohnimmobilien immer noch stark dominieren. Gerade im europäischen Kontext hat Deutschland hier immer noch erheblichen Nachholbedarf.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von ZIA
Erstveröffentlichung: The Property Post

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