25.09.2024

Digitalisierung braucht Führungsstärke

Dr. Dominique Hoffmann, Partner, Grandt Thornton AG
Katja Stiefenhöfer, CFO, Covivio Deutschland GmbH
Dr. Dominique Hoffmann

Digitalisierung in Unternehmen ist ein zumeist herausfordernder Prozess, auch im Finanzbereich des Chief Financial Officers (CFO). Bisher stand er in den meisten Digitalisierungsstrategien nicht ganz oben auf der Liste. Doch die Datenfülle in der Finanzabteilung bietet beste Voraussetzungen. Notwendig hierfür ist eine neue CFO-Führungskompetenz.

Die Digitalstrategie eines Unternehmens beinhaltet neben anderen Komponenten die einzelnen Abteilungen und Geschäftsprozesse, die sich besonders für eine digitale Optimierung eignen. Wenige andere Bereiche innerhalb eines Unternehmens besitzen eine solche Fülle an repetitiven Tätigkeiten und Datenmassen wie der Finanzbereich. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels gilt es, diese zu bewältigen und gleichzeitig die weiter steigenden gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Als CFO geht es entsprechend darum, auch digitale Führungsqualitäten zu beweisen und die digitale Transformation in den Bereichen Technologie, Daten, Prozesse und Mitarbeiter aktiv voranzutreiben.

Große zahlenbasierte Datenmengen und regelbasierte, wiederkehrende Tätigkeiten sind der Grundstein für erfolgreiche Digitalisierungsprojekte. Sofern Unternehmen klare Zuständigkeiten und standardisierte Prozesse definiert haben und eine entsprechende Datenbasis vorliegt, können sie digitale Instrumente wie Machine Learning, Business Intelligence oder cloudbasierte Dashboards effektiv einsetzen. Der Funktionsbereich des CFOs erfüllt die genannten Kriterien in besonderem Maße. Das Controlling / Reporting als geordnete Zusammenstellung geschäftsrelevanter Kennzahlen für externe Stakeholder, das Accounting als Zusammenführung aller Geschäftsvorfälle zur Erstellung von Jahresabschlüssen sowie das Finanz- / Cashmanagement (Treasury) zur geordneten Steuerung der Zahlungsströme bieten eine hervorragende Ausgangsbasis für die Einführung digitaler Prozesse. Es ist daher auch naheliegend, dass die Basis - neben einer belastbaren und sicheren Infrastruktur - ein unternehmensindividuell passendes ERP-System ist.

Einbindung der Teammitglieder

Wenn diese Ausgangsbasis vorhanden ist, ist der wichtigste Erfolgsfaktor bei der Durchführung von Digitalisierungsprojekten insbesondere die Einbindung der relevanten Mitarbeiter. Eine weltweite CFO-Befragung aus dem Frühjahr 2022 ermittelte bezeichnenderweise zwei personale Faktoren als größte Hemmschuhe für die Etablierung digitaler Prozesse: erstens die mangelnde Technologie-Kompetenz der Mitarbeiter und zweitens ihr Widerstand gegen die Einführung digitaler Tools. Zweiteres ist insbesondere nachzuvollziehen, wenn Angst vor einem möglichen Arbeitsplatzabbau vorliegt.

Genau hier setzt die CFO-Führungsstärke an: Digitalisierung kann zwar zuvor durch Menschen ausgeführte Tätigkeiten automatisieren, aber dem einzelnen Mitarbeiter gilt es im Gegenzug eine Aufgabe zu übertragen, die weiterhin seine menschlichen Eigenheiten voraussetzt. Dies kann zum einen die Kontrolle des automatisierten Prozesses und seine weitere Verbesserung umfassen. Zum anderen besteht sie in einem höherem Servicegrad gegenüber Investoren, Mietern und Geschäftspartnern umfassen. Am Ende geht es nicht darum, Mitarbeiter durch Automatisierungen überflüssig zu machen und zu entlassen, sondern vielmehr, sie von leidigen, repetitiven Tätigkeiten zu entlasten und ihre Kompetenz dort einzusetzen, wo sie einen echten Mehrwert stiften. Eine Digitalstrategie muss folglich gekoppelt sein an ein Führungskräftecoaching. Digitalisierung wird somit zur Triebfeder für einen persönlicheren Umgang, eine verbesserte Kommunikation und damit einhergehend einer merklich höheren Mitarbeiterzufriedenheit.

Eine hilfreiche Rolle spielen hierbei Berater, die neben ihrer technologischen Kompetenz vor allem Prozesskenntnisse mitbringen. Sie eignen sich daher in hohem Maße für eine externe Begleitfunktion. Wichtig ist dabei, dass der Berater die digitale Transformation von der Status-Quo-Analyse über das Zielbild bis hin zur Umsetzung aktiv begleiten und vor allem fundierte Branchen-Kenntnisse einbringen kann. Dabei geht es jedoch nicht darum, dass der Berater das Projekt „schlüsselfertig“ zuliefert, sondern sich als Sparringspartner für das bestehende Team versteht und das Projekt gemeinsam zum Erfolg führt.

Perspektiven für einen wachsenden Digitalisierungsgrad

Noch ist die digitale Transformation in den CFO-Ressorts deutscher Unternehmen unterrepräsentiert. Ein externer Metablick auf das Unternehmen unterstützt besonders in der Anfangsphase den Digitalisierungsprozess in hohem Maße. Eine definierte Digitalstrategie inklusive einer entsprechenden Roadmap bilden jedoch erst den Anfang. Die Begleitung der Mitarbeiter samt frühzeitiger Einbindung in andere Aufgaben und der Teamgedanke im Sinne des gemeinsamen Lernens werden zum Hauptfaktor für den Erfolg des digitalen Prozesses.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Grant Thornton & Covivio Deutschland
Erstveröffentlichung: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, September 2024

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