25.11.2016

Family Offices

Gefährliches Verdrängen der Nachfolgefrage

Hans Hünnscheid, Geschäftsführer, Famos Immobilien GmbH
Hans Hünnscheid

Die Übertragung eines größeren Immobilienvermögens in Familienbesitz auf die nächste Generation ist eine große Herausforderung und muss frühzeitig geplant und organisiert werden. Doch gerade dies geschieht in vielen Familien nicht. Hans Hünnscheid, Geschäftsführer von Famos Immobilien, dem Multi Family Office für Immobilienvermögen, erklärt, worauf bei Nachfolgeregelungen geachtet werden sollte.

Das Problem der Übertragung von Immobilienvermögen wird oft verdrängt und aufgeschoben. Das ist sehr riskant, denn ein ungeplanter Übergang eines größeren Immobilienbestandes – etwa nach einem unerwarteten Todesfall – kann schnell zum Albtraum werden. Dies gilt vor allem, wenn das Vermögen auf eine Erbengemeinschaft aus mehreren Personen übergeht. Besonders schwierig wird die Situation, wenn die Erben im Streit liegen und in wichtigen Fragen kein Konsens gefunden werden kann. Dann ist auch der Verkauf des eigenen Anteils kein gangbarer Ausweg, weil dafür die Zustimmung der Miterben notwendig ist. Das Erbe wird so zur Falle. Das Problem ist kein Nischenthema. Denn laut der letzten Studie von Famos zum Thema Immobilien im Familienvermögen haben Family Offices 35 Prozent ihres Vermögens in Immobilien angelegt. Und ein beträchtlicher Teil dieses Immobilienvermögens wird in den kommenden Jahren vererbt werden. Neben der Frage, wann und an wen die Immobilien vererbt werden sollen, müssen auch die steuerlichen Aspekte des Übergangs geklärt werden. Denn auch hier hilft eine frühzeitige Planung, die Steuerlast zu minimieren. Beispielsweise sollte geprüft werden, inwieweit Freibeträge bei Schenkungen genutzt werden können, oder ob die Erben von Spielräumen bei der Steuerbemessungsgrundlage profitieren können.

Um Szenarien mit Streitigkeiten oder hoher Steuerbelastung zu vermeiden, ist es in jedem Fall ratsam, die Nachfolgefrage nicht auf die lange Bank zu schieben. Denn die zu klärenden Fragen sind oft hoch emotional. Dies gilt für die Frage nach dem Zeitpunkt, zu dem dieses sensible Thema überhaupt angesprochen wird, und vielleicht noch mehr für die Frage nach der Verteilung des Erbes. Daneben können auch Fragen, wie beispielsweise die nach dem Verkauf einer Immobilie, die sich jahrzehntelang in Familienbesitz befand, gefühlsmäßig nicht ganz einfach sein. Obwohl es schmerzhaft sein kann, müssen alle wichtigen Themen angesprochen werden. Erst wenn alle Fakten offen liegen, kann eine optimale, generationenübergreifende Lösung gefunden werden. In einem zweiten Schritt können dann die rechtlichen, steuerlichen und immobilienwirtschaftlichen Fragen geklärt werden.

Die oft auch bewusste Verdrängung, mit der viele Familien das Thema Vererbung von Vermögen behandeln, ist riskant. Sie kann zu negativen wirtschaftlichen Ergebnissen und sehr problematischen Situationen im Fall eines ungeplanten Besitzübergangs führen. Auch wenn es sehr emotional ist, sollte das Thema unbedingt frühzeitig angegangen werden – besser heute als morgen.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Famos Immobilien GmbH
Erstveröffentlichung: Die Immobilie, September 2015