11.10.2015

Vernachlässigte Einsparpotenziale

Nachholbedarf beim Immobilienmanagement von DAX- und MDAX-Unternehmen

Dietmar Fischer, Partner, Ernst & Young Real Estate GmbH
Dominique Pfrang, Senior Consultant, Ernst & Young Real Estate GmbH
Dietmar Fischer

Eine Umfrage unseres Hauses zeigt: Viele DAX- und MDAX-Unternehmen lassen erhebliche Einsparpotenziale beim Sach­anlagevermögen liegen, insbesondere bei bebauten und unbebauten Grundstücken. Je nach Branche könnte auf mehr als 25 Prozent der Flächen verzichtet und damit ein erheblicher Anteil der immobilienbezogenen Kosten eingespart werden. Insgesamt gilt dennoch: Die Richtung stimmt.

Flächenein­sparpotenzial und Kosten­senkungspotenzial

Insgesamt 34 DAX- und MDAX-Unternehmen haben an unserer Umfrage teilgenommen, darunter Finanz- und Versicherungsdienstleister, Handelsunternehmen und Unternehmen aus dem produzierenden/verarbeitenden Gewerbe, der IT/Telekommunikation, aus Kultur und Medien, dem Fahrzeugbau und der Zulieferbranche sowie aus Logistik/Transport. Alle Befragten nutzen – zusammen betrachtet – 140 Millionen Quadratmeter Fläche. Im Ergebnis zeigt sich: Einige Unternehmen haben ihre immobilienbezogenen Kosten in den vergangenen Jahren signifikant senken können. Andere Gesellschaften, zum Beispiel aus dem Bereich Transport und Logistik, sehen aber nach wie vor enorme Ein­sparpotenziale. Transport und Logistik liegen mit einem Flächenein­spar- und Kosten­senkungspotenzial von jeweils mehr als 25 Prozent deutlich vor anderen Branchen wie IT/Telekommunikation oder Finanz- und Versicherungsdienstleistern. Unternehmen aus der Automobilbranche kommen immerhin noch auf rund 15 Prozent. Vergleichsweise wenig Potenzial, Flächen zu reduzieren, sehen momentan Handelsunternehmen. Sie können nach eigenen Angaben gar nicht oder lediglich auf marginale Anteile ihrer Flächen verzichten. Dennoch wurden auch von diesen Gesellschaften Kostensenkungspotenziale identifiziert.

Kaum Sale-and-Lease-Back

Das Überprüfen des Flächenbedarfs und das Identifizieren nicht mehr notwendiger Flächen ist eine Maßnahme, die im Management betrieblich genutzter Immobilien mittlerweile zum Standard zählt. Acht von zehn Befragten stellen ihren Flächenbedarf regelmäßig zur Disposition. Keine andere Maßnahme im Corporate Real Estate Management (CREM), also dem Management der Flächen durch die jeweiligen Nutzer, ist häufiger genannt worden. Selten hingegen sind Sale-and-Lease-Back-Maßnahmen. Nur rund ein Drittel der befragten Unternehmen haben bereits Sale-and-Lease-Back-Transaktionen durchgeführt. Es scheint jedoch durchaus eine gewisse Dynamik in das Thema zu kommen: Die Frage, ob sich deutsche Unternehmen künftig verstärkt von ihren Immobilien trennen wollen, wurde immerhin von 50 Prozent der Befragen bejaht – es ist denkbar, dass darunter auch Sale-and-Lease-Back-Transaktionen sind. Insgesamt hat das CREM weiterhin meist zum Ziel, das jeweilige Kerngeschäft zu unterstützen, damit Flächen optimal für ihren jeweiligen Zweck genutzt werden können.

Zielerreichung im CREM

Die Tatsache, dass ein umfassendes CREM nachhaltig zum Unter­nehmenserfolg beiträgt, wird von nahezu allen Unternehmen bestätigt. Dennoch gibt es in der Umsetzung einer ganzheitlichen CREM-Strategie noch vielfach Nachholbedarf. Über 70 Prozent der befragten Unternehmen bestätigen, dass das Thema CREM zwar in den deutschen Unternehmen angekommen ist, in der Praxis jedoch häufig unzureichend umgesetzt wird. Einzelaspekte des CREM scheinen zu dominieren, während der eigentlich erforderliche ganzheitliche Ansatz teilweise zu sehr in den Hintergrund rückt. Erschwert wurde die ganzheitliche Sicht allerdings auch lange durch eine unzureichende Datentransparenz. Unternehmen mit verstreuten Standorten wussten lange Zeit nur bedingt, wie viel Fläche eigentlich für welche Nutzung zur Verfügung steht. Transparenz ist aber die Voraussetzung dafür, Flächen und Kosten optimieren und steuern zu können. Die wesentlichen Erfolge von CREM-Maßnahmen werden daher im Zu­sammenhang mit der Transparenz der Daten gesehen. Sie helfen, immobilien­bezogene Entscheidungen zu beschleunigen und immobilienspezifische Kosten zu senken. Die Erhöhung der Nutzerzufriedenheit und eine Steigerung der Immobilienwerte sind weitere Aspekte in diesem Zusammenhang. Die Datentransparenz bleibt somit ein wichtiger Punkt. Ein wichtiges Thema für die Zukunft wird außerdem die zunehmende Dynamik und Volatilität in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen sein: Die Umfrageteilnehmer sehen zentrale Herausforderungen unter anderem in einer Anpassung an die sich immer schneller verändernden Anforderungen moderner Arbeitswelten sowie in der Flexibilisierung der Flächennutzung zum Ausgleich konjunktureller Schwankungen.

Fazit

CREM hat das Potenzial, immobilienbezogene Kosten weiter zu senken. Selbst im Einzelhandel, der vergleichsweise geringe Flächeneinsparpotenziale sieht, werden Kostensenkungen für möglich gehalten. Der vielfach noch nicht gehobenen Potenziale zum Trotz sind die Unternehmen auf einem durchaus guten Weg. Die kontinuierliche Verbesserung des CREM und auch die Pflege externer CREM-Dienstleister findet bei den befragten Unter­nehmen eine sehr hohe Zustimmung. Auch die Datenlage hat sich deutlich verbessert. Dies sind Indikatoren dafür, dass die Unternehmen die Herausforderungen der Zukunft meistern können. So positiv das Bild insgesamt auch sein mag, das uns über die CREM-Verantwortlichen gespiegelt wurde: Die positive Wahrnehmung des CREM seitens der jeweiligen Mitarbeiter könnte und sollte unseres Erachtens noch gesteigert werden.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Ernst & Young Real Estate GmbH
Erstveröffentlichung: September 2014, Ernst & Young Real Estate Trends

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