20.01.2021

Yardi blickt auf das Jahr 2021

Große Chancen für neue Services

Richard Gerritsen, Senior Director, Yardi Systems GmbH
Richard Gerritsen

Wie wird sich die technische Revolution auf die Immobilienbranche auswirken? Richard Gerritsen, Regional Director Europe bei Yardi, spricht über nicht aufzuhaltende technische Innovationen, Verbraucher die eine zentrale Rolle einnehmen werden und vielversprechende Chancen für neue Services.  

„In den nächsten Jahrzehnten stehen uns einige grundlegende Veränderungen bevor. Auch nach Ende der COVID-19-Pandemie werden wir uns nicht von einer statischen Situation zur nächsten hangeln. Auf keinen Fall. Wir stecken bereits jetzt mitten im Transformationsprozess – und der wird noch einige Jahre andauern. Nicht immer wird alles reibungslos vonstattengehen. Aktuell erleben wir sehr große Umwälzungen. Dieser Trend wird sich noch eine Weile fortsetzen.“

Wie geht es weiter? „Dem Verbraucher kommt eine ganz andere Bedeutung zu. Menschen werden in Zukunft noch stärker als individuelle Verbraucher wahrgenommen. Doch diese Verbraucher sind keine wehrlosen Opfer. Der Trend geht dahin, die Mieter eines Hauses, die Nutzer eines Büros und die Besucher eines Einkaufszentrums als Verbraucher zu sehen. Und alles, was angeboten wird, wird einem persönlich angeboten. Das bedeutet, dass jeder Einzelne direkt auf das Angebot reagieren kann - mit seinem Smartphone oder dessen Nachfolger, was auch immer das sein mag.

Was bedeutet das für die Immobilienbranche? „Der Nutzer eines Büros kann selbst direkt bestimmen, welche Räumlichkeiten er im Laufe des Tages nutzen möchte – zunächst einen bestimmten Arbeitsbereich für einige Stunden und nachmittags einen Konferenzraum. Beides bucht er unkompliziert, ohne 23-mal klicken zu müssen. Hier kommt der Technologiewandel ins Spiel: Alles muss so einfach wie möglich sein, und das wird es auch sein. Wenn ich problemlos eine Pizza bestellen kann, dann ist es technisch ebenso gut möglich, meinen Tag zu gestalten. Bisher steht das Gebäude noch im Mittelpunkt, dabei sollte die Technik viel stärker auf den Nutzer ausgerichtet sein - also auf den Verbraucher.“

Immobilienunternehmen können dies nicht ignorieren, findet Gerritsen. „Man kann nicht erwarten, dass sich der Nutzer dem Gebäude anpasst. Vielmehr wird sich das Immobilienunternehmen an den Nutzer anpassen müssen. Auch das ist ein Prozess. Wir kennen die Bedürfnisse des Nutzers noch nicht richtig. Auch die Arbeitgeber sind sich darüber noch nicht im Klaren. Und wenn selbst der Arbeitgeber sie noch nicht kennt, ist es für den Immobilienbesitzer erst recht schwierig, diese Bedürfnisse in Erfahrung zu bringen. Das bedeutet aber nicht, dass wir jetzt komplizierte Untersuchungen durchführen müssen. Stattdessen können wir einige sehr erschwingliche Technologien nutzen, die bereits verfügbar sind, wie zum Beispiel Sensoren in intelligenten Gebäuden oder das Internet der Dinge. Anhand dieser Technologien können wir viel über die Nutzung von Räumlichkeiten lernen. Und es geht sogar noch einen Schritt weiter: Diese Daten müssen analysiert werden, um herauszufinden, welche (neuen) Services angeboten werden können.“ Für Gerritsen ist diese Transformation die logische Konsequenz aus der heutigen Nutzung von Immobilien. „Es geht nicht mehr um eine bestimmte Anzahl Quadratmeter, sondern um einen attraktiven Standort für Mitarbeiter und Kunden. Es geht darum, einen Ort zu finden, an dem sich Menschen wohlfühlen und deshalb produktiv sind.“

Müssen Immobilienbesitzer also flexibler auf die Nachfrage reagieren? „Eindeutig ja. Gebäudeeigentümer müssen sich auf die Nutzer konzentrieren, nicht auf den Mieter. Das bedeutet viel Arbeit und erfordert ein gewisses Umdenken, aber dieser Wandel bietet auch die Chance, verschiedene andere Services anzubieten. Das ist kein neues Phänomen. Im Einzelhandel geht es schon lange darum, den richtigen Mix an Geschäften zusammenzustellen, Standorte zu planen und über Zielgruppen nachzudenken und darüber, wie man Kunden zum längeren Verweilen einlädt.“

Ein persönlicher Ansatz werde nicht nur für Bürogebäude, sondern auch im öffentlichen Raum immer wichtiger werden, vermutet Gerritsen.  Und dieser Wandel werde sich auch auf das private Zuhause auswirken. „Unser Zuhause wird der zentrale Ort sein, an dem wir leben, arbeiten und unsere Freizeit verbringen. Menschen mit einem urbanen Lebensstil werden zu Gemeinschaften zusammenwachsen, wie wir es bereits in amerikanischen Städten beobachten können. Gleichgesinnte kommen zusammen – alle leben an dem Ort und in der Wohngegend ihrer Wahl. Daraus ergibt sich zwangsläufig ein Bedarf an Co-Working-Spaces.“

Wird diese Entwicklung angemessen verstanden?  „Letztlich wollen sich Mieter nicht jahrelang an eine bestimmte Quadratmeterzahl binden, sondern sie brauchen eine flexible Arbeitsumgebung. Das mag die Bewertung einer Immobilie erschweren, aber wir müssen einen guten Kompromiss zwischen fester und flexibler Nutzung finden.“

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Yardi Systems GmbH
Erstveröffentlichung: Vastgoedmarkt 18. Dez. 2020

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