22.05.2018

Give GRESB a chance!

Es muss nicht abgerissen und neu gebaut werden, um Bürogebäude nachhaltig zu bewirtschaften

Oliver Oser, Managing Director, Vistra Property Management GmbH
Oliver Oser

DGNB, LEED, BREE­AM … die meis­ten As­set-Ma­na­ger und Pro­jekt­ent­wick­ler den­ken beim The­ma Nach­hal­tig­keit vor al­lem an die­se gän­gi­gen Zer­ti­fi­ka­te. Dies gilt ins­be­son­de­re bei Bü­ro­im­mo­bi­li­en. Gro­ße Fonds­an­bie­ter prei­sen die Qua­li­tät ih­rer Port­fo­li­os gar mit ei­ner ho­hen Zer­ti­fi­zie­rungs­quo­te an. Die­se Fo­kus­sie­rung auf Zer­ti­fi­ka­te ist je­doch zu einsei­tig und trägt da­zu bei, dass gro­ße Nach­hal­tig­keits­po­ten­zia­le nicht aus­ge­schöpft werden.

Denn der An­teil zer­ti­fi­zier­ter Im­mo­bi­li­en ist ver­schwin­dend ge­ring. Es han­delt sich im We­sent­li­chen um Bü­ro­neu­bau­ten in den A-Städ­ten. Laut JLL sind in Ber­lin 5,6 %, in Köln 5,1 % und in Ham­burg 5,2 % des Flä­chen­be­stands zer­ti­fi­ziert. Das be­deu­tet, dass zwi­schen 90 % und 95 % über kein Zer­ti­fi­kat ver­fü­gen. Bei den an­de­ren Nut­zungs­ar­ten bzw. ab­seits der A-Städ­te dürf­ten es fast 100 % sein. Ge­nau hier liegt je­doch das wirk­li­che Nach­hal­tig­keits­po­ten­zi­al. Wenn En­er­gie, Was­ser oder Strom im gro­ßen Stil ein­ge­spart wer­den sol­len, dann muss dies bei den vie­len nicht-zer­ti­fi­zier­ten Be­stands­im­mo­bi­li­en ge­macht werden.

Ei­ne wich­ti­ge Ori­en­tie­rungs­hil­fe bei der Stei­ge­rung der Nach­hal­tig­keit des Ge­samt­port­fo­li­os bie­tet die Glo­bal Re­al Es­ta­te Sustaina­bi­li­ty Bench­mark (GRESB). Die gleich­na­mi­ge Or­ga­ni­sa­ti­on hat ei­nen Stan­dard zur Be­wer­tung der Nach­hal­tig­keit von Im­mo­bi­li­en­port­fo­li­os welt­weit ent­wi­ckelt - un­ab­hän­gig da­von, ob die Ob­jek­te zer­ti­fi­ziert sind oder nicht.

Die­se Stan­dards für ein Port­fo­lio zu im­ple­men­tie­ren, mag zu­nächst sehr auf­wen­dig sein - vor al­lem für den Pro­per­ty-Ma­na­ger, der ei­nen Groß­teil der Da­ten er­he­ben muss. Es hat aber durch­aus Vor­tei­le. Ein­mal wer­den al­lein durch ei­ne re­gel­mä­ßi­ge und eng­ma­schi­ge Er­fas­sung des En­er­gie­ver­brauchs und die Über­wa­chung von Ab­rech­nun­gen und Zäh­ler­lis­ten En­er­gie­fres­ser, Lecks und Feh­ler im Sys­tem viel schnel­ler iden­ti­fi­ziert. Deut­lich wich­ti­ger ist aber, dass Im­mo­bi­li­en­port­fo­li­os da­mit in Sa­chen Nach­hal­tig­keit wirk­lich ver­gleich­bar wer­den - ein Ver­gleich, der deut­lich aus­sa­ge­kräf­ti­ger ist als ein blo­ßes Ne­ben­ein­an­der­stel­len von Zer­ti­fi­zie­rungs­quo­ten. Die Wer­bung, die As­set-Ma­na­ger mit der Nach­hal­tig­keit ih­rer Port­fo­li­os ma­chen, er­hält so­mit ei­ne va­li­de Da­ten­grund­la­ge und ge­winnt an Aussagekraft.

Pro­per­ty-Ma­na­ger tun auch aus ei­nem an­de­ren Grund gut dar­an, sich mit dem GRESB-Stan­dard zu be­fas­sen. Vor al­lem bei an­gel­säch­si­schen As­set-Ma­na­gern brei­tet sich seine An­wen­dung aus. Ist ein Pro­per­ty-Ma­na­ger nicht in der La­ge, GRESB um­zu­set­zen, kann er für vie­le in­ter­na­tio­na­le Kun­den nicht mehr arbeiten.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Vistra Property Management GmbH
Erstveröffentlichung: Immobilien Zeitung, März 2018

Konversation wird geladen