13.05.2025

Auf der ESG-Datenautobahn

Update Regulierung und Digitalisierung

Iris Hagdorn, Head of Sustainability, HIH Invest Real Estate GmbH
Iris Hagdorn

Eine zielführende ESG-Strategie kommt nicht ohne Digitalisierungskomponente aus. Die HIH Invest arbeitet daran, dass Nachhaltigkeitskennzahlen künftig genauso automatisiert berechnet werden wie jede andere Finanzkennzahl, berichtet Iris Hagdorn, Head of Sustainability, im Gespräch mit The Property Post. Außerdem erklärt sie, welche neuen EU-Regulierungen sich abzeichnen.

The Property Post: Frau Hagdorn, welche ESG-Initiativen treiben Sie aktuell bei der HIH Invest voran?
Iris Hagdorn:
Derzeit arbeiten wir intensiv an der Digitalisierung und Automatisierung unserer ESG-Datenströme. Wir schaffen eine Datenautobahn, die alle Unternehmensbereiche betrifft und eine ESG-Steuerung von der Objektebene bis hin zur Fondsebene ermöglicht. Ziel ist es, die Datenerfassung von der Zählerebene beginnend zu aggregieren und in ein zentrales digitales Steuerungsmodell zu integrieren. So können wir nicht nur einzelne Immobilien effizienter managen und energetisch ertüchtigen, sondern auch die Fondssteuerung dahingehend entsprechend anpassen.

TPP: Warum haben Sie sich entschieden, diese digitale Infrastruktur intern zu entwickeln?
IH:
Wir haben verschiedene externe Anbieter geprüft und Pilotprojekte durchgeführt, um zu evaluieren, ob wir eine Lösung einkaufen oder selbst entwickeln sollten. Letztlich haben wir uns entschieden, unsere Kernkompetenz im Bereich ESG weiter inhouse auszubauen. Dank der langjährigen und umfassenden IT-Expertise innerhalb der HIH-Gruppe, insbesondere mit der INTREAL Solutions, sind wir in der Lage, flexible und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. So können die Entwicklungen in enger Zusammenarbeit gesteuert und weiterentwickelt werden. Die individuellen Anforderungen unserer Investoren können wir so umfänglich einfließen lassen.

TPP: Welche regulatorischen Anforderungen berücksichtigen Sie dabei?
IH:
Unser System stellt sicher, dass wir sowohl dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) als auch zukünftigen Richtlinien wie der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) gerecht werden können. Unser Ziel ist es, dass ESG-Kennzahlen künftig genauso digital und automatisiert berechnet werden wie jede andere Finanzkennzahl in unserem Unternehmen. Damit nehmen wir eine Vorreiterrolle in der Optimierung und Steuerung von Gebäuden, Fonds und auf Unternehmensebene hinsichtlich ESG-Kennzahlen ein. Für uns ist essenziell, ESG-Kriterien klar und belastbar unter Einbeziehung der Wirtschaftlichkeit in unsere Investmentstrategien zu integrieren.

TPP: Die EU-Kommission möchte Änderungen an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vornehmen. Was bedeutet das für Immobilieninvestoren?
IH:
Die EU-Kommission hat unter anderem eine „Stop the clock“-Regelung vorgeschlagen, um Unternehmen mehr Zeit für die Vorbereitung zu geben. Demnach könnte sich die Berichtspflicht für einige Unternehmen auf 2028 verschieben. Zudem werden die Reporting-Pflichten vereinfacht und schlanker gestaltet, was wir begrüßen. Dies ist jedoch noch nicht rechtskräftig und muss erst das europäische Gesetzgebungsverfahren durchlaufen.

TPP: Wie verändert sich die Klassifizierung von Immobilienfonds durch die geplante Anpassungen der EU-Regulierungen?
IH:
Die EU-Kommission plant eine Neugestaltung der Fonds-Klassifizierung, die über die bisherige Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) hinausgeht. Es soll dabei künftig drei Kategorien geben, zum einen „Nachhaltige Fonds“: Diese leisten einen konkreten Beitrag zu ökologischen oder sozialen Zielen und müssen einen Mindestanteil an nachhaltigen Investitionen aufweisen. Zum anderen die sogenannten „Übergangsfonds“. Sie investieren in Unternehmen oder Projekte mit klaren Umwelt-Transformationszielen, beispielsweise Dekarbonisierungsstrategien oder energetische Sanierungen. Die dritte Kategorie sind die „ESG-Kollektionsfonds“. Diese Fonds berücksichtigen ESG-Kriterien, sind aber weder strikt nachhaltig noch reine Übergangsfonds. Sie müssen transparent darstellen, wie sie ihre Investitionen nach ESG-Kriterien auswählen. Fonds, die sich keiner dieser Kategorien zuordnen lassen, dürfen nicht mit ESG-Begriffen werben.

TPP: Wie positioniert sich die HIH Invest zu diesen neuen Vorgaben?
IH:
Wir sind in die aktuellen Diskussionen beim ZIA und BVI aktiv eingebunden und bringen unsere Perspektive und die unserer Investoren ein. Diese möchten nicht nur kurzfristige ESG-Maßnahmen sehen, sondern langfristige Strategien für ihre Portfolios unter Einbeziehung der Nachhaltigkeit. Die Verbände BVI und ZIA wiederum sind auf EU-Ebene mit den politischen Entscheidungsträgern im Austausch, um diese Sichtweise in den Gesetzgebungsprozess einfließen zu lassen. Aus unserer Sicht schaffen die geplanten Anpassungen nun einheitliche Mindestkriterien und damit eine bessere Vergleichbarkeit und Transparenz, was sowohl Investoren als auch dem Markt insgesamt zugutekommt.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von HIH Invest Real Estate
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2025

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