20.07.2016

Neue “Wall of Money” aus China?

Chinesisches Kapital auf der Suche nach Investitionen

Dr. Esfandiar Khorrami, Rechtsanwalt und Partner, Bottermann Khorrami
Dr. Esfandiar Khorrami

In China mehren sich die Anzeichen einer Wirtschaftskrise. Die Landeswährung Yuan wurde mehrfach abgewertet, im Januar musste der Börsenhandel zweimal nach heftigen Kursstürzen ausgesetzt werden. Eine Krise in China wird auch erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Immobilienmarkt haben. Denn: In heftigen Krisen bringen vor allem vermögende Privatpersonen ihr Vermögen in großem Umfang in so genannte Safe Havens – wie Deutschland. Dies konnte man in der Vergangenheit bereits mehrfach beobachten. Ein Beispiel dafür ist die schwierige Situation in Südafrika nach der Weltmeisterschaft 2010. Die Befürchtungen, dass es nach dem Ende des Turniers zu einer Wirtschaftskrise kommt, waren damals derart groß, dass innerhalb einer kurzen Zeitraums – etwa sechs bis neun Monate – erhebliche Kapitalmengen in deutsche Immobilien flossen. Die südafrikanischen Investoren wurden vorrangig von dem Bedürfnis getrieben, ihr Kapital zu sichern. Weniger wichtig war ihnen dagegen, ihr Geld in renditeträchtige Immobilien anlegten. Überhöhte Preise, qualitative Mängel oder Risiken wie Mietverträge mit kurzen Restlaufzeiten waren kein Hindernis.

Eine ähnliche Entwicklung steht derzeit in China bevor – mit dem Unterschied, dass in China in Summe deutlich mehr Kapital vorhanden ist als in Südafrika. Wir beobachten bereits Anzeichen dieser Entwicklung bei Family Offices, die sich nach ersten Deutschland-Objekten umsehen. In der Vergangenheit haben sich chinesische Investoren häufig nach Australien, Kanada oder London orientiert. Die Preise sind aber mittlerweile auch an diesen Märkten vielerorts derart gestiegen, dass deutsche Immobilien – allen voran Berliner Objekte – im Vergleich immer noch günstig erscheinen. Beispielsweise hat ein internationales Maklerhaus von 1.800 verkauften Berliner Eigentumswohnungen rund ein Drittel an chinesische Investoren verkauft.

Sollte sich die Krise in China ausweiten, wird Kapital in großem Umfang nach Europa fließen. Eines der wichtigsten Investitionsziele ist Deutschland mit seiner stabilen Wirtschaft und seinem robusten Immobilienmarkt. Die Investoren aus Fernost treffen auf einen Immobilienmarkt, der sich u.a. getrieben von steigenden Baukosten mittlerweile seit Jahren in einer Hochpreisphase befindet und ohnehin von einem großen Nachfrageüberhang geprägt ist. Diese Entwicklung würde sich damit weiter verstärken und Renditen kämen noch weiter unter Druck.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Bottermann Khorrami LLP
Erstveröffentlichung: Immobilienmanager, Juli 2016

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