31.08.2021

Digitalisierung im Fondsmanagement

Thomas Krings, Geschäftsführer, IRM Management Network GmbH
Michael Klingelhöfer, Senior Team Manager Operations, DWS Group
Thomas Krings

Auch das Management von Immobilienfonds für private und institutionelle Anleger basiert immer stärker auf digitalen Lösungen und ihr Einsatz wird zu einem immer wichtigeren Erfolgsfaktor im Wettbewerb der Fondsanbieter untereinander. Über die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich sprach The Property Post mit Thomas Krings, Geschäftsführer der IRM Management Network GmbH und Michael Klingelhöfer, Senior Team Manager Operations bei der DWS Group.

The Property Post: Wo liegen aktuell die Schwerpunkte bei der Digitalisierung im Fondsmanagement und welche Anforderungen müssen IT-Lösungen in diesem Bereich vor allem erfüllen?
Michael Klingelhöfer (MK):
Die konkreten Anforderungen hängen in starkem Maß vom Grad des Outsourcings ab. Generell kommt es darauf an, ein zuverlässiges Datenmanagement mit allen beteiligten Partnern über den gesamten Investmentzyklus hinweg zu gewährleisten, insbesondere mit Buchhaltung, Property Management und Bewertung. Zentral ist dabei das Thema Data Ownership. Dass die KVG jederzeit die volle Verantwortung und Kontrolle über alle Daten mit Bezug auf einen ihrer Fonds hat, ist unerlässlich. Hier gilt das Prinzip der „One-Single-Source of truth“.

TPP: Welche Bereiche haben Sie dabei besonders im Blick, wo sollten aus Ihrer Sicht die Schwerpunkte bei der Digitalisierung liegen?
M. K.
: Besonders wichtig sind aus unserer Sicht die Bereiche Controlling, Planung, Reporting und Risikomanagement. Vorrangig beim Reporting steigen die Anforderungen seit Jahren immer mehr, sei es aufgrund zusätzlicher regulatorischer Erfordernisse oder aufgrund von umfangreicheren Erwartungen der Investoren. Dazu kommt das Reporting innerhalb des eigenen Unternehmens, wo eine schnelle Verfügbarkeit von Daten und Informationen auch immer wichtiger wird. Diese Herausforderungen gilt es mit Hilfe digitaler Lösungen zu meistern.

TPP: Was sind aus Ihrer Sicht wesentliche Unterschiede der Ihnen bekannten Fondsmanagement-Lösungen?
M. K.:
Die Unterschiede bestehen primär darin, wie gut einzelne Lösungen komplexe, mehrstufige Strukturen abbilden können und inwieweit sie neben der Fondsebene auch das Property Management umfassend mit einbinden. Dazu kommt der Zeithorizont: Einige Tools eignen sich nur für Cashflow-Prognosen, liefern aber keine Ist-Zahlen, bei anderen ist es genau umgekehrt. In der Praxis wird aber beides benötigt und sollte dementsprechend auch mit einem Tool darstellbar sein. Außerdem sollten Themen wie unterschiedliche Steuern, unterschiedliche Währungen, die Konsolidierung von Objektgesellschaften und Ähnliches für eine gute digitale Fondsmanagement-Lösung keine Hürde darstellen, vor allem nicht, wenn es um international investierende Fonds geht. Themen wie Transparenz, Live-Berechnung von Kennzahlen und Datenhierarchietiefe sind hier zentrale Aspekte.

TPP: Wie kann eine IT-Lösung diesen Anforderungen begegnen?
Thomas Krings (TK):
Wir sehen unsere Aufgabe vornehmlich darin, Partner und Auftraggeber dichter zueinander zu bringen. In der Praxis sind die Basis dafür automatisierte Qualitätssicherungen und Prozesssteuerungen durch die Nutzung cloudbasierter Anwendungen, Quarantänebereiche beim Empfänger sowie fachliche Freigabeprozesse.

TPP: …und was bedeutet das jenseits des Datenflusses bezüglich der Berechnungen?
T. K.:
Durch den Einsatz von smarten Technologien vernetzen wir alle relevanten Ursachen und Wirkungen zu einem Value Net. Dazu gehören zum Beispiel Real-Time-Berechnungen aller hinterlegter Vertragsbeziehungen zu den Investitions-, Finanzierungs- und Feestrukturen über das gesamte Vehikel.

TPP: Welche technischen Entwicklungen erwarten Sie dabei für die Zukunft?
T. K.:
Der Integrationsgrad in einer Business-Oberfläche wird deutlich zunehmen und die Nutzung von integrierten Message- und Task-Bots wird weiter zunehmen. MS TEAMS bietet heute schon Hunderte von vernetzbaren Business-Apps und das ist auch der Ort unserer heutigen und künftigen Apps.

TPP: Welche Bedeutung werden IT-Entscheidungen vor diesem Hintergrund in der Zukunft haben?
M. K.:
Es zeichnet sich ab, dass die verschiedenen Investmentvehikel immer komplexer werden und dass sich neue Produkte schneller etablieren. Beispiele dafür sind etwa Debt Funds oder Mezzanine-Developments. Vor diesem Hintergrund müssen Business-Logiken auf der automatisierten Analyse der realen Vertragsverhältnisse beruhen – und nicht auf zu definierenden Pflichtenheften. Die Flexibilität einer IT-Applikation ist heute schon der entscheidende Wettbewerbsfaktor und wird in Zukunft immer wichtiger werden.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von IRM Management Network GmbH, DWS Group
Erstveröffentlichung: The Property Post, September 2021

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