20.02.2023

Schlösser im Dornröschenschlaf

CR Investment Management startet Vertrieb der zweiten Tranche des GPG-Immobilienportfolios

Marlene Auerbacher, Transaktionsmanagerin, CR Investment Management
Marlene Auerbacher

Die Insolvenz des Immobilienunternehmens German Property Group (GPG), ehemals Dolphin Trust oder Dolphin Capital, schlug 2020 hohe Wellen. Private Anleger aus Europa und Asien vertrauten dem in Niedersachsen ansässigen Unternehmen sowohl große als auch kleine Summen an und erwarteten Höchstrenditen. Diese wurden zum Teil nie ausbezahlt. Anlegerbetrug steht nun im Raum.

Im Auftrag des Insolvenzverwalters ist CR Investment Management GmbH (CR) exklusiv für den Vertrieb des Immobilienportfolios der German Property Group beauftragt. Erste Immobilien wurden 2021/22 bereits veräußert, die zweite Vertriebstranche startete am 22. Februar 2023. Marlene Auerbacher, Transaktionsmanagerin bei CR, stellt das Immobilienportfolio vor und berichtet über die Besonderheiten bei diesem Vertriebsmandat.

The Property Post: Frau Auerbacher, was macht das GPG-Immobilienportfolio so besonders?
Marlene Auerbacher:
Das Portfolio ist sehr heterogen und über ganz Deutschland verteilt. Insgesamt sind es rund 50 Liegenschaften, überwiegend denkmalgeschützt und seit vielen Jahren leerstehend. Im Rahmen unserer ersten Vertriebstranche konnten wir bereits mehr als 20 Objekte veräußern und haben am 22. Februar 2023 den Vertrieb von weiteren rund einem Dutzend Liegenschaften gestartet. Auch jetzt sind wieder besondere Immobilien vertreten: Von einer ehemaligen Papiermühlenfabrik über eine historische Villa bis zum leerstehenden Schloss.

TPP: Sie suchen also neue Schlossherren?
MA:
Nicht nur, aber diesmal sind unter den Liegenschaften tatsächlich drei historische Schlösser zu finden: in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Schlösser zu verkaufen ist eine Besonderheit und nicht alltäglich. Die zweite Vertriebstranche bietet jedoch noch mehr: Es gibt z. B. eine ehemalige überregional bekannte Ausflugsgaststätte in Brandenburg, ein ehemaliges Kraft- und Umspannwerk in Berlin, aber auch leerstehende Villen und Gutshäuser, Eigentumswohnungen im Zentrum von Augsburg sowie unbebaute Flurstücke in der Nähe von Göttingen.

TPP: Was für eine Nutzung wäre aus Ihrer Sicht für diese Liegenschaften denkbar?
MA:
Die Liegenschaften lassen sich flexibel nutzen – egal ob Wohn-, Gewerbe- oder Mischnutzung, die Möglichkeiten sind vielfältig. Am Ende ist hier die Abstimmung mit den jeweiligen Behörden richtungsweisend. Die Immobilien sind oftmals ortsteilprägende Bauwerke, die überregionale Bekanntheit genießen. Dementsprechend stehen viele Konzepte, Ideen und Gedanken bzgl. einer potenziellen Nutzung im Raum. Teilweise liegen bereits bestandskräftige B-Pläne vor. Das ist zum Beispiel der Fall für die angesprochenen Flurstücke in der Nähe von Göttingen, die sich im Geltungsbereich eines B-Plans befinden, der die Realisierung von Einfamilienhäusern vorsieht. Zudem steht ein Großteil der Liegenschaften unter Denkmalschutz, was die Entwicklungsmöglichkeiten limitiert, jedoch attraktive steuerliche Anreize bietet.

TPP: Wie sieht denn das Interesse von potenziellen Käufern aus? Schreckt der hohe Entwicklungsaufwand die Käufer nicht eher ab?
MA:
Nein, im Gegenteil. Während unserer ersten Vertriebstranche war das Interesse auf Investorenseite überwältigend. Für die 20 angebotenen Objekte haben sich mehr als 600 Marktteilnehmer für das Bieterverfahren registriert und davon haben uns am Ende rund 200 Kaufangebote erreicht. Mittlerweile sprechen uns interessierte Käufer auch direkt an. Die Immobilien sind regional sehr bekannt, sodass die Kaufinteressenten proaktiv auf uns zukommen. Wir sind zuversichtlich, dass wir auch jetzt mit der zweiten Vertriebstranche auf ein hohes Käuferinteresse stoßen werden.

TPP: Warum haben Sie sich dazu entschieden, die Immobilien in verschiedenen Vertriebstranchen zu vermarkten und nicht als Gesamtportfolio?
MA:
Das liegt an der Heterogenität des Portfolios hinsichtlich Nutzung und Regionalität. Die Immobilien sind zu unterschiedlich, um sie als Gesamtportfolio zu vermarkten. Zudem gab es für einige Objekte noch insolvenzrechtliche Sachverhalte aufzuklären, bevor wir sie veräußern konnten. Daher haben wir uns entschlossen, die Liegenschaften in mehreren Stufen zu vermarkten. So haben wir die Möglichkeit, einen passenden Käufer für die unterschiedlichen Liegenschaften zu finden.

TPP: Wie erhalten Kaufinteressierte Informationen zu den angebotenen Immobilien und wie läuft der Vertrieb ab?
MA:
Wir haben eine zentrale Vertriebsplattform eingerichtet, über die erste Informationen zu den aktuell im Vertrieb befindlichen Liegenschaften abgerufen werden können. Sie registrieren sich dazu unter www.gpg-vertrieb.de und erhalten anschließend einen Datenraumzugang zur Sichtung sämtlicher Objektunterlagen. Der Transaktionsprozess wurde dadurch erheblich beschleunigt: Von der Anmeldung auf der Webseite bis zur Einsicht der Objektunterlagen benötigt man gerade fünf Minuten. Die indikativen Kaufangebote können bis zum 31. März 2023 abgeben werden. Anschließend sichten wir alle Kaufangebote und stimmen das weitere Vorgehen mit dem Insolvenzverwalter ab. Wir hoffen, dass bis Mitte dieses Jahres alle Objekte veräußert werden können.

TPP: Vielen Dank für das Gespräch.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von CR Investment Management
Erstveröffentlichung: The Property Post, Februar 2023

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