14.11.2022

Das Gebäude der Zukunft

Ist die Immobilienbranche bereit, Technologie zu akzeptieren?

Fay Chester, Regional Director International Solution Consulting, Yardi Systems GmbH
Fay Chester

Das Gebäude der Zukunft hat das Potenzial, Assetklassen auf eine für Mieter viel vorteilhaftere Weise zu kombinieren, aber nur, wenn die Entwickler und Eigentümer wissen, wie sie es umsetzen können.

Das ist die Botschaft von Fay Chester, Regional Director International Solution Consulting bei Yardi. Wenn Immobilienentwickler und Eigentümer das Potenzial der Technologie voll nutzen, verstehen sie, wie sie ihre Einnahmen steigern und gleichzeitig genau das bieten können, was die Menschen heute brauchen.
 

 

„Für gewöhnlich wurde die Immobilienbranche von Assetklassen bestimmt“, so Chester. „Das Geschäftsmodell wurde in der Branche um die verschiedenen Bereiche herum entwickelt: Wohnimmobilien, Büros oder Einzelhandel. Aber jetzt ist es nicht mehr so einfach. Wenn wir uns jetzt ein Gebäude ansehen und nach der besten Option suchen, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit eine Kombination.“

Laut Chester habe die Pandemie den Bedarf verstärkt, dass mehrere Assetklassen in einem Gebäude untergebracht werden müssen. Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben haben sich verwischt, und hybrides Arbeiten bedeutet, dass Menschen nicht nur ihren Arbeitsplatz anders wahrnehmen, sondern auch Einzelhandels- und Freizeitangebote auf eine andere Weise nutzen wollen.

„Das Konzept der gemischten Nutzung ist nicht neu, aber das Gebäude der Zukunft wird eine Erweiterung davon sein“, sagte sie. „Es könnte eine Kombination von bisher getrennten Assetklassen sein: Wohnungen mit lang- oder kurzfristigen Mietverträgen befinden sich über einem Büro, und im Erdgeschoss des Gebäudes ist der Einzelhandel.“

Eine flexiblere Kombination der Assetklassen in einem Gebäude sei ein Weg, um Mieter anzuziehen, sagte Chester. Allerdings sind noch nicht alle Entwickler und Eigentümer bereit,  verschiedenste Assetklassen miteinander zu kombinieren. Wenn sie erst einmal herausgefunden haben, welche Kombination die beste Option für ein Gebäude wäre, könnten sie vor einer steilen Lernkurve stehen. Zum Beispiel wissen sie vielleicht nicht, welche Apps die heutigen Büromieter nutzen möchten.

„Um sie zu unterstützen, müssen Eigentümer und Investoren die Technologie akzeptieren“, fuhr sie fort. „Vielleicht haben sie bestimmte Technologien vorher nicht genutzt, weil sie nicht relevant waren — eine Wohnungsverwaltung brauchte keine App für die Verwaltung von flexiblen Arbeitsplätzen. Aber sie müssen die verfügbaren Tools nutzen, wenn Sie den Service bieten wollen, den die Menschen heute erwarten.“

Es gebe laut Chester zwar die Technologie, um Gebäude zu bauen, die den Bedürfnissen der Menschen entsprechen, aber viele Entwickler und Eigentümer müssten sie erst noch akzeptieren. Für viele hat die Technologie noch nicht den nötigen Stellenwert.

Yardi hat kürzlich gemeinsam mit der European Public Real Estate Association eine Umfrage durchgeführt, um die Akzeptanz von Proptech-Tools in Europa zu ermitteln. Fast 50 % der Befragten gaben an, dass Proptech-Lösungen eine geringere Priorität haben als andere Geschäftsinitiativen, während 33 % aufgrund der geringen technologischen Reife zögern, in weitere Lösungen zu investieren.

Die Umfrageergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass in der Immobilienbranche erkannt wurde, dass der Einsatz von Technologie zumindest ein Teil der Geschäftsstrategie sein sollte. Fast 70 % der Befragten stuften Technologie als ein Thema ein, das den Geschäftsbetrieb und nicht die IT-Abteilung betrifft. Zukünftige Investitionen würden darauf abzielen, besser informierte Investitionsentscheidungen zu treffen, gaben 68,2 % der Befragten an.

„In der Branche ist man sich über die Notwendigkeit der Technologie bewusst, aber die Akzeptanz hinkt hinterher“, so Chester. „Es wird viel in Betracht gezogen, aber noch nicht als Priorität angesehen. Doch man weiß, dass ein Wandel bevorsteht. Die Bedürfnisse der Investoren und der Kunden werden letztendlich ausschlaggebend sein, denn das ist die Einnahmequelle“

Eine Möglichkeit, die Akzeptanz der Technologie im Immobiliensektor zu erhöhen, bestehe laut Chester in der Aufklärung über die angebotenen Tools. Diejenigen, die seit einigen Jahren in der Branche arbeiten, sind nicht mit allen verfügbaren Technologien vertraut.

„Immobiliensachverständiger Architekten oder Property Manager — alle Berufe erfordern eine bestimmte Ausbildung“, so Chester. „Wir müssen die Vermittlung von Wissen in der Immobilienbranche überdenken. Lehrpläne müssen angepasst werden, damit man weiß, wie Gebäude der Zukunft gebaut werden. Schließlich sind es die Menschen in diesen Unternehmen, die unsere Städte weiterentwickeln werden.“

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Yardi Systems GmbH
Erstveröffentlichung: Bisnow.

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