21.12.2021

„Back to normal.“

Heiko Böhnke, Vorstand, Real Exchange AG
Jörn Zurmühlen, Vorstand, Real Exchange AG
Heiko Böhnke

Im Interview geben die REAX-Vorstände Heiko Böhnke und Jörn Zurmühlen einen Rückblick zum Geschäftsjahr 2021 und blicken auf das neue Jahr mit aktuellen Themen und Trends der institutionellen Immobilienanlage.

Frage: Wie haben Sie das Jahr wahrgenommen und welche Trends an den Immobilienmärkten sind erkennbar?
Jörn Zurmühlen:
Trotz der anhaltenden Pandemie steht das Jahr 2021 unter dem Credo „Back to normal“. Wir beobachten viele neue Produktideen bei den Assetklassen Wohnen, Logistik, Healthcare und Lebensmitteleinzelhandel. Neu im Fokus stehen auch Datacenter und Life-Science-Immobilien, die mit Corona einen regelrechten Bedeutungsschub erhalten haben. Die Assetklassen Non-Food-Einzelhandel und Hotels haben dagegen an Investoreninteresse verloren.
Heiko Böhnke: Auch Büros bleiben weiter im Blick der Investoren. Der Fokus liegt hier allerdings auf erstklassigen CBD-Lagen und urbanen Quartieren bzw. Stadtteilzentren. Auch die zukünftige Ausrichtung der Immobilien ist mehr denn je entscheidend. Die Objekte müssen den Anforderungen an neue Arbeitswelten genügen, bzw. sich daran anpassen können. Wie sich die Attraktivität dieser Assetklasse zukünftig entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Über allen Assetklassen schwebt zudem das Thema ESG. Es gibt vermehrt Artikel-8-Fonds und auch erste Impactfonds nach Artikel-9 am Markt. Die Produktanbieter haben verstanden, dass sie hier ansetzen müssen. Dies ist ja auch durch die europäischen Normen vorgegeben. Allerdings zeigen Investoren teils noch eine abwartende Haltung: Investments in ESG-Fonds werden nicht um jeden Preis getätigt - langfristig sind die Renditeziele auch weiterhin maßgeblich. Dies gilt insbesondere im Sekundärmarkt.

Frage: Ist die Attraktivität des Sekundärmarktes für Immobilien-Spezial-AIFs im zurückliegenden Jahr trotz oder gerade wegen Corona weiterhin gegeben?
Jörn Zurmühlen:
Das Interesse von Investoren zum Erwerb von Anteilen nimmt mehr und mehr zu, insbesondere bei strategischen Core-Käufern, die erkannt haben, dass es hier noch interessante Gelegenheiten mit sofortigen Renditen gibt.
Auch opportunistische Investoren zeigen ein gesteigertes Interesse und hoffen auf erhebliche Discounts – Fire-Sales haben wir im vergangenen Jahr allerdings nicht beobachtet.
Insgesamt können wir festhalten, dass Investoren wohlbesonnen am Markt agieren und den Sekundärmarkt als qualitativ hochwertige Plattform betrachten. Bis 2025 erwarten wir einen Anstieg des Handelsvolumens am Sekundärmarkt für Immobilien-Spezialfonds auf jährlich 3,0 bis 4,0 Mrd. Euro.
Heiko Böhnke: Der Sekundärmarkt etabliert sich zunehmend sowohl bei Verkäufern als auch bei Käufern als eine attraktive Möglichkeit zügig auf Strategiewechsel und neue regulatorische Vorgaben zu reagieren. Vor diesem Hintergrund haben wir in diesem Jahr beim Handel mit institutionellen Immobilienfondsanteilen ein Transaktionsvolumen in Höhe von über einer Milliarde Euro begleitet. Hierbei sind von kleineren Individualmandaten bis hin zu großvolumigen Multi-Investoren-Fonds alle Größenordnungen dabei. Alle von uns begleiteten Umplatzierungen konnten mit einem Aufschlag auf den NAV vermittelt werden.

Frage: Dennoch ist der Markt nach wie vor intransparent, wie kann sich dieser Umstand ändern?
Jörn Zurmühlen
: Während der US-Sekundärmarkt bereits fest etabliert ist, stehen die europäischen Sekundärmärkte und insbesondere der deutsche Markt nach wie vor am Anfang und sind noch sehr intransparent. Aus diesem Grund haben wir es uns zum Ziel gesetzt, mit dem 2021 initiierten REAX-Trendbarometer zum Sekundärmarkt, welches quartalsweise mehr als 800 institutionelle Investoren befragt, mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Denn: Nur mit einer steigenden Transparenz des Marktes geht ein wachsendes Selbstverständnis für Sekundärmarkttransaktionen einher. Dies steigert die Marktattraktivität weiter und führt zu einem lebhaften Handel

Frage: Und wie optimistisch blicken Sie auf 2022?
Heiko Böhnke: Die Rahmenbedingungen am Markt sind weiterhin gut. Der Run auf Real Assets wird auch im kommenden Jahr weiter anhalten – insofern gute Rahmenbedingungen auch für uns als REAX. Als Gesellschaft sind wir auf weiteres Wachstum ausgerichtet und werden uns im nächsten Jahr weiter personell verstärken.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Real Exchange AG
Erstveröffentlichung: Real Exchange AG, Dezember 2021

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