15.11.2022

„Wir suchen gerade jetzt Forward-Deals“

Michael Stapf, CIO, International Campus GmbH
Michael Stapf

Herr Stapf, im Oktober hat das neue Wintersemester begonnen, in dem traditionell der Großteil der Studierenden ein Studium beginnt. Wie schätzen Sie die Situation auf den Wohnungsmärkten ein?
„Was wir zum Start des Wintersemesters sehen: Die Lage auf den Wohnungsmärkten ist noch angespannter als in den Vorjahren, sowohl auf dem freien Wohnungsmarkt als auch beim Student Housing. Wir erleben in unserem Häusern insgesamt eine deutlich höhere Nachfrage, und diese auch schon deutlich früher als in vergangenen Jahren – dies übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Tschechien und den Niederlanden. Die jungen Menschen wollen studieren und im eigenen Apartment leben. Für sie wird es immer schwieriger, passenden Wohnraum zu finden. Gerade für Studierende wird viel zu wenig Wohnraum entwickelt und gebaut, insbesondere in den attraktiven Metropolregionen und beliebten Universitätsstädten. Die nicht kalkulierbare KfW-Förderung und die weitere Entwicklung der Baukosten sind schwerwiegende Herausforderungen für den Neubau in Deutschland.“

Die Rahmenbedingungen für Projektentwicklungen sind derzeit alles andere als einfach. Wie wollen Sie an neue Projekte kommen?
„Aufgrund der langjährigen Erfahrung ‚kann‘ International Campus Projektentwicklungen und Bestandsobjekte ebenso wie Konversionen. Wichtig ist dabei natürlich eine bereits vorhandene oder mögliche Wohnnutzung. Wir sind flexibel und schauen uns gerne alles an. Uns interessieren zum Beispiel Projekte, die ursprünglich als ETW-Projekte konzipiert wurden, und jetzt keine Käufer mehr finden. Gerne prüfen wir auch Objekte, die wegen der veränderten Zinssituation oder fehlender Vorvermietung in Finanzierungsschwierigkeiten geraten sind, ebenso wie Forward-Deals oder Bestandsimmobilien, für die durch die veränderten Rahmenbedingungen neue Konzepte und Betreiber sinnvoll sind. Hier können wir durch unsere Expertise und Marken- und Servicekonzepte echte Mehrwerte schaffen, der Projektverkauf ist für viele Trader-Developer vereinfacht. Da wir Betreiber und gleichzeitig Investor sind, können wir für Projektentwickler Transaktionen sehr vereinfachen.“

Wie flexibel sind Sie denn hinsichtlich der Größen und Layouts? Und welche Lagen und Städte kommen für Sie in Betracht?
„Für den Betrieb brauchen wir eine Mindestgröße von etwa 200 Wohneinheiten oder 6.000 bis 7.000 Quadratmetern BGF. Die Grundstruktur sollte unser Konzept möglich machen: vollausgestattete Apartments mit Küche oder Kitchenette und Duschbad plus Gemeinschaftsflächen für die Community. Ruhe, Komfort und gleichzeitig ein unproblematischer sozialer Anschluss, wenn man ihn möchte, stehen hier im Mittelpunkt. Darüber hinaus ist eine gute Erreichbarkeit der universitären Einrichtungen wichtig. Mit unserer Brand The Fizz wollen wir als Developer, Investor und Betreiber überall dorthin, wo internationale und heimische junge Menschen gern studieren und leben wollen. In vielen Hot Spots wie Berlin, Hamburg, München, Prag, Wien oder Utrecht sind wir ja bereits aktiv. Übrigens arbeiten wir gerade an einem Refreshment unseres Objekt- und Apartmentdesigns.“  

Und wie wird das Refreshment aussehen?
„Sehr gut! Im Ernst: Das anstehende Refreshment ist weitreichend und umfasst das gesamte Interior-Design. Im Fokus stehen unter anderem die Weiterentwicklung der Flächenkonzepte der Gemeinschaftsflächen, das Zoning, sowie die Weiterentwicklung der Materialien, Farben und Lichtkonzepte. Wesentliche Neuerungen sind darüber hinaus mehr Flexible- und Creative-Spaces, mehr modulare Möbel und nachhaltige Materialien. Das Wohn- und Serviceprodukt The Fizz ist dabei weiterhin als ‚Co-Living-Cosmos‘ konzipiert, der sich – individualisiert und lokalisiert – an vielen Standorten wiederfindet.“

Eine abschließende Frage: Die Mieten für WG-Zimmer oder Apartments kannten in den vergangenen Jahren nur eine Richtung, nach oben. Ist nicht langsam das Ende der Fahnenstange erreicht?
„Treffen eine steigende Nachfrage auf ein immer knapperes Angebot an Wohnraum, steigen zwangsläufig die Mieten. Wohnen in den attraktiven Metropolregionen als auch nachgefragten Universitätsstädte in Zentraleuropa wird absehbar teurer. Dazu kommen die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, was die Situation für Studierende leider nicht einfacher macht. Mit einem Rückgang der Nachfrage nach studentischem Wohnraum rechnen wir dennoch nicht. Allein zum Start des aktuellen Wintersemesters 2022 / 2023 gehen wir von knapp 500.000 internationalen und heimischen Erstsemestern in Deutschland aus.“


Vielen Dank für das Gespräch!

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von International Campus GmbH
Erstveröffentlichung: TPP, November 2022

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