16.01.2019

Nachhaltige Zeitenwende

Wertewandel in der Immobilienbranche

Otto Kajetan Weixler, Vorstandsvorsitzender, GEFMA e.V.
Otto Kajetan Weixler

Wer über Nachhaltigkeit spricht, der sollte ökologische Fakten sprechen lassen: Stürme, Starkregen, Hochwasser und Dürren treten immer öfter auf. Wir kennen die Themen, wir kennen die Bilder und wir wissen auch, dass der Klimawandel alle Menschen erreichen und beeinflussen wird. Die Natur macht weder Halt vor unseren Lebensgewohnheiten, noch vor unseren wirtschaftlichen Plänen und Strategien. Unsere Umwelt kennt keine Rendite und keinen return on invest. Jetzt mag der ein oder andere Leser denken: Was haben diese emotionalen Worte in einer Publikation zu suchen, die sich mit Real Estate beschäftigt? Die Antwort ist einfach: Die Immobilienbranche hat einen wichtigen Schlüssel zur Lösung der genannten Problem in der Hand, wir setzen ihn aber leider nicht gut genug ein.

Vorweg: Mich freut es sehr, dass die Leser des Property Post Letter in einer Umfrage mehrheitlich deutlich machen, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Baustein ihrer Unternehmensstrategie ist. Das hat nicht erst seit dem deutschen Dürre-Sommer 2018 etwas mit einem Wertewandel zu tun, sondern ist auch angesichts klarer Fakten eine  betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Lassen wir die Zahlen der Deutschen Energie-Agentur (dena) sprechen: 35 % des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf Gebäude. Ganze 30 % Senkung des Energieverbrauchs sind für die meisten Unternehmen durch typische Energieeffizienzmaßnahmen möglich und darüber hinaus bietet das Investment in moderne Facility-Management-Lösungen noch deutlich größere Optimierungsvorteile. Gut für die Umwelt und für die Bilanz, denn: Die Energiepreise sind in den letzten 15 Jahren um 200 % gestiegen.
Immer stärker achten Gebäudeeigentümer und Investoren also auf den Ökofaktor ihrer Neubauten. Damit meinen sie in der Regel zuerst eine nachhaltige Gebäudesubstanz, eine grüne Hülle. Viele Zertifikate wie LEED, DGNB oder BREEAM untermauern diese Öko-Immobilien und damit das grüne Planen und Errichten. Die große Masse der in die Jahre gekommenen Bestandsimmobilien sowie deren Betrieb, das eigentliche Wesen einer Immobilie, berücksichtigen sie dabei jedoch nicht in ausreichendem Maße. Leider herrscht bei den meisten Eigentümern von gewerblichen Bestandsimmobilien aktuell noch die Mentalität vor, dass alle Energieoptimierungsmaßnahmen, die nicht zu einem kurzfristigen return on invest von 1 bis 1,5 Jahren führen, uninteressant sind. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Nachhaltige Investitionen, die unserer Umwelt und Lebensqualität zugutekommen, müssen angepackt werden, auch wenn sie einen return on invest von 5 bis 7 Jahren haben. Sie sind notwendig, um einen signifikanten Beitrag zur CO2-Reduzierung zu leisten. Das ist ein Appell an das Werteverständnis und die Verantwortung der Immobilien-Branche für die nachfolgende Generation.
In dieser Situation ergriff der Deutsche Verband für Facility Management (GEFMA) bereits 2012 die Initiative und gründete den Arbeitskreis „Nachhaltigkeit im Facility Management“. Das Ziel: Ein einfach zu handhabendes Instrument entwickeln, das unabhängig von der Gebäudesubstanz die Nachhaltigkeit des Facility Managements messbar macht und Optimierungspotenziale und Handlungsoptionen aufzeigt. Eine Herausforderung dabei war, dass nicht auf eines der etablierten Zertifizierungssysteme (DGNB etc.) aufgebaut werden konnte, da diese Ihren Ursprung im Bereich des Bauens haben und demzufolge einen maßgeblichen Fokus nur auf die Bausubstanz legen, denn das reicht nicht aus. Das war der Startschuss für die Richtlinie und das Nachhaltigkeitszertifikat GEFMA-160.  Mit diesem Zertifizierungssystem liegt eine in sich geschlossene Lösung zur Bewertung der Nachhaltigkeit im Betrieb für einen großen Teil des Gebäudebestandes vor. Das System bewertet die maßgeblichen Nachhaltigkeitsfaktoren im Facility Management anhand von insgesamt 24 Kriterien. Bereits vor dem eigentlichen Zertifizierungsprozess hat jeder Eigentümer von Gewerbeimmobilien die Möglichkeit eines Nachhaltigkeits-Checks seiner Gebäude per App. Dazu bietet GEFMA in den bekannten App-Stores die Lösung „SustainFM“ an.

Die Instrumente für die Immobilienbranche, um im Sinne unserer Umwelt sowie kostenoptimiert und für nachfolgende Generationen zu handeln, liegen also auf dem Tisch. Es ist an der Zeit, dass wir umdenken, einen Wertewandel vollziehen und neben der Renditeorientierung unseres Geschäfts auch Verantwortung für nachfolgende Generationen übernehmen. Die Natur zwingt uns zu handeln und wir müssen Schritt halten, damit das Klima nicht aus dem Gleichgewicht gerät.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von GEFMA e.V.
Erstveröffentlichung: The Property Post, Januar 2018

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