23.01.2024

Aus Vision wird Wirklichkeit

Wie am Behrens-Ufer ein nachhaltiges Quartier für Bildung & Forschung und Produktion entsteht

Robert Sprajcar, CEO, DIEAG Unternehmensgruppe
Robert Sprajcar

Berlin pulsiert, gibt den Takt vor, schafft Innovationen - das ist heute so wie vor über einhundert Jahren. Mit der industriellen Revolution wird Berlin Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts zum Taktgeber zahlreicher Neuerungen: Hier fuhren die weltweit erste Straßenbahn und U-Bahn. Hier wurden um die Jahrhundertwende bereits Elektrofahrzeuge entwickelt und gebaut oder das Fernsehen erfunden. Davon zeugen heute noch zahlreiche Wirkungsorte, Werkstätten und Industrieareale in den Berliner Bezirken. Die visionäre Architektur dieser Zeit prägt Berlin bis heute – schlummert hier doch Transformationspotenzial und damit zusätzlicher Treibstoff für die Wirtschaft.

Beispiele wie die Berliner Malzfabrik zeigen eindrücklich, wie die Umwidmung ehemaliger monofunktionaler Industriebauten in Gewerbequartiere – mit oder ohne Wohnungen – funktionieren kann. Dabei bieten stadtbildprägende Quartiere einen Mehrwert für alle Beteiligten, wie angesiedelte Unternehmen, Mitarbeiter, Anwohner aber auch die Bevölkerung Berlins. Ist der Standort etabliert, sichert er der Stadt langfristig wertvolle Gewerbesteuereinnahmen.

Prägende Industriekultur in Oberschöneweide

Über einhundert Jahre industrielle Entwicklung haben auch den Berliner Osten geprägt und bis heute Spuren hinterlassen. Eine dieser eindrucksvollen Wirkungsstätten ist der historische Industriegürtel in Oberschöneweide. Hier siedelte der AEG-Gründer Emil Rathenau ab Ende der 1890er Jahre in der „Modellstadt der Industrie“ bedeutungsvolle Betriebe an, die das 20. Jahrhundert technologisch entscheidend prägen sollten. Ein Wahrzeichen des Standorts ist der Peter-Behrens-Bau. Das Gebäude wurde im Auftrag der AEG mitten im ersten Weltkrieg errichtet. Die damals hochmoderne Etagenfabrik fertigt für die Nationale Automobil Gesellschaft (NAG) zu Beginn LKWs für das deutsche Heer, nach 1918 auch PKWs und Omnibusse – diese teils auch mit Elektroantrieb. Nach Einstellung der Fahrzeugproduktion im Jahr 1934 wird am Standort die Fernsehtechnik zur Übertragung der Olympischen Spiele entwickelt. Mit der Gründung der DDR rückt die Radio- und Fernsehelektronik weiter in den Mittelpunkt und der Behrens-Bau wird Teil des Werks für Fernsehelektronik, in dem moderne Fernsehbildröhren für den internationalen Markt gefertigt werden. Nach der Wende führt SAMSUNG die Produktion bis 2005 weiter. Seither befindet sich das Areal mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden und Industriehallen vorwiegend in einem Dornröschenschlaf.

Europas innovativstes Gewerbestadtquartier

Den Innovationsgeist des Geländes überführt die DIEAG mit der Umsetzung des international bedeutsamen Transformationskonzepts für das BE-U | Behrens-Ufer in die Zukunft. Direkt an der Spree wird bis 2029 Europas innovativstes Gewerbestadtquartier realisiert. In mehreren Bauabschnitten entsteht ab 2024 eine attraktive Mischung aus historischen und neuen Gewerbeflächen mit insgesamt 235.000 Quadratmetern Mietfläche insb. für Unternehmen mit Labor- und Life-Science-Nutzung sowie für Light-Industrial-Produktionen. Mit ASML eröffnet der Weltmarktführer im Bereich der Lithographiesysteme für die Halbleiterindustrie bereits 2024 als erstes neues Unternehmen am Standort seine neue Produktionslinie.

Über die Wiederbelebung des Behrens-Ufers als Gewerbe- und Produktionsstandort hinaus, wirkt sich der rund um die benachbarte Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) entstandene lokale Wissenscluster aus Forschungs-, Entwicklungs- und Ausbildungseinrichtungen sowie innovativen Unternehmen befruchtend auf den gesamten Berliner Südosten aus. Hier finden Unternehmen ihre zukünftigen Fachkräfte und den impulsgebenden Austausch, um die Innovationen der Zukunft zu kreieren.

Das BE-U ist einerseits Gewerbestandort, andererseits ist es mit all seinen Angeboten an Kunst, Kultur und Gastronomie sowie der 500 Meter langen Uferpromenade ein Raum für die Stadtgesellschaft an sich. Maßgebliches Ziel ist es darüber hinaus, ein energetisch autarkes, klimapositives Stadtquartier zu schaffen, das weit über die gängigen ESG-Standards hinausgeht. Das BE-U soll zudem ein Pilotstandort für die innerstädtische Nutzung der Tiefen Geothermie zur Stromproduktion werden. So setzt das BE-U schlussendlich auch ein international sichtbares Zeichen für eine klimagerechte Zukunft im Städtebau.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von DIEAG
Erstveröffentlichung: BerlinBoxx, Januar 2024

Konversation wird geladen