03.05.2022

Der RAIF und sein Erfolgsgeheimnis

Was Luxemburg zu Europas führendem Fondsstandort macht

Rudolf Kömen, Conducting Officer, IntReal Luxembourg S.A.
Rudolf Kömen

Der Fondsstandort Luxemburg ist schnell, pragmatisch, kompetent und international anerkannt. Ende 2021 wurden dort Fonds mit einem Nettovermögen von 5,8 Billionen Euro verwaltet. Zum Vergleich: Der Fondsverband BVI meldet für ganz Deutschland 4,3 Billionen Euro. Warum ist das Großherzogtum so erfolgreich? The Property Post spricht mit Rudolf Kömen, dem neuen Geschäftsführer der INTREAL Luxembourg.

TPP: Das kleine Luxemburg ist der größte Fondsstandort Europas und der zweitgrößte der Welt. Wie erklären Sie sich den Erfolg des Großherzogtums als Finanzplatz?
Rudolf Kömen:
Meiner Meinung nach gibt es mehrere Erfolgsfaktoren: Luxemburg ist immer sehr schnell in der Umsetzung von Europäischen Richtlinien und kann dadurch häufig von einem First-Mover-Advantage profitieren. Außerdem wurden die EU-Vorgaben – anders als in Deutschland – ohne aufwendiges Gesetzgebungsverfahren fast immer eins zu eins umgesetzt.

Hinzu kommt der verlässliche steuerliche Rahmen: Es gibt in Luxemburg eine Taxe d’abonnement – eine quartalsweise erhobene Steuer auf den Fonds. Ansonsten werden auf Fondsebene keine weiteren Steuern wie etwa Kapitalertrag- oder Gewerbesteuer erhoben.

Eine weitere wichtige Rolle spielt das lokal vorhandene Know-how. Es gibt viele hochspezialisierte und qualifizierte Alternative Investment Fund Manager (AIFM), Zentralverwalter, Verwahrstellen, Rechtsanwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer usw. Die Wege sind kurz und die entscheidenden Akteure kennen sich und sind gut vernetzt. Das Arbeitsklima ist geprägt von einer „Can-do-Attitude“, die nicht unwesentlich zum Erfolg beiträgt.

Abschließend möchte ich noch die internationale Anerkennung nennen: Vergleichbar mit dem guten Ruf, den einige deutsche Autobauer weltweit genießen, sind Luxemburger Fonds global bekannt und verbreitet. Dies hilft bei Investoren in- und außerhalb der EU.

TPP: Hat der Brexit zu großen Änderungen für den Fondsstandort Luxemburg geführt?
Rudolf Kömen:
Luxemburg hat vom Brexit zumindest in gewisser Weise profitiert. Eine ganze Reihe von Londoner AIFM haben ihren Sitz noch vor dem Brexit nach Luxemburg verlegt, um ihre Dienstleistungen weiterhin mit EU-Pass anbieten zu können. Darunter waren nicht nur, aber auch Fondsmanager mit Versicherungsbezug. Insgesamt gab es 2020 und 2021 jeweils ca. 80 neue Lizenzen für Finanzdienstleister in Luxemburg.

TPP: Was geht in Luxemburg, was in Deutschland nicht geht?
Rudolf Kömen:
Ein gutes Beispiel für intelligente Strukturen und Kreativität bei der Fondsgesetzgebung ist der RAIF (Reserved Alternative Investment Fund). Dabei darf ein regulierter AIFM einen alternativen Investmentfonds auflegen, der aber nicht direkt, sondern indirekt über den AIFM, der Finanzaufsicht unterliegt. Damit ist ein Zulassungsverfahren bei der Luxemburgischen Aufsichtsbehörde Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) vor der Fondsauflage nicht notwendig. Der RAIF wurde 2016 eingeführt und erlebt einen gewaltigen Erfolg. In der EU gibt es kein vergleichbares Investmentvehikel. Der RAIF kann mit EU-Pass an zulässige Anleger außerhalb Luxemburgs vertrieben werden.

TPP: Herr Kömen, Vielen Dank für das Gespräch!

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von IntReal Luxembourg S.A.
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2022

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