Sinkende Kosten und hohe Nachfrage machen Energiespeicher zum Investmentthema der Energiewende.
Bei der Energiewende öffnet sich ein weiteres Fenster für Investoren: Batterien sind so günstig geworden, dass sich neben Photovoltaik-, Windkraft- und Wasserkraftanlagen nun auch Kapitalallokationen in große Akkumulatoren zur vorübergehenden Stromverwahrung attraktive Erträge bringen.
200 Hektar, 450 Unternehmen, 8.250 Beschäftigte. Das Gewerbeareal Haid bei Freiburg im Breisgau ist Heimstatt für Handwerksbetriebe, Mittelständler und großen Unternehmen wie dem Medizintechnologie-Giganten Stryker – und nun auch Standort für Spitzenforschung in einem Segment, das für die Energiewende entscheidend ist. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat Ende 2024 hier sein neues Zentrum für elektrische Energiespeicher in Betrieb genommen.
Auf mehr als 3.700 Quadratmetern Laborfläche forschen Wissenschaftler und Ingenieure an Innovationen, um optimierte Lösungen für Batteriespeichersysteme kurz BESS genannt, zu entwickeln. Diese sollen den von Windkraftwerken und Solarparks produzierten Strom speichern, um ihn dann freizusetzen, wenn weder der Wind weht, noch die Sonne scheint – in der gefürchteten Dunkelflaute.
„Wir stehen vor der Herausforderung, die Volatilität erneuerbarer Energien auszugleichen, da weder Photovoltaik noch Windenergie eine konstante Stromproduktion gewährleisten können“, sagt Institutsleiter Prof. Hans-Martin Henning. BESS seien ein zentraler Baustein für die Energiewende, „da sie die nötige Flexibilität schaffen, um Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen“, sagt Eugenio Sangermano, Geschäftsführer bei dem auf institutionelle Investoren spezialisierten Stuttgarter Investmentmanager BF.capital.
Das birgt massive Chancen für institutionelle Investoren, wie eine Analyse von Allianz GI Global Investors zeigt. Danach wird der weltweite Gesamtwert der Energiespeicher von 10,88 Milliarden US-Dollar in 2022 bis 2029 auf 31,2 Milliarden US-Dollar zunehmen. „Angesichts dieses enormen Wachstumspotenzials bieten sich für Investoren zahlreiche attraktive Ansatzpunkte, um Kapital in vielversprechende Vorhaben zu lenken“, sagt Allianz-GI-Analyst Christian Zilien.
„In den USA und Großbritannien gibt es bereits erfolgreiche Fonds, die in diesen Markt investieren“, sagt Sangermano. Ein Beispiel dafür ist Gresham House in London. Dessen rund 334 Millionen Euro schwerer Energy Storage Fund hat ein BESS-Portfolio mit einer Gesamtspeicherkapazität von mehr als einer Gigawattstunde aufgebaut – genug Energie, um knapp 90.000 Haushalte einen Tag lang oder eine halbe Million Wohnungen über zwei Stunden hinweg mit Strom zu versorgen.
Im deutschen Sprachraum sind die Schweiz und Liechtenstein Vorreiter. Der in Vaduz aufgelegte MW Storage Fund sammelt gerade 500 Millionen Euro ein, um in BESS-Projekte in Deutschland und Finnland zu investieren. Im schweizerischen Laufenburg, wo im Dreiländereck von Deutschland, Frankreich und der Eidgenossenschaft 14 grenzüberschreitende Stromnetze zusammenkommen, will das Technologieunternehmen FlexBase bis 2028 einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von 1,2 Gigawattstunden errichten. Das Kapital stellen Profi-Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Darüber hinaus haben einige Anbieter von Erneuerbaren-Energien-Fonds ihren Produkten BESS-Investments beigemischt. Ein Beispiel ist der mehr als 500 Millionen Euro schwere UniInstitutional Alternative Energien S.A. SICAV-RAIF Regenerative Energien 1 von Union Investment. Der Fonds investiert breit in Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energien sowie in Speichertechnologien. In Letztere können laut Anlagerichtlinie bis zu 20 Prozent des Kapitals fließen. „In einem gut diversifizierten Portfolio erneuerbarer Energien können BESS-Investitionen eine wertvolle Ergänzung zu Photovoltaik-, Wind- und Wasserkraftanlagen sein“, sagt Kimmo Schäfer, Produktmanager Alternative Investments beim Fondsanbieter der Genossenschaftsbanken.
Vergangenes Jahr seien deutlich mehr Batteriespeicher von Projektentwicklern an den Markt gebracht worden, sagt Anna Smit, Investmentdirektorin Erneuerbare Energien bei EB – Sustainable Investment Management, einer Tochter der genossenschaftlichen Evangelischen Bank, die den Union-Investment-Fonds berät. Ein Treiber sei dabei „der starke Rückgang der Preise für Speicherzellen“, sagt Smit. „BESS sind dadurch wettbewerbsfähig geworden“. Nach einer Studie des Forschungsunternehmens BloombergNEF (BNEF) sind die Preise für Lithium-Ionen-Akkus von 2023 auf 2024 um 20 Prozent auf ein Rekordtief von 78 US-Dollar pro Kilowattstunde Speicherkapazität gefallen. 2014 betrug der Preis noch 485 US-Dollar.
Dennoch seien nicht alle angebotenen Speicher-Projekte wirtschaftlich, sagt Smit. „Oft ist eine Investition basierend auf relativ sicheren Umsatzquellen wie der Vergütung für das Vorhalten von Speicherkapazität nicht rentabel.“ Für diese im Fachjargon Tolling-Modell genannte Variante seien die Investitionskosten teilweise noch zu hoch.
Die Alternative ist das Merchant-Modell. Dabei werden Batterien geladen, wenn der Energiebedarf gering und der Strom günstig oder gar zu negativen Preisen zu haben ist. Die gespeicherte Energie wird dann zu den Spitzenverbrauchszeiten verkauft, wenn Strom besonders teuer ist. „Tolling-Modelle bieten langfristige, vertraglich gesicherte Einnahmen“, sagt BF.capital-Geschäftsführer Sangermano. „Merchant-Modelle sind marktabhängig und bieten daher höhere, aber auch volatilere Ertragschancen.“
„Die gesteigerte Effizienz der Speichersysteme und die Zunahme von Zeiten mit negativen Strompreisen ermöglichen mittlerweile einen profitablen Betrieb vieler Batterieprojekte“, sagt Kristof Krull, Head of Infrastructure bei HIH Invest. Für institutionelle Investoren hat der Hamburger Investmentmanager den Fonds HIH Green Energy Invest aufgelegt, der bis zu 750 Millionen Euro in Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Europa investieren will.
Auch BESS können vom Fonds erworben werden. Bislang ist dies jedoch nicht geschehen. „Wir befinden uns in engem Austausch mit Speicher-Produzenten und Projektentwicklern, agieren aber vorsichtig“, so Krull. Bislang würden technische Risiken beim Kauf von Speichern auf den Investor übergehen. Es gelte, eine „ausgewogene Balance zwischen Chance und Risiko herzustellen“.
Fondsanbieter sollten jedoch nicht zu lange warten, sagt BF.capital-Geschäftsführer Sangermano. „Es gibt, insbesondere in Deutschland, einen gravierenden Engpass bei den verfügbaren Netzanschlusspunkten.“ Wer sich frühzeitig einen Anschluss sichere, werde „langfristig von den begrenzten Kapazitäten profitieren und eine vorteilhafte Marktposition einnehmen“.
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Erstveröffentlichung: The Property Post INSTITUTIONAL, Mai 2025