10.08.2022

Gleichmäßige Risikoverteilung

Andreas Sommer, Niederlassungsleiter München, ISG
Andreas Sommer

TPP: Was überrascht internationale Bauherren am meisten, wenn sie in Deutschland bauen wollen?

Andreas Sommer:Der Unterschied in der notwendigen Detailtiefe der Planung – in Deutschland wird in den meisten Fällen sehr kleinteilig und nacheinander gearbeitet. Außerdem benutzen wir in Deutschland ein grundlegend anderes Normierungssystem als im internationalen Vergleich: bei uns wird vor allem die DIN-Normierung angewandt, in Europa die EN-Normierung und international die ISO-Normierung. Aber auch in Deutschland wird die Normierung internationaler: viele DIN-Normen werden durch EN-Normen ersetzt und heißen dann "DIN-EN-Norm". Wir sind also auf dem Weg, uns zumindest auf europäischer Ebene anzugleichen.

TPP: Welche Partnering-Modelle werden in den angelsächsisch geprägten Kernmärkten von ISG am häufigsten eingesetzt?

AS: Wir nutzen hier mehrere Modelle. Zum Beispiel das Early Contractors Involvement-Modell (ECI): Dabei kann die Expertise des ausführenden Generalunternehmers frühzeitig in das Projekt einfließen und so schon in der Planungsphase Einfluss auf den Entwurf nehmen. Im Grunde setzen wir alle Partnering-Modelle des sogenannten "Open Book-Verfahren", zu Deutsch etwa "Allianzvertragsmodelle", ein. Dazu gehören außerdem: das 2-Stage-Modell (Pre-Construction Service Agreement), Management Contract und das Estimated and Guaranteed Maximum Price-Modell.

TPP: Welche Partnering-Modelle erscheinen in Deutschland als besonders geeignet?

AS: Grundsätzlich erlaubt der Open Book-Vertrag eine offene und gleichberechtigte Abwicklung des Projekts. Diese relativ neue Art der Vergabe/Auftragsabwicklung ermöglicht eine faire Risikoverteilung unter den Beteiligten. Aber dafür muss bei allen Beteiligten dasselbe Verständnis dieser Herangehensweise vorherrschen.

TPP: Werden die aktuellen Rahmenbedingungen – schwer kalkulierbare Baukosten, gestörte Lieferketten und Zeitabläufe – von Bauherren als Signal wahrgenommen, verstärkt auf partnerschaftliche Vergabeverfahren zu setzen

AS: Die neuen Rahmenbedingungen haben die Entscheidungen auf Seiten der Bauherren in der letzten Zeit öfters in Richtung einer partnerschaftlichen Herangehensweise getrieben. Allerdings bestehen in dem Kontext nachvollziehbarerweise leichte Vorbehalte wegen der Kostensicherheit, aber das ist eher ein generelles Thema.

 

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von ISG Deutschland GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, August 2022

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