Erholung am Immobilienmarkt

Nach einer längeren Phase der Unsicherheit zeigen sich erste Anzeichen einer Stabilisierung am Immobilienmarkt. Institutionelle Investoren kehren schrittweise zurück und bestimmte Segmente gewinnen wieder an Attraktivität. Welche Entwicklungen aktuell besonders im Fokus stehen und welche Rolle regulatorische Neuerungen wie ELTIF 2.0 dabei spielen, darüber spricht Herr Thevajegan im Interview.

The Property Post: Herr Thevajegan, wie würden Sie die aktuelle Lage am Immobilienmarkt beschreiben? Gibt es Anzeichen einer Erholung?
Stefan Thevajegan: Ja, wir sehen eine wachsende Dynamik am Markt. Noch vor wenigen Monaten hielten sich institutionelle Investoren eher zurück, doch nun nimmt das Interesse spürbar zu. Besonders in den Segmenten Wohnen und Logistik steigt die Aktivität und auch im Bereich Nahversorgung beobachten wir wieder mehr Transaktionen. Im Bürosegment bleibt die Lage allerdings durchwachsen. Hier setzen Investoren verstärkt auf Opportunitäten.

TPP: Welche Faktoren fördern dieses wachsende Interesse der Investoren?
ST: Zum einen hat sich die Zinspolitik stabilisiert, was Investoren mehr Planungssicherheit gibt. Zum anderen bleiben Wohn- und Logistikimmobilien gefragte Anlageklassen, da sie auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stabile Erträge liefern.  

TPP: Ein weiteres Thema, das intensiv diskutiert wird, ist der ELTIF (European Long Term Investment Fund). Wie hat sich der Markt nach der Einführung der neuen Regulierung entwickelt?
ST: Die seit 2015 bestehende und Anfang 2024 in Europa und damit auch in Deutschland reformierte Fondsstruktur vereinfacht Investitionen von privaten und institutionellen Anlegerinnen und Anlegern in vielen Bereichen der Asset Klasse Infrastruktur. Kein anderes Fondsvehikel bietet mehr Gestaltungsspielraum, um verschiedene liquide und illiquide Assetklassen in einem Fonds zu bündeln. Der ELTIF 2.0 bietet dadurch maximale Flexibilität bei der Investition in unterschiedliche Vermögenswerte. Die Reform zu Jahresbeginn hat bereits für positive Resonanz gesorgt und wir erwarten, dass die Anzahl und das Volumen von ELTIFs in naher Zukunft weiter zunehmen werden.  

TPP: Welche Auswirkungen hat das konkret auf den Markt?
ST: Die Erweiterung der zulässigen Anlageklassen erhöht die Flexibilität der Investoren. Besonders in Luxemburg sehen wir eine starke Nachfrage nach ELTIF-Strukturen, die in nachhaltige Projekte und Infrastruktur investieren. Und gerade für private Investoren bieten ELTIFs die Möglichkeit, sich an langfristigen und stabilen Investmentstrategien zu beteiligen, die bislang vor allem institutionellen Anlegern vorbehalten waren. Aber auch in Deutschland stehen wir aktuell mit dem ersten ELTIF vor dem Durchbruch und rechnen in März/April mit der finalen Vertriebsgenehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht.

TPP: Gibt es bereits erkennbare Trends in diesem Bereich?
ST: Ja, vor allem bereits angesprochene Investitionen in Infrastruktur und nachhaltige Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien gewinnen an Attraktivität. Das erweiterte Spektrum an Anlagemöglichkeiten macht ELTIFs für eine breitere Zielgruppe interessant. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Markt in den kommenden Jahren stark entwickeln wird.

TPP: Sie sprechen nachhaltige Investitionen an. Welche Rolle spielen energetische Sanierungen mit Blick auf den Immobilienmarkt?
ST: Energetische Sanierungsmaßnahmen wie Photovoltaikanlagen oder Ladeinfrastrukturen für Elek-tromobilität werden mittlerweile nicht nur als Kostenfaktor, sondern als strategische Investition in die Zukunft gesehen. Besonders Neubauprojekte müssen diese Standards heute erfüllen. Aber auch Bestandsimmobilien müssen aufgerüstet werden, um die regulatorischen Anforderungen und ihren Wert zu erhalten.

TPP: Welche Rolle spielen Service-KVGen für institutionelle Investoren im aktuellen Marktumfeld?
ST: Durch die steigenden regulatorischen Anforderungen, beispielsweise auch DORA, geraten kleinere Kapitalverwaltungsgesellschaften zunehmend unter Druck. Service-KVGen können hier unterstützen, indem sie regulatorische und administrative Aufgaben auch modulweise übernehmen. Das ermöglicht es Portfoliomanagern, sich stärker auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, während sie gleichzeitig von standardisierten und effizienten Prozessen profitieren.   

TPP: Welche Entwicklungen erwarten Sie mit Blick auf das Jahr 2025?
ST: Ich bin optimistisch, dass die Erholung am Immobilienmarkt weiter an Fahrt aufnehmen und die Investitionsfreudigkeit von institutionellen Investoren wiederkehren wird. Ich rechne außerdem damit, dass energetische Sanierungen weiter an Bedeutung gewinnen und, dass ELTIFs vermehrt genutzt werden. Insgesamt blicken wir also auf ein spannendes Jahr 2025 mit vielen Chancen für Investoren.

Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von HANSAINVEST Hanseatische Investment-GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Mai 2025