Wie soziale Herausforderungen den Zusammenhalt in Wohnquartieren gefährden – und was jetzt zu tun ist
Erscheinungstermin: Mai 2025
Herausgeber: GdW – Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. und Immobilienunternehmen e. V.
Die demografische Alterung, zunehmende Migration und wachsende soziale Ungleichheit stellen viele Wohnquartiere in Deutschland vor erhebliche Herausforderungen. Diese Entwicklungen führen zu einer Konzentration sozialer Problemlagen in bestimmten Stadtteilen, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Die Studie „Überforderte Quartiere. Engagement – Auswege – Lösungen“, die im Auftrag des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW vom InWIS-Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung erstellt wurde, untersucht die Ursachen dieser Überforderung und zeigt Lösungsansätze auf. Sie beantwortet zentrale Fragen: Welche Faktoren führen zur Überforderung von Quartieren? Welche Rolle spielt die Wohnungswirtschaft bei der Stabilisierung dieser Gebiete? Und welche politischen Maßnahmen sind erforderlich, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken?
Kernaussagen der Studie:
Kumulation sozialer Problemlagen: In zahlreichen Quartieren bündeln sich Herausforderungen wie Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit. Diese Konzentration führt zu einer Überforderung der sozialen Infrastruktur und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Unzureichende Förderung: Aktuell werden 227 Stadtteile im Rahmen des Programms „Sozialer Zusammenhalt“ gefördert. Jedoch weisen mindestens 345 weitere Quartiere ähnliche soziale Problemlagen auf, ohne entsprechende Unterstützung zu erhalten.
Demografischer Wandel: In vielen Quartieren liegt der Anteil der über 65-Jährigen bereits bei über 30 Prozent, mit steigender Tendenz. Dies stellt besondere Anforderungen an die Wohnungsinfrastruktur und die soziale Betreuung.
Rolle der Wohnungswirtschaft: Wohnungsunternehmen fungieren als Frühwarnsysteme für soziale Spannungen in Quartieren. Durch ihre Nähe zu den Bewohnern können sie frühzeitig auf Problemlagen aufmerksam machen und integrative Maßnahmen initiieren.
Überforderung der Kommunen: Viele Kommunen sind strukturell und personell nicht in der Lage, den komplexen Herausforderungen in den Quartieren adäquat zu begegnen. Es mangelt an finanziellen Ressourcen und fachlicher Expertise.
Notwendigkeit integrierter Ansätze: Klassische Förderprogramme reichen nicht aus, um die vielschichtigen Probleme in den Quartieren zu lösen. Es bedarf integrierter, langfristiger Strategien, die verschiedene Akteure und Ressorts einbinden.
Forderung nach zentraler Koordination: Die Studie empfiehlt die Einrichtung einer zentralen Kompetenzstelle „Zusammenleben im Quartier“ auf Bundesebene, um Ressourcen zu bündeln und Maßnahmen effektiv zu koordinieren.
Flexibilisierung von Förderrichtlinien: Um schneller und zielgerichteter auf spezifische Problemlagen reagieren zu können, sollten Förderrichtlinien vereinfacht und flexibilisiert werden.
Stärkung der Quartiersarbeit: Die Wohnungswirtschaft sollte systematisch in politische Steuerungs- und Fördermechanismen eingebunden werden, um ihre Rolle als Kümmerer vor Ort effektiv wahrnehmen zu können.
Erhalt des sozialen Friedens: Der soziale Zusammenhalt in den Quartieren ist eine tragende Säule der Demokratie. Daher ist es essenziell, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um soziale Spannungen zu minimieren und das Miteinander zu fördern.