Umdenken in der Stadtentwicklung notwendig
Eckhard Horwedel und Dr. Paul Kowitz von der DSK erläutern im Interview mit The Property Post, warum strategische Beratung immer wichtiger wird, welche Rolle die Übernahme der KPC Berlin spielt und wie die DSK Kommunen zukunftssicher aufstellen will.
The Property Post: Die Anforderungen an die Kommunen in der Stadtentwicklung wachsen stetig. Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit als besonders drängend?
Eckhard Horwedel: Die Städte und Gemeinden stehen vor einer Vielzahl an Aufgaben, die immer komplexer werden. Der demografische Wandel, steigender Wohnraumbedarf, Klimaanpassung, Energiewende und Mobilitätswende sind nur einige der Themen, die parallel bewältigt werden müssen. Hinzu kommen finanzielle Engpässe und veränderte politische Rahmenbedingungen. Das erfordert ein strategisches Vorgehen, das weit über klassische Stadtentwicklung hinausgeht.
Dr. Paul Kowitz: Man braucht ja nur die letzten Jahre einmal Revue passieren zu lassen. Die Flüchtlingskrise ab 2015 hat die Kommune stark gefordert beim Thema Unterbringung, Daseinsvorsorge und Integration. Die Klimakrise zwingt insbesondere vor Ort zum Handeln, nicht nur was die Sanierung öffentlicher Gebäude anbelangt, sondern auch bei der Anpassung an den Klimawandel. Prominenter Ausdruck dieser Entwicklung sind die Wärmepläne, die Kommunen jetzt erstellen müssen. Oder man denke an die Wohnungsnot, an die Energiepreiskrise, die Haushaltsthemen. Alles, was global besprochen wird, landet über kurz oder lang bei den Kommunen.
TPP: Die DSK ist ja der einzige bundesweit agierende und damit marktführende Stadtentwickler in Deutschland. Was die DSK anstößt, ist häufig später der Wegbereiter für die gesamte Branche. Was schätzen Sie, wie verändert sich die Rolle von Unternehmen der Stadtentwicklung?
EH: Für uns, wie für alle anderen, denke ich, bleibt unsere Kernaufgabe die Stadtentwicklung im Auftrag der Kommunen. Aber wir merken das durchaus, dass sich die Anforderungen, die an Kommunen gestellt werden und dann auch an uns herangetragen werden, vielschichtiger werden. Vor einigen Jahren hätten wir nicht gedacht, dass wir mit einem der größten Energieversorger wie der Westenergie ein Joint Venture gründen, um die Wärmeversorgung aktiv und planerisch zu gestalten. Wir kommen immer stärker in eine aktive Rolle.
PK: Gerade deshalb, weil die Entwicklungen so schwer absehbar scheinen, wird es immer wichtiger, die Kommunen auch strategisch zu beraten und ihnen eine vorausschauende Perspektive zu bieten. Die Herausforderungen sind nicht mehr nur operativer Natur, sondern haben oft auch eine politische, strategische und wirtschaftliche Dimension. Deshalb müssen wir unser Dienstleistungsangebot anpassen und erweitern.
TPP: Die DSK hat gerade mit der KPC Berlin eine Politikberatungsagentur übernommen. Was sagt das über das Selbstverständnis der Branche aus?
EH: Die Übernahme der KPC Berlin ist ein entscheidender Schritt, um unser Beratungsportfolio zu erweitern. KPC Berlin bringt eine tiefgehende Expertise in der strategischen Kommunalberatung mit, die unser Stadtentwicklungs-Know-how ideal ergänzt. Dadurch können wir Kommunen noch umfassender begleiten – von der Analyse über strategische Handlungsempfehlungen bis hin zur konkreten Umsetzung von Stadtentwicklungsprojekten.
TPP: Bedeutet das, dass sich die DSK in eine andere Richtung entwickelt? Wird sie nun mehr Beratungsunternehmen als Stadtentwickler?
PK: Nein, die DSK bleibt ihrem Kern treu. Wir verstehen uns weiterhin als Stadtentwickler im Auftrag der Kommunen. Die Integration der KPC Berlin bedeutet, dass wir zusätzlich in der Lage sind, unsere Kunden früher und umfassender zu beraten. Wir erkennen Veränderungen in politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen schneller und können Städte und Gemeinden noch besser darauf vorbereiten – insbesondere in einem Umfeld, das immer dynamischer wird. Unsere Projekte werden nicht nur planerisch und baulich, sondern auch strategisch durchdacht.
TPP: Neben der inhaltlichen Erweiterung gibt es auch personelle Veränderungen. Wie wird sich die DSK dadurch entwickeln?
EH: Die Erweiterung des Gesellschafter- und Geschäftsführerkreises ist Teil eines langfristig geplanten Generationenwechsels. Das bringt neue Impulse und sichert gleichzeitig Kontinuität. Das sind wir auch unseren Mitarbeitenden schuldig, eine Perspektive für die nächsten Jahrzehnte aufzuzeigen.
PK: Wir sehen es als unsere Aufgabe, die strategische Weiterentwicklung der DSK voranzutreiben, ohne ihre bewährten Stärken aus dem Blick zu verlieren. Mit unserem Know-how in der politischen Beratung und strategischen Stadtentwicklung ergänzen wir das bisherige Portfolio und stellen sicher, dass die DSK auch in Zukunft eine führende Rolle in der Branche spielt.
TPP: Was bedeutet diese Neuausrichtung für die Kommunen als Ihre Hauptauftraggeber?
EH: Für unsere kommunalen Partner ändert sich nichts an unserem Grundverständnis: Wir sind und bleiben ein verlässlicher Partner in der Stadtentwicklung. Durch die Integration der strategischen Beratung können wir ihnen aber noch umfassendere Unterstützung anbieten
TPP: Abschließend: Was macht die DSK in Zukunft anders als heute?
PK: Wir werden uns noch stärker als strategischer Partner der Kommunen positionieren und proaktiv auf neue Herausforderungen reagieren. Mit der Verjüngung der Geschäftsführung und dem erweiterten Beratungsangebot sind wir bestens aufgestellt, um innovative und nachhaltige Lösungen für die Stadtentwicklung anzubieten. Gleichzeitig bleibt unser Fundament bestehen: Die DSK wird auch weiterhin die Umsetzung konkreter Stadtentwicklungsprojekte verantworten – jetzt aber mit einem noch breiteren Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Kommunen.
EH: Das ist unser klares Signal an unsere Kunden und Partner: Die DSK bleibt der bewährte Stadtentwickler, ergänzt um wertvolle strategische Kompetenzen, die den Kommunen helfen, zukunftssicher zu planen und zu handeln.
TPP: Wir danken Ihnen beiden für das Gespräch.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & KPC Berlin GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post, Juli 2025