Warum dies zur Pflicht werden sollte
In der Industrieimmobilienentwicklung ist die Lücke zwischen technologischem Anspruch und tatsächlicher Umsetzung immer noch vorhanden: Obwohl Building Information Modeling (BIM) Zukunftsstandard ist, wird es noch nicht in allen Projektentwicklungen eingesetzt. Die BIM-Methodik bietet die Chance, komplexe Industrieprojekte mit dessen Einsatz die Minimierung von Projektrisiken wie z.B. Kollisionen, Nachträgen, Terminrisiken usw. weit vor dem ersten Spatenstich.
Funktion schlägt Rendite
Industriebauten, Logistikanlagen, Produktionsstätten und andere technologisch anspruchsvolle Spezialimmobilien wie Medizin- und Forschungslabors folgen nicht der Logik klassischer Investmentimmobilien wie Wohn- und Geschäftshäuser und Bürogebäude. Sie sind nutzungsgetrieben, nicht renditegetrieben. Es geht nicht um maximale Vermarktungsfähigkeit, sondern um eine präzise funktionale Integration der technischen Prozesse im Gebäude. Genau hier bringt der Einsatz von BIM einen besonders hohen Mehrwert.
BIM ist weit mehr als ein reines Visualisierungstool. Richtig eingesetzt ist es ein methodischer Ordnungsrahmen, mit dem sich komplexe Planungs- und Bauprozesse entlang funktionaler Anforderungen synchronisieren lassen. Gerade bei Projekten mit hohen Integrationsanforderungen zwischen Gebäudehülle, technischer Ausrüstung und Produktionslogik treten die Vorteile des modellbasierten Arbeitens gegenüber traditionellen Planungsmethoden besonders deutlich zu Tage. Von den Medienführungen für die Ver- und Entsorgung bis zur Maschinenaufstellung kann alles präzise auf die technische Gebäudeausrüstung abgestimmt werden.
Kollisionsfreiheit ist keine Kür
Die Modellierung in 3D-Modellen ist kein Selbstzweck. Sie dient dazu, frühzeitig Erkenntnisse zu gewinnen, die sich nach klassischer 2D-Planung u.U. erst auf der Baustelle zeigen, also dann, wenn jede Umplanung sehr viel mehr Zeit und Geld kostet als auf dem Bildschirm. Durch die präzise Koordination unterschiedlicher Fachmodelle lassen sich Kollisionen, Medienkonflikte oder Platzprobleme bereits in frühen Leistungsphasen erkennen und lösen.
Abstimmungen mit Auftraggebern können im digitalen Modell deutlich schneller und effizienter vorgenommen werden, etwa bei Entscheidungen zu Raumzuschnitten, Medienführung oder Flächennutzung.
Facility Management mitgedacht
Die digitale Übergabe des Gebäudes an den Betrieb ist heute zwar technisch möglich, erfolgt aber noch zu selten. Gerade im Industriebau ist entscheidend, dass Medienverläufe, Wartungsintervalle und technische Schnittstellen im Betrieb effizient zugänglich und dokumentiert sind. Ein gut strukturiertes BIM-Modell ermöglicht genau das. Es ist die Datengrundlage für Wartung, Energieauswertung, CO₂-Bilanzen und nachhaltige Betriebsführung. Zunehmende ESG-Anforderungen werden diesen Trend verstärken. Wer morgen nachweisfähig sein will, muss heute datenbasiert bauen.
Verantwortung für eine erfolgreiche digitale Zukunft
Die Branche braucht aktuell kein weiteres Plädoyer für BIM, sondern Entscheider, die Verantwortung übernehmen. Dazu gehört, sich zu Beginn eines Projekts die richtigen Fragen zu stellen: Was will ich im Betrieb mit dem Modell anfangen? Welche Schnittstellen müssen geklärt sein? Wie detailliert müssen die Planungen wirklich sein?
BIM funktioniert nicht von allein. Es braucht Koordination, Kommunikation, Standards und eine Projektleitung, die die Methode in den Alltag übersetzt. Zahlreiche realisierte Industrieprojekte zeigen, dass das funktioniert.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von Metroplan Eastern Europe GmbH
Erstveröffentlichung: Institutional Money, Juli 2025