INVESTMENTexpo-Beirätin Aygül Özkan im Interview
1. Frau Özkan, Sie führen den Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Wie blicken Sie aktuell auf die Rolle der Assetklasse Immobilie – insbesondere im politischen Kontext?
Die Immobilie ist nicht nur ein zentraler Wirtschaftsfaktor, sondern zunehmend auch ein politisches Thema – sei es im Zusammenhang mit Klimazielen, sozialem Wohnungsbau oder Standortstrategien. Die Regulierung nimmt zu, gleichzeitig mangelt es vielerorts an konkreter Förderung und pragmatischer Umsetzung. Wir als ZIA sehen es als unsere Aufgabe, hier Brücken zu bauen – zwischen Marktakteuren und Politik, aber auch zwischen Anspruch und Machbarkeit.
2. Nachhaltigkeit und Regulierung sind zentrale Themen für die Branche. Welche Entwicklungen halten Sie derzeit für besonders richtungsweisend?
Die europäische Gebäuderichtlinie (EPBD), die bis spätestens Sommer 2026 in deutsches Recht überführt werden muss, ist ein echtes Schwergewicht. Sie betrifft sowohl Neubau als auch Bestand – und erzeugt enorme Unsicherheit. Viele Investoren warten ab, es gibt kaum Klarheit. Gleichzeitig liegt hier eine große Chance: Wenn wir regulatorische Anforderungen klug in Investitionsanreize übersetzen, schaffen wir Mehrwert für Klima, Markt und Mieter.
3. Ein weiteres Thema ist die Transformation von Immobiliennutzung – etwa bei Büroflächen. Was sehen Sie hier für Potenzial?
Wir sehen eine wachsende Zahl leerstehender oder nicht mehr marktfähiger Büroimmobilien. Hier müssen wir als Gesellschaft dringend handeln, sei es über die Umwandlung in Wohnraum oder Mixed-Use-Konzepte. In der Umsetzung sind solche Projekte aber auch herausfordernd. Es braucht mehr Unterstützung bei der Planungs- und Baurechtsanpassung sowie bessere Förderstrukturen. Aber es geht, das zeigen positive Beispiele wie die Umnutzung von P&C-Kaufhäusern– aber es fehlt an Skalierbarkeit.
4. Welche Rolle spielen neue Investitionsfelder wie Infrastruktur oder öffentliche Immobilienprojekte aus Ihrer Sicht – auch im Hinblick auf institutionelle Investoren?
Eine enorm vielversprechende! Infrastruktur, Sozialimmobilien oder Kooperationen mit der öffentlichen Hand – etwa bei Ausbildungszentren oder Logistikflächen für die Bundeswehr – bieten stabile, planbare Investments. Gerade Public-Private-Partnerships haben Potenzial. Wir müssen auch über Landesgrenzen hinausschauen, etwa nach Dänemark, wo solche Modelle erfolgreich etabliert sind.
5. Warum sollten institutionelle Investoren aus Ihrer Sicht zur INVESTMENTexpo kommen? Was macht sie für die Branche so relevant?
Die INVESTMENTexpo ist das Forum, auf dem nicht nur die klassischen Branchenthemen besprochen werden – sondern auch der strategische Weitblick zählt. Ob ESG, Regulierung, digitale Geschäftsmodelle oder geopolitische Entwicklungen: Hier kommen die Perspektiven zusammen, die für Investoren heute entscheidend sind. Und: Sie bietet die Chance, gemeinsam mit politischen Entscheidungsträgern und führenden Köpfen der Branche an Lösungen zu arbeiten.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von The Property Post
Erstveröffentlichung: The Property Post, Oktober 2025