Städte vor havarierten Projekten bewahren
Gestiegene Baukosten, ESG-Auflagen und veränderte Nutzerbedürfnisse bringen viele Projekte ins Wanken. Jens Fieber, Geschäftsführer HIH Projektentwicklung, erklärt im Interview, wie die HIH als ‚Service Developer‘ problembehaftete Vorhaben wieder auf Kurs bringt.
Herr Fieber, viele Immobilienprojekte geraten in Schieflage – sei es bei Neubauvorhaben oder bei Bestandsentwicklungen. Woran liegt das?
Wir beobachten eine Kombination ungünstiger Faktoren auf dem Immobilienmarkt. Gestiegene Baukosten und Zinsen haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass rentable Projekte wirtschaftlich schwieriger durchzuführen waren. Dadurch brachen auch Verkaufsfaktoren weg, die Assetklasse „Immobilien“ geriet unter Druck. Auch Anforderungen steigen – etwa durch neue Nachhaltigkeits- und ESG-Auflagen, was bei Bestandsgebäuden oft umfangreiche Umbauten erfordert. Diese Gemengelage führt dazu, dass selbst weit fortgeschrittene Bauvorhaben ins Wanken geraten, zum Beispiel wenn ein Entwickler insolvent wird oder ein Eigentümer aufgrund von Kostenüberschreitungen die Reißleine zieht. Zudem haben Homeoffice, veränderte Nutzeranforderungen sowie die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung im Bürosegment dazu geführt, dass manche Objekte nicht mehr marktgängig sind. Hier kann eine Umnutzung eine Lösung sein. Kurz gesagt: Die aktuelle Marktlage ist anspruchsvoll – und einige Projekte schaffen es ohne externe Unterstützung nicht ins Ziel.
Sie möchten das Drittgeschäft ausbauen – durch die Übernahme von problembehafteten Projekten. Was verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter einem „Service Developer“?
Als Service Developer agieren wir als Dienstleister für institutionelle Investoren, Finanzierer oder Eigentümer, um deren Immobilienprojekt zum Erfolg zu führen. Ich würde es als Strategieberatung bezeichnen, das heißt konkret: Wir analysieren gründlich, wo die Probleme liegen – ob finanzielle Engpässe, technische Schwierigkeiten oder Abstimmungsbedarf mit Behörden. Anschließend erarbeiten wir einen Fahrplan, um das Vorhaben wieder auf Kurs zu bringen. Wir bringen die dafür erforderlichen Experten zusammen, verhandeln mit Projektbeteiligten und steuern das Projekt operativ bis zur Fertigstellung. Wichtig ist: Wir handeln stets im Sinne des Investors und der langfristigen Wertschöpfung der Immobilie. In dieser Rolle sind wir Problemlöser für Investoren und auch finanzierende Banken, um festgefahrene Situationen zu lösen und das Projekt gemeinsam über die Ziellinie zu bringen. Wenn eine Projektentwicklung unter den neuen Rahmenbedingungen sinnhaft ist, übernehmen wir im Auftrag des Investors nicht nur die Projektentwicklung, Steuerung der alten und neuen Projektpartner sowie die Vermarktung, sondern können an die Stelle des ursprünglichen Entwicklers treten oder unterstützen diesen je nach Bedarf. Mit der HIH-Gruppe im Rücken können wir dabei auf ein breites Spektrum an Immobilien-Know-how zurückgreifen – von Asset und Property Management bis zur Gesellschafts- und Finanzierungs-Strukturierung.
Welche Chancen bieten solche herausfordernden Projekte für die HIH?
Es mag paradox klingen, aber bei fortgeschrittenen, ins Straucheln geratenen Projekten sehen wir interessante Chancen. Oft wurde bereits viel investiert – an Planung, Zeit und Geld – und der Großteil des Risikos ist identifiziert. Wenn wir es schaffen, die Probleme zu lösen, können wir wertvolle Immobilien „aus den Trümmern“ heben. Wir haben die Erfahrung und die Struktur, um hier anzusetzen. Die Übernahme solcher Projekte erweitert unser Geschäftsfeld und füllt gewissermaßen eine Lücke im Markt. Zudem entsteht bei erfolgreicher Fertigstellung eine Win-win-Situation: Der Investor erhält ein funktionierendes Asset, die Nutzer bekommen das fertiggestellte Gebäude. Jedes erfolgreich gerettete Projekt beweist, dass auch in herausfordernden Situationen wertschonendes Handeln möglich ist – das reizt uns als Unternehmen besonders.
Warum ist diese Spezialisierung aus Ihrer Sicht strategisch relevant?
Institutionelle Investoren denken in langen Zeithorizonten. Für sie ist es essenziell, dass angefangene Projekte erfolgreich abgeschlossen werden – schließlich hängen daran Investmentziele, Renditeerwartungen und nicht zuletzt die Versorgung von Mietern oder Nutzern. Unser Service-Developer-Ansatz liefert hier ein Sicherungsnetz: Investoren wissen, dass sie mit uns im Notfall einen verlässlichen Partner haben, der einspringen und Projekte mit Expertise und der breiten Aufstellung im Unternehmen zum Erfolg führen kann. Wir wollen unsere Kapazitäten und unser Know-how einsetzen, um problembehaftete Projektentwicklungen für institutionelle Investoren erfolgreich fertigzustellen. Viele unserer Kunden – etwa Pensionskassen oder Versicherungen – haben nicht die immobilienwirtschaftlichen Kapazitäten oder die Projektentwicklerexpertise; sie schätzen in solchen Situationen starke Partner, um komplexe Situationen zu meistern. Indem wir diese Rolle übernehmen, ermöglichen wir es den Investoren, sich auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren, während ihr Projekt in guten Händen ist.
Die Nutzungsrechte wurden The Property Post zur Verfügung gestellt von HIH Projektentwicklung GmbH
Erstveröffentlichung: The Property Post Institutional